Dinslaken. . Kai Magnus Sting bot gemeinsam mit Konrad Beikircher und Henning Venske im ausverkauften Burginnenhof einen vergnüglichen Krimiabend.

  • „Tod unter Gurken“: Kai Magnus Sting kam auch in diesem Jahr wieder zum Fantastival
  • Gemeinsam mit Konrad Beikircher und Henning Venske bot er einen vergnüglichen Abend
  • An diesem Abend blieb die Politik außen vor – stattdessen lasen die drei Krimis

Wie kommt der Koch in die Frühlingsrollen und warum bewahrt ihr Dialekt die Hamburger vor dem Ertrinken im Stehen? Diese und weitere spannende wie groteske Fragen beantwortete am Dienstagabend im Burginnenhof ein Kabaretttrio, dass das Etikett „All Star“ verdiente.

Kai Magnus Sting kehrte nach seinem Erfolg im vergangenen Jahr an gleicher Stelle „in einen der schönsten Innenhöfe Dinslakens bei einem der schönsten Open Air Festivals Deutschlands“ zurück. An seiner Seite: der rheinischste aller gebürtigen Südtiroler, Konrad Beikircher, sowie Henning Venske, Satiriker und eigentlich Vertreter des politischen Kabaretts.

An einem Abend wie diesem blieb die Politik außen vor

Aber die Politik blieb an diesem Abend außen vor. Hauen, Hacken und Stechen gibt es nämlich auch noch in einem anderem Genre: dem Kriminalroman. Und da kann es nicht zu bizarr, zu grotesk, zu makaber zugehen. Sting erinnert an die berühmtesten Fälle in den Überlieferungen von Poe, Doyle und Christie, um dann selbst seine Mörder zum lustvollen Meucheln auszusenden. Dabei bringt man bei Kai Magnus Sting seine Opfer gleich um die Ecke um die Ecke: „Am schönsten ist der Mord im gemütlichen Zuhause, der Tod unter Gurken.“

Eine Krimilesung war es also, die die Fantastivalgäste im ausverkauften Burginnenhof erwartete. Aber bei einer einfachen Lesung konnte es bei den Herren auf der Bühne nicht bleiben. Henning Venske („Ich brauche ihren Applaus nicht, ich bin für mich eitel genug“) ließ keine Gelegenheit aus, das Skript pointiert zu kommentieren.

Dem Rheinländer fällt zu allem ein Geschichte ein

Und Konrad Beikircher wäre ein schlechter Rheinländer, wenn ihm nicht zu allem eine Geschichte einfallen würde. Er erklärte dann auch gleich, wieso der Hamburger nicht im Stehen ertrinkt. Es läge an der Aussprache bzw. Nicht-Aussprache des Buchstabens „o“. Spräche er ihn nämlich korrekt offen aus, bestände die Gefahr, dass er seinen Mund nicht schnell genug schließen könne, wenn eine Springflut kommt. Schwapp, und er stände von innen voller Wasser: Tod durch Ertrinken im Stehen. Also ersetze er das „o“ durch das typisch norddeutsche „eou“. Der Mund bleibe fast zu und die Springflut schwappe vorbei.

Soviel Glück haben die Mordopfer in Stings Kurzkrimis nicht. Dafür sind sie aber auch nicht so sympathisch. Im Gegenteil. Wer bei Sting gehäckselt, zerstückelt und anschließend falsch zusammengenäht wird, hat es verdient. Immer. Das glauben zumindest die Mörder.

Ein geselliger Schrebergarten-Ripper

Beikircher schlüpft in die Rollen des geselligen Schrebergarten-Rippers; des stillen, ordnungsliebenden Buchhändlers, der seine Toten zur Mahnung an die Lebenden inszeniert; des Chinesen, der jeden, der das geheime Kochrezept klaut, das in den Familienteppich eingewoben ist, zur Frühlingsrollen-Füllung verarbeitet. O ja, der Südtiroler (mit der korrekten Betonung auf „Süd“) versteht sich auf mehr Dialekte als nur das Rheinische, ihm zuzuhören ist eine Freude.

Henning Venske mit seiner festen, ruhigen und sonoren Stimme blieb bei einem Charakter: Alfons Friedrichsberg – ein Rentner und Hobby-Detektiv, der immer schlauer ist als es im Krimi der Polizei erlaubt ist. Kai Magnus Sting übernahm in der Lesung die Funktion des Erzählers.

Krimi ist auch etwas Grusel – deshalb gibt’s Geräusch

Aber Krimi ist auch immer etwas Grusel, und Gruseln funktioniert ganz stark über Geräusche. Ein Rascheln, ein Knistern, der Ruf des Käuzchens in der Nacht, das Öffnen einer Papiertür. Der Mann für die Soundeffekte im Burginnenhof ist Markus Paßlick. „Ich stelle ihn Ihnen vor, aber der Name sagt Ihnen jetzt sowie nix“, lästert Kai Magnus Sting über den Perkussionisten, der an dem Abend viel einstecken musste, aber dafür auch mit verschüttetem Bier kräftig austeilte. Stimmt aber nicht – Paßlick ist den Stammgästen des Fantastivals seit vielen Jahren etwa als Mitglied der Götz-Alsmann-Band bekannt.

Ein bisschen Edgar-Wallace-Nostalgie, ein paar Anekdoten aus alten Fernseh- und Rundfunkzeiten, ein bisschen Mord. Eine Zuschauerin brachte es beim Verlassen des Burginnenhofs auf den Punkt: „War’ doch ein netter Abend.“