Dinslaken. .

Dejen Teshome kommt aus Eritrea und ist 26 Jahre alt. Nach drei Jahren Aufenthalt in Deutschland spricht er inzwischen so gut unsere Sprache, dass er beim Afrikastammtisch in Hiesfeld auf Deutsch von seiner Flucht berichten konnte – einer abenteuerlichen Flucht.

Eritrea ist ein Land im Nordosten Afrikas mit einer wechselvollen Geschichte: italienische Kolonie, dann unter britischer Verwaltung in Personalunion mit Äthiopien, nach einem 30-jährigen Unabhängigkeitskrieg seit 1993 eigenständig mit einem präsidialen Einparteiensystem.

Genauso wechselvoll und leidvoll ist das Leben und die Flucht von Dejen Teshome. Obwohl das Militär ihm gestattete, das Abitur zu machen und ein Studium der Meeresbiologie zu absolvieren, erhielt er nicht die Erlaubnis, in diesem Beruf zu arbeiten. Das Militär bestimmt das Leben der Männer und Frauen von 18 bis 70 Jahren. Es zahlt keinen Lohn, bei Verdacht einer Straftat (Spionage) wartet das Gefängnis, ohne Gerichtsverhandlung. Nachdem er mehrmals grundlos inhaftiert worden war, wollte Dejen Teshome diese Willkür nicht länger ertragen und startete seine abenteuerliche Flucht.

Sie führte ihn drei Jahre lang durch verschiedene Länder: Äthiopien, den Sudan, Ägypten, Israel, immer wieder unterbrochen durch Rückführungen, Aufenthalte im Gefängnis, begleitet von Hunger und Durst. Von Libyen über Italien und Frankreich gelangte er schließlich nach Deutschland – Endstation Hünxe im Kreis Wesel.

„Ich wollte gar nicht nach Deutschland,“ erzählt er. „Alle sagten, in Deutschland gibt es Nazis und nur Hochhäuser und Fabriken. Und dann kam ich nach Hünxe, und alles war ganz anders.“ Dort traf er hilfsbereite Menschen wie etwa Ursula Schmidt. Sie half ihm auf den Weg in die neue Selbstständigkeit und Freiheit. Inzwischen ist sein Asylantrag anerkannt, er hat eine Wohnung in Duisburg, wird nach Ablegen einer weiteren Deutschprüfung die fehlenden Qualifikationen nachholen, die ihm eine volle Anerkennung seines Studiums sichern.

Eine Odyssee hat ein Ende gefunden und führt einen mutigen und strebsamen jungen Mann hoffentlich in eine sichere Zukunft.