Voerde. . Der Projektkurs „Gegen das Vergessen“ des Gymnasiums Voerde hatte Anne Prior eingeladen, einen Vortrag über die jüdischen Waisenkinder Dinslakens zu halten
- Anne Prior berichtete zum Jahrestag der Reichspogromnacht über ihre Forschung
- Sie hat das Schicksal der jüdischen Waisenkinder in Dinslaken recherchiert
- Schüler des Gymnasiums Voerde sammelten für die Verlegung eines Stolpersteins
Es ist eine Mixtur aus Lesung und Vortrag, mit der Anne Prior im Großraum des Gymnasiums Voerde vor das Publikum tritt. Aus einem Archivbesuch, bei dem sie auch nach den Namen der Waisenkinder von Dinslaken suchte, wurden für die Buchhändlerin aus Dinslaken gut zweieinhalb Jahre Forschungsarbeit, in denen sie sich auf die Suche nach Geschichten der Kinder des jüdischen Waisenhauses in Dinslaken machte. Daraus entstand ihr Buch „Geben Sie diese Kinder nicht auf!“, aus dem sie einige Passagen vorliest.
„Das Schicksal dieser Menschen war noch unbekannt“, erklärt Anne Prior. Dann nimmt sie die Zuhörer mit auf eine Zeitreise. Zuerst an den Morgen des 10. Novembers 1938, als das Waisenhaus von NSDAP-Mitgliedern und SS-Leuten verwüstet wurde und die Waisenkinder flüchten müssen. Aus Dinslaken ging es für die Kinder zuerst nach Köln und dann mit Kindertransporten in Richtung Belgien. „Über diese Kindertransporte gab es noch keine Publikationen“, berichtet Anne Prior aus ihrer Forschungsarbeit.
Mit dem Einmarsch der Nazis dort, waren die Kinder auch hier in ständiger Lebensgefahr. Für einige endete die Flucht vor dem Regime in Deutschland in der Kaserne Dossin in Mechelen und schließlich in Auschwitz. Andere entkamen in Richtung Großbritannien und die Schweiz. Anhand von Zeitzeugenberichten und zeitgenössischen Dokumenten zeichnet Anne Prior den Weg der Kinder von Dinslaken aus nach. „Ich habe die Geschichten von 35 Waisenkindern recherchiert“, erklärt sie. Dazu die Geschichten der Menschen, die sich um diese Kinder kümmerten. Ihr Traum: Die Geschichte aller jüdischen Waisenkinder in Dinslaken zu erforschen, ebenso wie die Historie des Waisenhauses. „Das ist eine reiche Geschichte, die sich nicht auf die Nazizeit beschränkt“, erklärt Anne Prior.
Ans Erforschen haben sich auch die Schüler des Projektkurses „Gegen das Vergessen“ gemacht. Die 21 Teilnehmenden des Kurses beschäftigen sich ein ganzes Jahr mit der Judenverfolgung und dem Holocaust. Am 13. November werden sie nach Auschwitz reisen, um sich dort über das Vernichtungslager zu informieren.
Einen ganz praktischen Beitrag gegen das Vergessen haben die Schüler schon geleistet. Im Rahmen der Veranstaltungen verkauften sie Speisen und Getränke gegen Spenden. Diese sollen genutzt werden, um in Dinslaken einen Stolperstein für Elfriede Ingenkamp zu verlegen. Sie war eines der Mädchen, das mit den Kindertransporten in die Niederlande gebracht wurde. Sie lebte in einem Waisenhaus in Rotterdam und wurde dort am 5. Mai 1945 vermutlich von einer verirrten Kugel tödlich getroffen. Ihr Stolperstein soll am 30. Januar des kommenden Jahres verlegt werden.