Wesel. . Naturfreunde entdeckten das geschwächte Tier. In der Schillkaserne wird es nun aufgepäppelt. Den Winter muss Fridolin am Niederrhein verbringen.
- Das Jungtier ist mangelernährt und muss von Menschenhand gefüttert werden
- Möglicherweise gaben die Elterntiere ihm das falsche Futter
- Im Frühjahr soll der Jungstorch wieder in die Natur zurückkehren
Wenn demnächst die Jungstörche ihre erste Reise antreten, wird dieser gar nicht mehr ganz so kleine Kerl nicht dabei sein. „Fridolin“ nennt Peter Malzbender ihn. Der etwa drei Monate alte Vogel stammt aus einem Nest, das die Familie Toonen in der Nähe ihres Gartenbaubetriebs an der Emmelsumer Straße aufgestellt hat. Aufmerksam verfolgen die Naturfreunde das Treiben der Vögel und bemerkten: Der Jungvogel schafft es nicht zurück ins Nest, er hat außerdem ein eigentümlich zerzaustes Gefieder. Toonens informierten den Nabu, dessen Vorsitzender Malzbender den Jungvogel nun in der Greifvogelstation der Schillkaserne aufpäppelt.
Unerfahrene Elterntiere?
Eine Flürener Tierärztin hat sich den Jungvogel angeschaut: Obwohl das Nest am Lippemündungsraum eigentlich hervorragende Futterquellen für die Störche bietet, war dieser mangelernährt. Und das, obwohl es für die Vogeleltern nur ein Junges zu versorgen galt. „Es kann sein, dass sie unerfahren sind“, meint Malzbender. Dafür spricht auch, dass es nur ein Ei gab. „Ältere Storchenpaare ziehen meist mehrere Junge groß.“
Eventuell gab es deshalb das falsche Futter für das Küken. Oder aber er hat etwas giftiges abbekommen, eine Stoffwechselkrankheit wäre eine weitere mögliche Ursache. Untersuchungen, eventuell auch der verlorenen Federn, sollen darüber Aufschluss bringen. Im Naturzoo Rheine im Münsterland kennt man sich mit den schönen Vögeln bestens aus, Malzbender wird dort Rat suchen. Fest steht aber jetzt schon: Mit diesem Federkleid wird der Jungstorch nicht fliegen können. „Der muss erst richtig durchmausern“, so Malzbender. Er rechnet im Frühjahr damit.
Der Jungstorch hat großen Hunger
Das Sicherheitspersonal an der Einfahrt der Schillkaserne staunte nicht schlecht, als der neue Gast ankam. Der hatte vorwitzig seinen Hals aus dem Karton gestreckt, die Welt beäugt und blitzschnell eine Fliege aus dem Auto geschnappt. Überhaupt: Fridolin ist immer hungrig. Mit einem durchdringenden Ton, halb Zischen, halb Jammern, fordert er seinen Anteil. Man beginnt zu ahnen, was es für die Elterntiere bedeutet, vier Jungvögel satt zu bekommen.
In der Greifvogelstation bekommt Fridolin ein breites Futterangebot: Mäuse, junge Ratten, Eintagsküken und diverse Mittel, um seine Mangelerscheinungen zu heilen, er schluckt alles und schnappt sich eine Libelle zum Dessert.
Raubvögel beeindrucken den Storch nicht
Von den Raubvögeln ringsherum zeigt sich der Storch nicht beeindruckt, er bewohnt die größte Voliere am Platz und wirkt gelassen.
Dass seine Gefangenschaft seine Fähigkeit, selbst Futter zu finden, beeinträchtigen könnte, glaubt Peter Malzbender nicht. Der Jungstorch ist ein Wildtier und das soll er auch bleiben, trotz des Namens. Wenn es irgend möglich ist, wird er versorgt und im kommenden Frühjahr wieder freigelassen.