Dinslaken/Voerde/Hünxe. Vor allem Kiefern hat der Sturm im Kreis Wesel geknickt. Andere Pflanzen nehmen den Platz für sich ein, der Wald verändert sein Gesicht.

  • Am 17. Januar 2007 fegte der Orkan Schneisen in die Wälder, vor allem Nadelbäume knickten reihenweise um
  • Heute holt sich die Natur die kahlen Flächen zurück. Douglasien und Adlerfarn dominieren die Szene
  • Wildschweine nutzen das dichte Gestrüpp, um sich zu verstecken - hier ist Vorsicht geboten

Erste Böen kamen gegen 13.47 Uhr, da lief sich Orkantief Kyrill warm. Am 17. Januar 2007, heute vor zehn Jahren, fegte der Sturm bis zu 150 000 Kubikmeter Holz in den Wäldern des Weseler Forstamtsbezirks um, Kahlflächen von bis zu 500 Hektar entstanden. Eine Nacht, die Feuerwehr, Forstleute und viele andere nicht so schnell vergessen werden.

Inzwischen ist Adlerfarn über die Sache gewachsen, im Sommer bis zu drei Meter hoch. Unterbrochen von Brombeerbüschen, junge Douglasien sind auf dem Vormarsch und versuchen, sich gegen den Farn zu behaupten. Die Natur holt sich die Flächen zurück, auf denen vor allem Nadelbäume, meist Kiefern, genickt sind wie die Streichhölzer. Wir haben Förster Michael Herbrecht gefragt: Was ist nun, zehn Jahre nach Kyrill? Es wächst ein anderer Wald heran.

Nadelbäume wurden umgemäht

In erster Linie, so Herbrecht, traf der Sturm die Privatwälder. In Drevenack beispielsweise, Kamp-Lintfort, Alpen, Sonsbeck, Hünxe und Schermbeck. „Das liegt daran, dass der Staatswald schon viele Jahre naturnäher bewirtschaftet wird“, erläutert Herbrecht. Es werden keine Nadelbäume mehr gesetzt, nur Laubbäume.

Nadelbäume dominieren viele Privatwälder, und sie sind angreifbar. Anders als die Laubbäume bieten sie im Winter noch Widerstand. Sturmtief Ela dagegen, Jahre später zu Pfingsten, erwischte eher Buchen & Co. Kyrill holte sich meist die Kiefern, Douglasien erwiesen sich als standfester.

Im dichten Gestrüpp stecken die Wildschweine

Herbrecht zeigt uns einen klassischen Kyrillschaden in der Krumbeck nahe der A3-Ausfahrt Dinslaken Nord: Am Rande sind einige Kiefern stehen geblieben, in der Mitte haben die Forstleute Buchen gesetzt und gegen Verbiss geschützt. Und von der Seite rücken die Douglasien vor, um den neuen Platz für sich einzunehmen.

So sah es vor zehn Jahren im Spellener Heidewald aus.
So sah es vor zehn Jahren im Spellener Heidewald aus. © Heinz Kunkel

Das dichte halbhohe Gestrüpp bereitet Sorgen. „Da stecken die Wildschweine drin“, sagt Herbrecht. Dort sind die Tiere ungestört. „Ich empfehle, in diesen Bereichen Hunde anzuleinen.“ Wildschweine seien eher harmlos, also eigentlich.

Die Douglasie dominiert den Wald

Ein neuer Wald wächst heran und die häufig verschmähte Douglasie scheint ihn ganz von selbst zu dominieren. Vor der Eiszeit war sie mal heimisch. Für den Hünxer Staatswald, den Kyrill, „der Sausack“, wie Herbrecht ihn nennt, verschont hat, wurde der Orkan rund drei Jahre später zur Last.

Da hatte der Holzmarkt die noch brauchbaren Bäume verwertet, die betroffenen Wälder konnten keinen Nachschub liefern. Plötzlich musste im Staatsforst deutlich mehr Holz geschlagen werden, um den Markt zu sättigen. Bäume lassen sich nicht ewig lagern, „Holz ist eine verderbliche Ware“.

In Voerde hielten sich die Schäden in Grenzen

Auch Wilfried Limke, Planungsdezernent der Stadt Voerde, kann sich noch sehr gut an den Sturm erinnern. „Ich war damals mit dem Auto auf der Bundesstraße 58 inmitten von umknickenden Bäumen unterwegs und hatte einen derartigen Orkan bislang so nicht erlebt“, so Limke.

In Voerde hielten sich die Schäden nach dem Sturm jedoch in Grenzen und sind zehn Jahre später längst Geschichte. „Das Stadtgebiet hat glücklicherweise relativ wenig abbekommen“, erinnert sich der Technische Beigeordnete.