Dinslaken. . Bei Family Dinner in Dinslaken ist der Name Programm: Ralf und Julian Bazzanella sowie Many und Luca Miketta sind Väter und Söhne. Bald Auftritt.

  • Bei der Band Family Dinner in Dinslaken ist der Name schon Programm
  • Ralf und Julian Bazzanella sowie Many und Luca Miketta sind Väter und Söhne
  • Am 2. September treten die vier mit Schlagzeuger Jens Otto bei „Jazz an der Burg“ auf

Familiär ist die Atmosphäre im Burginnenhof eigentlich immer. Aber bei der diesjährigen Ausgabe von Jazz an der Burg am Samstag, 2. September, treffen sich nicht nur musikalisch verwandt fühlende Jazzer. Mit Family Dinner eröffnet eine echte Familienformation den Abend, bevor Jeff Cascaro auf der Bühne der Jazz Initiative Dinslaken das musikalische Schatzkästchen seiner „Soul Pearls“ öffnet.

Schon in der regulären „Jazz-in-Dinslaken-Reihe“ haben Julian Bazzanella (Klavier) und Luca Miketta (E-Gitarre) mit ihrer Schüler-Band (!) Reference Lime eindrucksvoll unter Beweis gestellt, über welches Potenzial die aktuelle, lokale Jazz-U21 verfügt. Moderner Fusion mit vertrackt-verschobenen Rhythmen, eingängigen Grooves und filigraner Spieltechnik. Also mehr davon, fand Veranstalter Thomas Termath. Und dachte sich zugleich ein „back to the roots“ dazu.

Denn der Jazz liegt Julian und Luca im Blut. Der eine ist Sohn des Dinslakener Saxophonisten Ralf Bazzanella, der andere hat die Jazz-Eltern Ruth (Gesang) und Many (Bass) Miketta. „Ich hatte keine Wahl“, pflegt Julian Bazzanella auf die Frage zu antworten, warum auch ihn der Jazz gepackt hat. Ebenso liegt es nahe, dass Väter und Söhne irgendwann gemeinsam auf die Bühne gehen.

Und wie es bei einem Familiendinner vorkommt, gesellen sich auch Freunde dazu. Bei Family Dinner trommelt Jens Otto vom Ruth Miketta Quintett und diese wird ebenfalls ihren Beitrag zum Konzert zusteuern.

Debüt in Frankreich

Johannes Hermens wird bei einem Stück als Gast am Schlagzeug sitzen. Denn auch er gehört in die musikalische Familiengeschichte der Bazzanellas und Mikettas.

Es war 2010 in seinem Haus in Frankreich: Die Erwachsenen probten für eine Reihe von Auftritten, Julian und Luca nutzten Zeit und Ort für ihre Ferien. Nun spielte aber Julian schon seit seinem siebten Lebensjahr Klavier und seit seinem neunten Schlagzeug. Und Luca greift bis heute nach der kleinen Gitarre im Esszimmer, die er mit vier Jahren bekam. Also hörten die damals Zwölfjährigen zunächst bei den Proben zu, dann machten sie mit. Auftritt inklusive. „Wir haben die beiden auf der Bühne nach vorne geschoben. Quasi eine Kelly Family des Jazz“, schmunzelt Ralf Bazzanella.

Danach gingen die beiden Jungen ihren eigenen musikalischen Weg. Luca hatte bereits mit acht Jahren seine eigene Rockband gegründet, bis heute ist er als Rock- und Alternativ-Gitarrist aktiv, auch wenn er im Herbst Jazz-Gitarre am Robert-Schumann-Institut in Düsseldorf studieren wird. Ganz ohne Jazz ging es auch vorher nicht, in seiner Schule in Bottrop spielte er in der Big Band.

Julian Bazzanella besuchte die Waldorf-Schule Dinslaken. Das bedeutet erst Bläserklasse, dann Waldorf Jazz Connection unter der Leitung seines Vaters, der dort Musiklehrer ist. Aber seine persönliche Leidenschaft zum Fusion, insbesondere zu Snarky Puppy, entwickelte sich unabhängig davon.

Dieser persönliche Einfluss führte zur Gründung von Reference Lime Anfang 2016, zu Julians eigenen Kompositionen und zum Einstieg von Luca in die Schulband, deren Niveau diese Bezeichnung kaum zulässt. Das Repertoire jener Formation bestimmt nun auch die Ausrichtung von Family Dinner. Was alles Schubladendenken über Generationen auf den Kopf stellt. Denn dadurch, dass Julian sich auf Musik der 1970er und 1980er Jahre beruft und diese weiterentwickelt hat, fühlen sich Ralf Bazzanella und Many Miketta nun nach eigenen Bekunden als diejenigen, die lernen müssen, auch wenn es sich um einen Musikstil aus ihrer eigenen Studienzeit handelt.

Auf Augenhöhe

Da kommt es zu Situationen, in denen ein Vater zwischen verschobenen Rhythmen und neuen Begegnungen auf Augenhöhe feststellen muss: „Wo ist die Eins? Von mir hast du das nicht.“ Der Jazz entwickelt sich halt weiter, wie jede hochentwickelte Sprache oder Technik. Um so spannender, wenn dies musikalisch Blutsverwandte zusammenbringt und andere daran teilhaben lässt.

Das Konzert wird zunächst ein einmaliges Erlebnis sein. Direkt nach dem Auftritt bei „Jazz an der Burg“ geht es für Julian Bazzanella für ein soziales Jahr nach Avignon.

Tickets für „Jazz an der Burg“ mit Jeff Cascaro und Family Dinner gibt es auch im Dinslakener Pressehaus für 19,50 Euro (erm. 12.50 Euro) zzgl. Verkaufsgebühr.