Dinslaken. NRZ-Serie: Im „Krug“ an der Augustastraße in Dinslaken geht es familiär zu. Viele Stammgäste treffen sich an der Theke oder zum Dartspielen.

  • Neue NRZ-Serie stellt Kneipen und Gaststätten in Dinslaken, Hünxe und Voerde vor.
  • Im Dinslakener Lokal „Zum Krug“ treffen sich die Gäste an der Theke oder zum Dartspielen.
  • Stammgäste kommen - bei wechselnden Besitzern - schon seit Jahrzehnten in die Kneipe.

Die typische Eckkneipe im Ruhrgebiet als Treffpunkt für Menschen, die nicht nur ein kühles Blondes, sondern auch einen netten Plausch wollen: Das sind die Wirtshäuser, die Lokale, die Pinte oder die Dorfschenke. Wir kennen viele verschiedene Namen, das zu beschreiben, was für uns noch selbstverständlich ist.

Aber wie lange noch? Früher, erzählt Wirt „Micky“ vom Krug, gab es zwölf Kneipen auf der Augustastraße. Nicht viele seien geblieben. Ein aussterbendes Gewerbe, das gegen den Trend der Zeit anzukämpfen hat. Kneipenkultur – das scheint nicht mehr „in“ zu sein. Man muss sich schon etwas Besonderes einfallen lassen, um die Menschen anzusprechen.

Viele kommen zum Dartspielen in den „Krug“

Micky, wie er von allen genannt wird, und seine Lebensgefährtin Beata sind zufrieden. Neujahr 2010 eröffneten sie das Lokal. Die Nachbarn seien neugierig gewesen, „auf einmal war es rappelvoll“, erinnert sich der Wirt. Man musste die Dart-Automaten sogar in der Küche aufbauen. Und was einmal klein anfing, wurde mit der Zeit immer bedeutender.

Ein Anbau entstand, wo jetzt sechs E-Dart-Automaten und vier Steel-Dartboards stehen. Der jüngste Dartspieler sei 14 Jahre alt, der älteste 80 Jahre, sagt der Wirt stolz. „120 aktive Spieler kommen mehrfach in der Woche“. Das „Team Dinslaken“, bestehend aus allen Klassen von Anfängern bis Profis, war vier Mal in Folge Bundesliga-Meister, viele weitere Pokale im Schank- und Dartraum zeugen von großen Erfolgen.

Die Pizza können Hungrige sich von nebenan holen

Schon der Name der gemütlichen Kneipe, in der es familiär zugeht, verspricht das, was wir als selbstverständlich hinnehmen, aber irgendwann vermissen werden: Eine gutbürgerliche Gaststätte als Mittelpunkt der Gesellschaft. Wer in den „Krug“ kommt, trifft Freunde, kann über sich und seine Sorgen reden, von der Arbeit abschalten oder auch seine Pizza von Gegenüber bei einem kühlen Getränk genießen.

„Man kann die Uhr nach den Leuten stellen“, sagt die herzliche Wirtin lachend. Man kennt sich und ist gerne international. Carl Braithwaite kommt zum Beispiel aus England und fühlt sich hier wie zuhause. Sogar aus den Niederlanden würden die Leute zum Darten kommen, sagt Micky.

Wirte haben schon Freunde unter den Gästen gefunden

Hinter Butzenscheiben stehen Gläser, die Zapfanlage an der weiträumigen Theke ist blank poliert. Es gibt viele Stammgäste, jeder kennt jeden und am Wochenende ist die Theke voll. Dann wird auch Fußball gezeigt. Einmal im Monat kommt eine Gruppe Frauen, die sich wohl fühlen, es sich zusammen gut gehen lassen und einfach singen.

Das gefällt den beiden Wirten, die schon viele Freunde unter den Gästen gefunden haben. Erwin Beckmann (77) zum Beispiel. Seit 25 Jahren kommt er nun schon. Er hat viel gesehen, auch häufige Wechsel der Betreiber. Er genießt den Kontakt zu den jüngeren Kunden.

Die Gäste erzählen gerne alte Geschichten

„Das Alter spielt keine Rolle“, sagt Beckmann. Und dann wird nach alten Geschichten gekramt wie in einer getragenen und geliebten Westentasche. Früher einmal, so Beckmann, sei ein Gast, der „Otto“, mit einem Papagei auf der Schulter reingekommen und habe sein Bier bestellt. Der Papagei konnte sprechen, erinnert sich auch Franz Jelenc (78).

Es gibt viel von damals zu erzählen. Über die Einrichtung in der seit 1936 bestehenden Gaststätte, dass die Theke auf der anderen Seite war und die Tür weiter rechts. Die Geschichte mit dem Pferd in der Kneipe kommt auf, aber was es damit auf sich hat, wird im zweiten Teil unserer Serie erzählt…