Dinslaken. . Freund, Verräter, Selbstmörder aus Reue. Zu recht verabscheut oder nicht auch dämonisiert und für eigene Zwecke missbraucht, um noch mehr Unrecht zu legitimieren? Judas Ischariot ist im Christentum das, was ausgerechnet Jesus, den er verriet, über sich selbst sagte: Ein Stein des Anstoßes. In der Passionszeit, am Sonntag, 2. April, um 17 Uhr präsentieren der Förderverein Kultur und Ev. Kirche in Dinslaken und die Ev. Kirchengemeinde Dinslaken in der Stadtkirche. „Die Verteidigungsrede des Judas Ischariot“ von Walter Jens, szenisch gelesen von Adnan G. Köse.
Freund, Verräter, Selbstmörder aus Reue. Zu recht verabscheut oder nicht auch dämonisiert und für eigene Zwecke missbraucht, um noch mehr Unrecht zu legitimieren? Judas Ischariot ist im Christentum das, was ausgerechnet Jesus, den er verriet, über sich selbst sagte: Ein Stein des Anstoßes. In der Passionszeit, am Sonntag, 2. April, um 17 Uhr präsentieren der Förderverein Kultur und Ev. Kirche in Dinslaken und die Ev. Kirchengemeinde Dinslaken in der Stadtkirche. „Die Verteidigungsrede des Judas Ischariot“ von Walter Jens, szenisch gelesen von Adnan G. Köse.
„Judas ist mir über die Jahre ans Herz gewachsen“. Mit dieser Bemerkung überrascht Gerhard Greiner, Flüchtlingspfarrer i. R. und Vorsitzender des Fördervereins, gleich zu Beginn des Pressegesprächs in der Ev. Stadtkirche. Und begründet dies gleich mit einer ganzen Auswahl theologischer Schriften. Zum Beispiel Helmut Gollwitzers „Krummes Holz – Aufrechter Gang“, in dem es heißt. „Die Versöhnung durch das Kreuz ist die Frohe Botschaft für Judas Ischariot“. Greiner zeigt die Reproduktion eines Freskos von Giotto, Judas verhüllt Jesus beim verräterischen Kuss mit seinem Mantel, der Körper verschwindet vollständig. „Die beiden waren Freunde, vielleicht enger als Petrus und Jesus“, glaubt Greiner. Wollte Judas Christus als politischen Führer gegen die Römer, was dieser ausgeschlagen hat, geschah der schnell bereute Verrat aus Enttäuschung? „Mir geht es darum, den Judas zu retten, dass er den Stellenwert bekommt, der ihm zusteht“. Die Idee, den Text von Walter Jens als eine mögliche Annäherung an die Gestalt des vor allem antisemitisch missbrauchten Judas in der Stadtkirche aufzugreifen, kam Greiner beim Besuch der Theatervorstellung im letzten Jahr in der Herz-Jesu-Kirche Oberlohberg.
In der Stadtkirche wird Adnan Köse den Judas-Monolog sprechen. Die beiden kennen sich, seit der Regisseur, Schauspieler und Autor den Flüchtlingspfarrer für seinen Dokumentationsfilm „Letzte Zuflucht“ zum Interview vor die Kamera holte. Gerhard Greiner wiederum lud Adnan Köse ein, im Rahmen des Rendezvous nach Ladenschluss zu lesen. „Händels Auferstehung“ von Stefan Zweig wurde ein so großer Erfolg, das Anschlusslesungen in der katholischen Kirchengemeinde folgten. Nun also der Text von Walter Jens, den Adnan Köse, ganz im Sinne eines offenen Dialoges, durchaus auch kritisch sieht: „Judas wäscht sich zu sehr rein“. Ist das die Interpretation eines Autoren, der selbst von Schuldgefühlen der deutschen Vergangenheit geplagt wird? „Judas ist auf jeden Fall eine faszinierende Figur“ so der Schauspieler Köse über seine Rolle. „Ich kann mich gar nicht mit ihm identifizieren“, gesteht er und nimmt somit die künstlerische Herausforderung an, „was es so spannend macht. Ich suche jetzt nach Facetten, wo ich einzelne Dinge verstehen kann. Und ich finde das Thema spannend, wo gerade jetzt wieder so schnell und von so vielen aus den unterschiedlichsten Ecken ‘Hexenjagd’ auf Einzelne gemacht wird“.
Adnan Köse liest „Die Verteidigungsrede des Judas Ischariot“ von Walter Jens am Sonntag, 2. April, um 17 Uhr in der Ev. Stadtkirche. Veranstalter sind der Förderverein Kultur und Ev. Kirche in Dinslaken und die Ev. Kirchengemeinde Dinslaken. Der Eintritt zu der von der Niederrheinischen Sparkasse Wesel Dinslaken unterstützten Veranstaltung ist frei, um eine Spende am Ausgang wird gebeten.