Dinslaken. . Zahlreiche Bürger erschienen in der Ratssitzung und machten ihrem Unmut über einen möglichen Bau von Flüchtlingswohnungen an der Südstraße Luft
Die Politik hatte das Thema eigentlich nicht auf der Tagesordnung, aber die Bürger: Zahlreiche Anwohner aus dem Averbruch ließen am Dienstag den Ratssaal sprichwörtlich fast aus den Nähten platzen, füllten Zuschauerempore und Sitzungssaal, machten im Rahmen der Bürgerfragestunde ihrem Unmut Luft. Denn sie sind gar nicht mit der Idee einverstanden, an der Südstraße eine Wohnbebauung für Flüchtlinge zu realisieren und fühlen sich außerdem schlecht informiert.
Detlef Kolaric, dem die Bürger ihr Fragerecht übertragen hatten, warf der Verwaltung vor, den falschen Weg einzuschlagen: Integration könne nicht gelingen, wenn man 42 Wohneinheiten für Flüchtlinge alleine im Averbruch zentralisiert, anstatt die Menschen auf das ganze Stadtgebiet zu verteilen. „Was soll denn im Averbruch passieren, wenn rund 200 Flüchtlinge auf geschätzt 150 Deutsche treffen? Das geht nie gut, das ist Ghettoisierung“, so Kolaric. Außerdem warf er der Stadt vor, mehr für Flüchtlinge als für bedürftige Deutsche zu tun, fragte nach sozialem Wohnungsbau und kritisierte geplante Begegnungsräume im Flüchtlingskomplex, die es für die Bürger im Averbruch auch nicht gebe. Weiterhin befürchten die Bürger einen Verfall der Immobilienwerte im Averbruch.
Die Verwaltungsspitze mit Bürgermeister Dr. Michael Heidinger, Christa Jahnke-Horstmann und Dr. Thomas Palotz versuchten, die Fragen zu beantworten. Es sei bei diesen ersten Entwürfen darum gegangen, Projekte auf städtischen Flächen zu skizzieren, auf denen man nach den Lockerungen im Baugesetzbuch nun Wohnraum für Flüchtlinge errichten darf. Das Projekt im Averbruch ist eines von vieren, es seien noch keinesfalls konkrete Planungen, an denen die Bürger natürlich beteiligt würden.
Im weiteren Verlauf der Sitzung erklärte Planungsdezernent Palotz auf Nachfrage der CDU, dass nun auch private Flächen in die Überlegungen einbezogen werden.
Gegenüber den Bürgern wies die Verwaltungsspitze darauf hin, dass ein Integrationskonzept für Dinslaken gerade in Arbeit ist. Und: Nach den Änderungen des Regionalplans könnten weitere Wohnflächen ausgewiesen werden, um der Forderung nach mehr bezahlbarem Wohnraum gerecht werden zu können (SPD und CDU haben das bereits politisch eingebracht). Christa Jahnke-Horstmann erläuterte die Bemühungen der Stadt, Flüchtlinge mit gesichertem Status in Privatwohnungen dezentral unterzubringen, sofern diese zu Verfügung stehen.
Die Bürger wollten sich mit den Antworten nicht zufrieden geben und ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie die Planungen im Averbruch weiterhin kritisch begleiten werden.