Dinslaken. . Im Dinslakener Standesamt staut sich die Bearbeitung der Papiere. Eltern sind verärgert, weil sie kein Kinder- oder Elterngeld beantragen können.
- Im Dinslakener Standesamt hat sich ein Bearbeitungsstau gebildet
- Laut Verwaltung liegt dies am hohen Anteil ausländischer Kinder
- Für sie gelten die Bestimmungen des Heimatlandes, dadurch steigt die Bearbeitungszeit
Die Situation ist für die Verwaltung und für frisch gebackene Eltern gleichermaßen ärgerlich: Im Standesamt hat sich ein Bearbeitungsstau bei der Ausstellung von Geburtsurkunden gebildet – mindestens sechs Wochen müssen Eltern auf das Dokument warten, teilt das Rathaus mit. Grund sei der hohe Anteil an Kindern ausländischer Eltern und der damit verbundene erhöhte Arbeitsaufwand.
Denn in diesen Fällen sei die Prüfung und Beurteilung nach dem Namensrecht des Herkunftslandes notwendig, teilt die Stadt-Pressestelle mit. Und nicht immer stünde das im Einklang mit den deutschen Bestimmungen. So führe das Prozedere aufgrund des Arbeitsaufwandes zu längeren Bearbeitungszeiten. Bei den jährlich etwa tausend Geburten in Dinslaken -- darunter sind viele Mütter aus umliegenden Kommunen – liege der Anteil der nicht deutschen Familien bei 45 Prozent.
Vorgaben des Heimatlandes müssen erfüllt werden
Während Geburtsurkunden für türkischstämmige Kinder für die Beurkundungsbeamten schon zur Routine gehörten, erforderten Geburten syrischer, afghanischer oder afrikanischer Mädchen und Jungen einen Mehraufwand, erklärt die Stadtverwaltung. „Wir müssen die Vorgaben des Heimatlandes erfüllen“, so Stadtsprecher Horst Dickhäuser. Für die Eltern bedeutet das, dass sie sich vorläufig mit einer Kopie der Geburtsanzeige begnügen müssen, was zum Beispiel bei der Kindergeldkasse zu Problemen führt. In der Vergangenheit haben sich Eltern bereits über Verzögerungen beschwert.
Dazu komme auch, teilt die Verwaltung weiter mit, dass das Beurkunden der Geburten mittlerweile über das jeweilige Krankenhaus veranlasst werde, das die Post per Boten ins Rathaus schicke. So kämen die Unterlagen stoßweise an und stapelten sich im Standesamt. Dort sind drei Mitarbeiter für die Geburtsurkunden zuständig.
Personal kann nicht kurzfristig aufgestockt werden
Kurzfristig Beschäftigte aus anderen Ämtern zur Verstärkung im Standesamt einzusetzen, sei wegen der komplizierten Materie und der dünnen Personaldecke nicht möglich, erklärt Dickhäuser. So bleibe den Mitarbeitern nur, den Berg aus dem alten Jahr schrittweise abzuarbeiten. Dass dies bei den Eltern zu Verärgerung führt, sei verständlich. „Wir sind mit der Situation nicht glücklich“, räumt Dickhäuser ein und bittet um Verständnis.
Doch für Familien kann diese Verzögerung zum Problem werden – wie für Familie Kalisch. Seit einem Monat, so Angelina Kalisch, warte sie schon auf das Dokument. Laut Auskunft des Standesamtes sei vor Ende Januar nicht damit zu rechnen. „Die Folge ist, wir können das Elterngeld nicht beantragen, kein Kindergeld und unser Kind kann nicht krankenversichert werden, weil für alles die Geburtsurkunde benötigt wird“, schildert die junge Mutter.
Finanzielle Engpässe für Familien
Das Geld fehle der Familie. „Wir schrauben unsere Bedürfnisse zurück, damit es unserem Kind an nichts fehlt.“ Ähnliches berichtet Jenny Möllmann via Facebook. Acht Wochen wartete die Familie im Sommer auf die Urkunde, geriet vorübergehend in finanzielle Engpässe.
Ingo Lora ist am 28. Dezember Vater geworden. Ihm sei gesagt worden, dass die Geburtsurkunde erst im Februar komme. „Wir sind aus allen Wolken gefallen, schließlich sind Elterngeld, Kindergeld, Krankenkassenanmeldung und die damit verbundenen Arztbesuche doch noch im Januar zu erledigen“. Aus seiner Tätigkeit als Bestatter seien ihm Wartezeiten beim Standesamt bekannt, was zu Komplikationen bei Beerdigungen führe.
Wartzeiten sind kein neues Problem
Verzögerungen bei Geburtsurkunden waren offenbar bereits früher ein Thema – das berichten User auf der Facebook-Seite der Redaktion. So schreibt Cindy Kim Beran, dass sie schon vor 12 Jahren mehrere Wochen warten musste, Michael van der Leij sagt, dass es 2015 bei der Geburt seiner Tochter ähnlich war und Jenni Lauer schildert, dass sie sich 2013 drei Monate gedulden musste.