Dinslaken. . Die heutige Kathrin-Türks-Halle wurde zum 700-jährigen Stadtjubiläum 1973 feierlich eröffnet und war damals auf dem neuesten Stand der Technik. Gestern fand dort vorerst die letzte Veranstaltung statt. Blick in die Geschichte.

Sie war geradezu ein Schnäppchen, aus heutiger Sicht: Versuchen Sie einmal, für 5 Millionen Euro eine neue Stadthalle zu bauen! Denn das hat sie damals gekostet: 10,8 Millionen D-Mark. Pünktlich zum 700-jährigen Stadtjubiläum war die Stadthalle fertig und wurde im Rahmen der Feierlichkeiten am 7. September 1973 eröffnet. Nun, 42 Jahre später, wird die Stadthalle, die mittlerweile Kathrin Türks-Halle heißt, geschlossen - aus Sicherheitsgründen. Die Sanierung soll angeblich 22 Millionen Euro kosten.

„Stadthalle wird zum kulturellen Mittelpunkt des modernen Dinslakens“ und „Kupferhütte hat ein modernes Bühnenhaus“ titelte die NRZ damals in einer Sonderbeilage zum Stadtjubiläum. An diesem Tag wurde der Schlüssel zur Stadthalle dem Bürgermeister – Karl Heinz Klingen war das damals – in einer Festsitzung des Rates übergeben. Auch die Tiefgarage war nach 21 Monaten Bauzeit fertig geworden - Kosten: 4,6 Millionen D-Mark.

Auf einhellige Begeisterung stieß das Projekt damals dennoch nicht. „Das ehrgeizige Projekt soll dem Dinslakener Kulturleben zu einer Profilierung verhelfen, steht allerdings in der Schusslinie einiger Kritiker“ schrieb die NRZ damals. Vor allem die „Zerstörung eines Großteils der Parkanlagen rund um das Kreishaus und das Burgtheater“ erzürnte offenbar die Bürger: „Für Stadthalle und Tiefgarage entstanden riesige Baulöcher - der gepflegte Park musste weichen“, hieß es. Doch zur Eröffnung im September 1973 war der Park wieder intakt – mit extra breiten Wegen für die Feuerwehr – und Gerd Rühl, der damalige Leiter des städtischen Hochbauamtes und für die Stadt Dinslaken Bauleiter des Projekts, versprach: „Der Teich vor der Burg auf der Südwestseite der Stadthalle wird viermal so groß werden wie früher.“

Auch über das markante Kupferdach des 20 Meter hohen Bühnenturms – das damals noch glänzte – entzündeten sich damals Diskussionen: Im Mittelpunkt, schon damals, die Kostenfrage: „Wie kommt die Stadt dazu, solch pompösen Kupferbeschlag zu wählen“, zitierte die NRZ damals Kritiker. „Kupferhütte“ habe man die Stadthalle damals genannt. Tatsächlich aber, beschwichtigte die Stadtverwaltung damals, sei die Kupferverkleidung 40 Prozent preiswerter als eine Betonfassade.

„Ideal“ für Ausstellungen eigne sich das „räumlich aufwenig gestaltete Foyer“, fand der Architekt der Stadthalle, Heido Stumpf, damals. Hochmodern waren die „Leuchtstoffröhrenbänder“, mit denen der Saal „indirekt beleuchtet“ würde, so die NRZ. Dennoch müssten die „Damen“, beruhigte Architekt Heido Stumpf, „keine Angst vor einem kalkigen Teint“ haben. Sogar an „Stargarderoben“ hatte man damals gedacht – mit Dusche! Variable Treppen im teilbaren Saal, ein Schnür- und Rollenboden mit 17 Hochzügen, eine 150 Quadratmeter große Bühne mit beweglicher Vorbühne, eine Bühnenlichtanlage mit 60 Kreisen, eine Gastronomie mit Kühlräumen im Keller, die Kegelbahnen, die Holztäfelung und nicht zuletzt „stark gepolsterte“ Stühle im Saal waren damals der letzte Stand der Technik.

Großen Wert legte die Stadt beim Bau der Stadthalle und Tiefgarage damals auf den Brandschutz.

Die Feuerlöschanlage für die Tiefgarage sei mit 150 000 D-Mark für die Sprinkleranlage und 180 000 D-Mark für die Rolltore „besonders kostspielig“ gewesen, schrieb die NRZ damals. Die Tiefgarage wurde aus Sicherheitsgründen, wie es hieß, nicht mit der Stadthalle verbunden. Am höchsten Punkt der Stadthalle wurden extra zwei automatisch öffnende Rauchklappen“ eingebaut.

Nun, 2015, führten die Brandschutzvorrichtungen – unter anderem – zur Schließung der Halle und Tiefgarage.