Voerde. . Voerde kann bei der Rheindorf-Erneuerung nicht auf Bundesmittel setzen. Deichverband schließt Beteiligung seiner Mitglieder an diesen Kosten aus.

Es wäre zu schön gewesen: Die Stadt erhält zum zweiten Mal Mittel aus einem Förderprogramm des Bundesbauministeriums und kann damit einen großen Teil ihrer städtebaulichen Ziele, die sie Hand in Hand mit der Erneuerung des Hochwasserschutzes in Götterswickerhamm realisieren will, finanzieren. Doch der Traum ist vor wenigen Wochen geplatzt. Der erhoffte Finanzierungsplan, wonach die klamme Kommune mit Hilfe von Bundesmitteln ihre kalkulierten Kosten für die Umsetzung des städtebaulichen Konzeptes von fast 5,3 Millionen Euro auf einen Eigenanteil von knapp 530 000 Euro hätte drücken können, hat sich erledigt.

Auf den Umstand, dass die Stadt bei dem Wettbewerb leer ausgeht, war der Deichverband Mehrum immer vorbereitet, erklärte Deichgräf Ingo Hülser gestern auf NRZ-Nachfrage, schließlich sei es nach wie vor oberstes Ziel, den Änderungsantrag zur Erneuerung des Hochwasserschutzes in Götterswickerhamm vor den Sommerferien bei der Bezirksregierung einzureichen. Gegen den ursprünglichen Plan einer meterhohen Hochwasserschutzmauer durch den Ort und am Flussufer waren Bürger Sturm gelaufen, so dass der Deichverband eine alternative Lösung verfolgte. Diese beinhaltet, auf der vorhandenen Deichtrasse, der Dammstraße (L 4), zu bleiben, und dort mobilen Hochwasserschutz einzusetzen.

Nach der erfolglosen Bewerbung um eine Förderung stellt sich nun weiter die Frage, „wie Hochwasserschutz und Städtebau zusammengebracht“ werden können, wie der Deichgräf erklärt. Die Gremien seines Verbandes haben am Dienstag getagt und beschlossen, „sich den städtebaulichen Belangen nicht zu verschließen“. Entschieden wurde laut Hülser aber auch, dass die Mitglieder des Deichverbandes nicht an den durch den Städtebau verursachten Kosten beteiligt werden sollen und eine „geeignete Vereinbarung mit der Stadt zu treffen ist“.

Stadt will ursprüngliche Dorfstruktur wieder herstellen

Die Stadt möchte flankierend zum Hochwasserschutz in Götterswickerhamm die ursprüngliche Dorfstruktur mit Dorfplatz wieder herstellen. Die durch den Ort führende Straße wurde aus Gründen des Hochwasserschutzes im Laufe der Jahrzehnte sukzessive erhöht. Daraus folgte, dass die historischen Gebäude inklusive der Kirche deutlich tiefer liegen als die Dammstraße. Die früher bestehende Dorfplatzsituation, die das Ensemble aus Kirche, Schule, Gaststätte und Dorfladen bildete, ging mit dem Ausbau der L 4 verloren.

In Anbetracht der nicht fließenden Bundesmittel wird die Stadt ihren Plan für das Rheindorf wohl abspecken müssen, kann sie doch ihre dortigen millionenschweren Ambitionen nicht allein stemmen.

Sicherheitskonzept für gesamten Polder würde entfallen

Nach ihrem Plan wäre die Dammstraße im Bereich zwischen der Gaststätte „Zur Arche“ bis zum Kreisverkehr so tief abzusenken gewesen, dass der Deichverband dort einen 1,50 Meter hohen mobilen Hochwasserschutz hätte umsetzen müssen. Auf dem Abschnitt ist, wie in der vom Deichverband verfolgten Planung, nun wieder ein 50 Zentimeter niedrigerer Hochwasserschutz vorgesehen. 1 statt 1,50 Meter – das wirkt sich kostenmindernd aus. Gleiches gilt für das auf dem Abschnitt liegende Teilstück Gaststätte „Rheinwacht“ und Kirche. Dort soll die Dammstraße deutlich weniger abgesenkt werden, so dass statt einem 2,25 Meter hohen Hochwasserschutz 1,50 Meter ausreichen. Noch einmal kostenmindernd ist da laut Hülser, dass der mobile Hochwasserschutz bis zu dieser Höhe nur ein- und nicht zweireihig ausgeführt werden muss. Zudem entfiele dann das erforderliche Sicherheitskonzept für den gesamten Polder.

Soweit die Ausführungen des Deichverbandes – seitens der Stadt wurde gestern erklärt, dass sie sich zu dem Thema noch positionieren müsse.

>>Berechnungen laufen noch

Die Gesamtkosten für die Maßnahmen zum Hochwasserschutz werden sich laut Deichgräf Hülser auf deutlich mehr als zehn Millionen Euro belaufen. Die genaue Höhe konnte er gestern nicht nennen, weil noch nicht klar sei, wie hoch der Aufwand für die Fundamente ist, auf denen der mobile Hochwasserschutz stehen wird. Geotechniker und Tragwerksplaner seien dabei, dies zu berechnen.

Die Förderquote des Landes bei Hochwasserschutzmaßnahmen liege aktuell bei 80 Prozent, 20 Prozent müssen die etwa 1000 Mitglieder des Deichverbandes stemmen.