Dinslaken. . „Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn man alles vergisst?“, fragt Tilda (Anne Bedenbender) ihren Großvater Amandus (Achim Wolff) und der antwortet: „Wie Honig im Kopf.“ Gemeint ist Alzheimer, diese unheilbare Form der Demenz, thematisiert in einem Bühnenstück von Florian Battermann und inszeniert von der Komödie am Altstadtmarkt in Braunschweig. Grundlage ist der gleichnamige Film von Til Schweiger, der 2014 im Kino große Erfolge feierte.

„Wie fühlt sich das eigentlich an, wenn man alles vergisst?“, fragt Tilda (Anne Bedenbender) ihren Großvater Amandus (Achim Wolff) und der antwortet: „Wie Honig im Kopf.“ Gemeint ist Alzheimer, diese unheilbare Form der Demenz, thematisiert in einem Bühnenstück von Florian Battermann und inszeniert von der Komödie am Altstadtmarkt in Braunschweig. Grundlage ist der gleichnamige Film von Til Schweiger, der 2014 im Kino große Erfolge feierte.

Das Publikum ging am Dienstagabend in der Aula des Otto-Hahn- Gymnasiums auf eine Achterbahn der Gefühle. Erzählt wird die Geschichte eines schweren Weges, der trotz aller Traurigkeit mit Hoffnung und Heiterkeit gespickt ist. Opa Amandus, ehemaliger Tierarzt, hat Alzheimer. Sein Sohn Niko (Karsten Speck) leugnet den geistigen und körperlichen Verfall des Vaters zuerst, seine Ehe mit Sarah (Astrid Kohrs) kriselt. Mit der Zeit wird klar: So geht es nicht mehr weiter. Amandus soll in ein Pflegeheim und die kleine Tilda entführt deshalb ihren heißgeliebten Großvater kurzerhand nach Venedig. Dort hatte dieser eine glückliche Zeit mit seiner verstorbenen Frau Margarete. In dem Bühnenstück, das mühelos den Spagat vom Film zur Theaterinszenierung schafft, geht es ums Vergessen – und ums Erinnern. Das Bühnenbild ist einfach und ermöglicht so den Blick aufs Wesentliche.

Immer wieder Geistesblitze

„Das Stück hat Tiefgang“, sagt Johannes Westermann, Freund des Ensembles. Er hat die Aufführung schon im Schlosspark-Theater Berlin gesehen, wo es im Juni 2016 uraufgeführt wurde. Opa Amandus hat immer wieder Geistesblitze, was das Publikum oft zum Lachen bringt. Jedoch ist die Heiterkeit nur von kurzer Dauer.

Melancholische Klaviermusik bringt den Zuschauern zwischen den Szenen immer wieder den Ernst der Erkrankung Alzheimer ins Bewusstsein zurück.

„Alles ist leer“, sagt Amandus in einem seiner lichten Momente. „Irgendetwas im Kopf macht, dass es nicht mehr geht.“ Er steckt fast die Küche in Brand, als er Saras Schuhe backen will, pinkelt in den Kühlschrank und läuft immer wieder davon. Die Reise von Großvater und Enkeltochter nach Italien ist chaotisch, rasant nimmt das Stück Fahrt auf, die Dramatik spiegelt sich grotesk in humorvollen Szenen. Man möchte lachen und weinen zugleich. Unterschiedliche Socken sind amüsant, Wortfindungsstörungen schon weniger, traurig macht am meisten der fortschreitende Verlust der Erinnerungen an alles, was Amandus einmal geliebt hat. Doch was wäre das Leben ohne Lachen?

Hoffnung keimt auf, als der alte Mann und das Mädchen Venedig erreichen und die Familie wieder zusammenfindet. Tildas kindliche Sorglosigkeit zeigt den besten Umgang mit der Erkrankung und rettet das begeisterte Publikum über manch traurigen Gedanken. „Glück und Freude ist das Düngemittel Nummer eins, wenn das Gehirn verkümmert“, heißt es. Was bleibt also, wenn alles fort ist? Wenn das Vergessen einen bitteren Geschmack hinterlässt? – Die Erinnerung an Honigeis vielleicht.