Dinslaken/Voerde/Hünxe. . In Dinslaken wurden 2016 fast die meisten Fahrräder im Kreis geklaut, Voerde liegt auf Platz 6. An diesen Stellen schlagen die Diebe gerne zu.
- In Dinslaken wurden im Jahr 2016 fast die meisten Fahrräder im Kreis Wesel geklaut
- Voerde liegt auf Platz 6, Hünxe auf dem vorletzten Platz
- Am liebsten schlagen die Diebe am Bahnhof und neben der Neutorgalerie zu
Im Kreis Wesel werden immer mehr Fahrräder gestohlen. 2581 Drahtesel verschwanden im vergangenen Jahr im Kreisgebiet – das sind durchschnittlich sieben Fahrrad-Diebstähle am Tag. Die Zahl steigt seit drei Jahren an. Die meisten Fahrräder verschwinden in Moers (555) und Dinslaken (554) – meist auf Nimmerwiedersehen. Eine Ursache für den Anstieg der Diebstähle könnte die steigende Qualität der Räder sein, meint Roland Wolff, Kripo-Leiter im Kreis Wesel.
Das sind die Zahlen
In Dinslaken wurden im vergangenen Jahr 554 Fahrräder gestohlen – 89 mehr als im Jahr zuvor (465) und 113 mehr als 2014 (441). Auch in Voerde schlugen die Fahrraddiebe häufiger zu: 2014 wurden 115 Räder geklaut, 2015 waren es 117 – und im vergangenen Jahr 156. „Fahrraddiebstahl – bei uns?“ Klaus Herbst auf der Hünxer Polizeiwache lacht. 33 Fahrräder wurden 2016 im Golddorf gestohlen – mehr als doppelt so viele wie 2015. Dennoch liegt Hünxe damit im Kreis auf dem vorletzten Platz.
Das sind Schwerpunkte
Die meisten Fahrräder verschwinden an Bahnhöfen. Ein Schwerpunkt ist nach wie vor der Dinslakener Bahnhof, sagt Ulf Pancur, Kriminalhauptkommissar bei der Polizei in Dinslaken. Daran ändere auch die Fahrradwache nichts. „Wenn da 1000 Leute am Tag ihr Rad abstellen und wieder holen, sehen Sie nicht, ob eines gerade gestohlen wird.“ Die Täter würden gezielt zu einem Rad gehen, sich bücken, das Schloss durchkneifen und davonradeln.
Das funktioniere ganz besonders gut an sehr belebten Plätzen, weiß Pancur. Ein neuer Schwerpunkt des Fahrraddiebstahls in Dinslaken sei daher der Nebeneingang der Neutorgalerie, so Pancur. „Zum Teil sitzen andere Leute daneben, sagen nichts, schauen weg“, ärgert er sich. Und die Geschädigten haben das Nachsehen.
Das sagen unsere Facebook-Leser
Wir haben die Leser unserer Facebookseite nach ihren Erfahrungen gefragt. Bettina Zinke wurden in den vergangenen Jahren zwei Räder gestohlen: eines am Bahnhof „trotz Fahrradwache“, wie sie schreibt, das nächste an der Neutorgalerie. Ähnlich erging es Maik Seehöfer: Um 6.45 Uhr hatte er sein Rad am Bahnhof abgestellt, um 16 Uhr war es weg.
An der Abstell-Anlage vor der Stadtbibliothek schlugen Diebe lange Zeit gerne zu. Auch am Freitag verschwand hier ein Fahrrad, schreibt uns eine Bestohlene. Ein Schwerpunkt sei die Stelle aber nicht mehr – „wahrscheinlich, weil wir da ein paarmal jemanden festgenommen haben“, so Pancur.
Zunehmend werden Zweiräder auch von Schul- und Privatgrundstücken gestohlen. „Die Täter klettern über Zäune, brechen in Garagen ein“, sagt Roland Wolff. In Hünxe wurden auf diese Weise einige Räder geklaut, so Klaus Herbst. Sigi Krügers Rad etwa wurde vom Hof in Hünxe-Bruckhausen entwendet, schreibt er auf Facebook.
Besonders dreist: Das Fahrrad des Voerder Pastoralreferent Markus Gehling wurde im vergangenen Jahr während der Messe am Paulushaus gestohlen. Er hatte Glück: Spaziergänger fanden das Rad im Wald. Auch Keller werden ausgeräumt. Viele Leser berichten uns von Diebstählen im Dinslakener Bruch, einige auch aus dem Averbruch, eine Leserin erzählt von einer Einbruchserie in Oberlohberg, bei der in der vergangenen Woche auch Fahrräder verschwanden.
Wer sind die Täter?
Einerseits gibt es gewerbsmäßige Diebstähle: Die Täter fahren mit dem Bulli vor, laden Räder ein, die „zwar abgeschlossen aber nicht angeschlossen sind und knacken die Schlösser dann an einem anderen Ort“, weiß Pancur. Dann gibt es noch die Fahrräder, die, so Klaus Herbst aus Hünxe, „bedarfsmäßig nach privaten Feiern“ geklaut werden – weil der Dieb einen fahrbaren Untersetz benötigt. Ulf Pancur berichtet zudem von Drogenabhängigen aus Duisburg, die die gute Straßenbahnverbindung ausnutzen: Sie kommen mit der Straßenbahn nach Dinslaken, klauen am Bahnhof ein Rad „und steigen damit wieder in die Bahn“.
Wohin verschwinden die Räder?
Die Aufklärungsquoten beim Fahrraddiebstahl sind schwankend. Im vergangenen Jahr konnte die Polizei im Kreis Wesel zwei Serien aufklären – und 80 bzw. 120 Fahrräder wiederfinden. Weil so viele Räder nicht mehr auftauchen, vermutet Pancur, dass sie in den Osten verschwinden. Viele, so sagt Wolff, werden auch im Internet vertickt.
Wer zahlt bei Diebstahl?
Die Städte haften nicht für geklaute Räder, selbst, wenn sie aus einem bewachten und bezahlten Bereich verschwinden, sagt Dinslakens Stadtsprecher Horst Dickhäuser. In manchen Fällen ersetzt die eigene Hausrat-Versicherung das Rad. Auch bei Schulen kann man sich nach einer Versicherung erkundigen. Und es gibt spezielle Fahrrad-Versicherungen.
Wie kann man sich schützen?
Die Polizei rät, Fahrräder zu codieren — bei der Polizei oder beim Händler. Das helfe nicht nur, das Rad zuzuordnen, wenn es gefunden wird. Sondern es schrecke professionelle Täter auch ab, sagt Roland Wolff: „Die Nummer ist nicht in Gänze zu entfernen“. Das Rad sei schwer zu verhökern. Pancur rät zu Faltschlössern: Die seien nicht einfach durchzukneifen.
Am Bahnhof in Voerde und Dinslaken gibt es Fahrradboxen zu mieten. Allerdings gibt es Wartelisten. In Friedrichsfeld gibt es eine geschlossene Abstellanlage.
Einige ganz findige Fahrradbesitzer haben in Dinslaken den sichersten Ort als Parkplatz entdeckt: Sie ketten ihr Zweirad vor der Polizeiwache an. Eigentlich sind die Ständer für Besucher der Wache gedacht, so Pancur. Verschwunden sei hier aber noch nie ein Rad.
>> HINTERGRUND
2014 wurden im Kreis Wesel 2166 Räder gestohlen, 2015 schon 2221, im Jahr 2016 waren es noch einmal 360 Fahrräder mehr. Allerdings wurden 2014 so wenige Fahrräder geklaut wie seit Jahren nicht: Im Jahr 2008 etwa verschwanden im Kreis Wesel 3936 Fahrräder!
Die meisten Räder verschwanden 2016 in Moers (555), gefolgt von Dinslaken (554) und Wesel (514).