Voerde. . In Voerde wurde am Mahnmal Buschmannshof an das Kriegsende vor 72 Jahren erinnert. Schüler des Gymnasiums initiierten eine besondere Aktion.

  • Voerder Bürger erinnerten am Mahnmal Buschmannshof an das Kriegsende vor 72 Jahren
  • Bürgermeister Dirk Haarmann betonte die Wichtigkeit, das Leid der Menschen nicht zu vergessen
  • Schüler der Projektgruppe „Gegen das Vergessen“ begleiteten die Gedenkfeier mit einer besonderen Aktion

Weiße Luftballone steigen an der Straße Am Kindergarten in den Himmel. Es ist ein stilles und starkes Zeichen, das Gäste bei der Gedenkfeier zum 72. Jahrestag des Kriegsendes am Mahnmal „Buschmannshof“ als Schlusspunkt setzen. Die weißen Ballone stehen für die Hoffnung, dass sich die Vergangenheit nicht wiederhole. So hat Laura Dietrich aus dem Projektkurs „Gegen das Vergessen“ am Voerder Gymnasium die besondere Aktion vorher erklärt – und die Menschen aufgerufen, ihre Gedanken zu dem Thema auf eine der kleinen Karten niederzuschreiben und diese dann per Luftballon „in den Himmel und in die Welt“ fliegen zu lassen.

Weil sie mit so vielen Menschen nicht gerechnet hatten – mehr als 50 haben sich am Mahnmal versammelt – gibt es nicht für alle eine eigene Karte. Also tun sich einige zusammen. Die Schülerinnen und Schüler selbst haben sich dafür auch Zitate bedeutender Persönlichkeiten ausgesucht. Darunter eines von Indira Ghandi: „Mit einer geballten Faust kann man keinen Händedruck wechseln.“

Bald gibt es keine Zeitzeugen mehr

Fast 30 Jahre ist es her, dass auf Initiative der bis 2001 existierenden Friedensgruppe Voerde das Mahnmal Buschmannshof errichtet wurde. Es soll an das Schicksal der dort in einem Lager untergebrachten Zwangsarbeiterkinder erinnern. Die damalige Sprecherin der Friedensgruppe, Marlies Wellmer, hatte die Idee, an diesem Ort anlässlich des 70. Jahrestages des Kriegsendes als Dank für 70 Jahre Frieden in Europa ein Gedenken zu veranstalten. An diesem 8. Mai 2017 erinnert sie daran, dass Frieden „nicht selbstverständlich“ ist – was wir tagtäglich erleben würden.

An der Vita ihres Lehrers (geboren 1926) mahnt sie, dass es Zeitzeugen seiner Jahrgänge bald nicht mehr geben werde, sie betont die Bedeutung der Jüngeren und zitiert einen Satz der Holocaust-Überlebenden Eva Weyl, die der Projektkurs „Gegen das Vergessen“ bei einem Besuch des ehemaligen KZ-Durchgangslagers Westerbork traf: „Werdet meine Zweitzeugen.“

Bürgermeister Dirk Haarmann sieht die „Gefahr“ des Vergessens

Bürgermeister Dirk Haarmann sieht die „Gefahr“ des Vergessens – es zeige die Wichtigkeit, an einem „Fixpunkt“, wie er das Mahnmal Buschmannshof nennt, an das Leid zu erinnern, das der Zweite Weltkrieg über die Menschen gebracht hat. Und: Man sei es den Opfern aller Kriege schuldig, sich gegen Krieg einzusetzen.

Chiara Homey von der Projektgruppe „Gegen das Vergessen“ erklärt, dass sich das Geschehene nicht rückgängig machen lasse, aber: „Wir können ein Zeichen setzen, indem wir uns mit der Vergangenheit beschäftigen.“ Mit einem Klezmer-Stück (Phillip Maiwald an der Geige) und einem von Dustin Dion vorgetragenen Gedicht, das der Menschen gedenkt, die im KZ umgekommen sind, gestalten die Gymnasiasten die kleine Gedenkfeier des Weiteren aktiv mit.