Dinslaken/Duisburg. . Im Prozess um den Mord an Dagmar E. lieferte ein 19-jähriger gestern eine völlig neue Version

Der Prozess, mit dem das Landgericht Duisburg derzeit versucht, den gewaltsamen Tod der 58-jährigen Dinslakenerin Dagmar E. aufzuklären, nahm am gestrigen dritten Verhandlungstag einen überraschenden Verlauf. Nachdem der Sohn der Getöteten der Jugendkammer am Mittwoch berichtet hatte, zwei 19 und 21 Jahre alte Brüder hätten die Frau erstickt, stellte einer der Mitangeklagten die Sache gestern ganz anders dar: Der 25-jährige Alexander soll seine Mutter selbst getötet haben, behauptet Abenezer E. (19), und liefert damit eine bislang völlig neue Variante.

Vier Stunden lang hatte Alexander am Mittwoch die Vorgeschichte und die Tat geschildert: Er war mit den Mitangeklagten, drei 19 bis 26 Jahre alten Brüdern befreundet, hatte sie bewundert. Er habe es erst für einen Test gehalten, als Abenezer gefragt habe, ob man seine Mutter ermorden solle. Emotionslos hatte der Angeklagte berichtet, wie zwei der Mitangeklagten diese Absicht am 30. September 2014 in die Tat umsetzten, Dagmar E. durch Zuhalten von Mund und Nase erstickten. Aus Angst habe er sie gewähren lassen, ihnen dabei geholfen, die Leiche in einem Wald bei Hünxe zu verscharren.

Abenezer E. schilderte dagegen gestern, Alexander habe seiner Mutter eine Tablette in einem Getränk verabreicht. Die Frau sei weggedämmert. „Ich habe ihr die Hand auf den Mund gehalten, um zu prüfen, ob sie noch atmete.“ Später habe er nach dem Herzschlag der Frau gefühlt. Die sei dann verstorben.

Den 19 und 21 Jahre alten Brüdern wird Mord vorgeworfen. Alexander, der der Tat in der Wohnung an der Sandrastraße teilnahmslos zugeschaut haben soll, steht wegen Totschlags vor Gericht. Drahtzieher soll der 26-jährige Bruder der Mitangeklagten gewesen sein, der seine jüngeren Verwandten zu dem Mord angestiftet haben soll.

Alexander E. hatte die Polizei nach der Tat in die Irre geführt, angebliche wechselnde Männerbekanntschaften seiner Mutter als möglichen Mord-Hintergrund geschildert. Als sich der Verdacht schließlich gegen ihn richtete, hatte er die Polizei zur Leiche geführt, die Komplizen zunächst geschützt.

Der Prozess soll kommende Woche mit weiteren Einlassungen der Angeklagten fortgesetzt werden.