Dinslaken/Voerde/Hünxe. Hiesfeld und Hünxe haben Bücherschränke aufgestellt und mit Krimi, Kinderbuch &Co. bestückt. Voerde stellt einen Schrank auf den neuen Markt.
- Ekkehard Hoch von der Werbegemeinschaft ist sehr überrascht über die positive Resonanz aus Hiesfeld
- In Hünxe betreut die Mittelstand- und Wirtschaftsvereinigung zwei gelbe Telefonzellen voller Bücher
- Voerde möchte Anfang März einen Stahlschrank auf dem neugestalteten Marktplatz aufstellen
Wenn sich Bibi Blocksberg neben Benjamin Blümchen einreiht, und Beckett, Boyle oder Boyne von oben auf beide herabblicken, wenn das Kochbuch mit dem Krimi kuschelt und der Liebesroman am Lexikon liegt – dann steht man mitunter in einem Bücherschrank. Das Prinzip dieser im öffentlichen Raum aufgestellten Schränke ist denkbar einfach: Jeder kann sowohl Bücher mitnehmen, die er gerne lesen möchte, als auch eigene Schmöker abgeben, die er nicht mehr braucht und anderen kostenfrei zur Verfügung stellen möchte.
Seit Anfang des Jahres hat Hiesfeld einen Bücherschrank auf dem Marktplatz stehen, Hünxe bereits seit Ende 2015 zwei Stück im Gemeindegebiet: Einer steht in Drevenack auf dem Privatgrundstück neben der Polizeiwache, der andere auf dem Marktplatz. Regelmäßig begutachtet werden die Bücherschränke von Privatleuten. Die NRZ hat mit ihnen gesprochen und erste Erfahrungen erfragt.
Gläserner Kasten in Hiesfeld
„Ich bin sehr positiv überrascht“, sagt Ekkehard Hoch von der Werbegemeinschaft Hiesfeld. Die Stadt hat den Verein gebeten, „ein Auge auf den Bücherschrank zu werfen“, das macht Hoch nun seit Beginn des Jahres. Und, so sagt er, staunt dabei immer wieder: Über die ausschließlich positive Resonanz der Hiesfelder, aber auch über so manches Buch, das seinen Weg in den gläsernen Schrank findet. Bleiben dürfe all das, was andere noch lesen könnten, alte, zerfallende Bücher würde er aussortieren – das sei aber noch nie vorgekommen.
Im Januar hat die Werbegemeinschaft den Schrank mit den ersten Büchern bestückt. „Nach zwei Wochen war er erstmals leer“, erzählt Ekkehard Hoch. „Mittlerweile aber haben die Hiesfelder gelernt, dass sie dort auch selbst Bücher reinpacken können.“
Kürzlich habe die Werbegemeinschaft ein Scharnier am Schrank austauschen lassen müssen. „Da waren die Leute schon besorgt, ob es sich um Vandalismus handelt.“ Den aber, so Hoch, habe es hier noch nie gegeben. Auch anfängliche Bedenken bezüglich der Nässe im Schrank hätten sich nicht bestätigt – durch den gläsernen Rundumschutz blieben die Bücher immer trocken.
Gelbe Telefonzellen in Hünxe
In Hünxe werden statt Kästen zwei alte gelbe Telefonzellen als Bücherschränke genutzt; eine auf dem Marktplatz und eine weitere an der Polizeiwache in Drevenack. „Die Idee mit den Telefonhäuschen habe ich aus dem Urlaub mitgebracht“, erzählt Heinz Lindekamp. Für die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung (MIT) der CDU Hünxe begutachtet er die Schränke seit über einem Jahr regelmäßig. „Bei denen handelt es sich allerdings nicht um die originalen gelben Telefonzellen“, erklärt der 63-Jährige. Die MIT habe aktuellere Häuschen – die grau-magentafarbenen – aus einem Berliner Lager in der Gemeinde aufgestellt, die nämlich seien größer als die alten Gelben. „Anschließend haben wir die Telefonzellen komplett aufgearbeitet und gelb lackiert“, sagt Lindekamp. Ortsansässige Firmen hätten dabei finanziell wie fachlich unterstützt, darunter der Entsorgungsfachbetrieb „Blumenroth“ und der Baustoffe-Betrieb „Brücker & Schulte“.
„Die Schränke sind zum Bersten voll“, sagt Lindekamp, spricht von ausnahmslos positiver Resonanz. „Wir wollten die Leute wieder ans Lesen bringen: Das war der Gedanke dahinter – und das ist geglückt.“
Stahlschrank in Voerde
In Voerde steht bislang noch kein Bücherschrank. Das soll sich im Zuge der Neugestaltung des Rathausplatzes ändern: „Anfang März wollen wir hier einen aufstellen – in Sicht- und Nutzweite der Außengastronomie“, sagt Wilfried Limke, Erster Beigeordneter der Stadt. Der Kasten wird von „innogy“ (ehemals RWE International SE) gesponsort, soll dem in Hiesfeld ähnlich sein; mit gläsernen Türen zum Wetterschutz und Cortenstahl in rostiger Optik. Der Bücherschrank sei eine „sehr gewünschte Möblierung“ und „soll die Verweildauer zusätzlich erhöhen“. Der Erste Beigeordnete: „Der Schrank soll von Bürgern für Bürger sein.“