Voerde. . In Voerde wurde gestern im Beisein vieler Gäste die Eröffnung gefeiert. Neben vielen Worten der Freude und der Hoffnung wurden auch Töne der Wehmut laut
- In Voerde wurde gestern die neue Gesamtschule eröffnet
- Viele Gäste kamen zur Einweihungsfeier
- 177 Mädchen und Jungen bilden den ersten Jahrgang der fünften Klasse
Die Kinder können es kaum erwarten, ihre bunten Boten gen Himmel zu schicken. Dann endlich – Ursula Reinartz zählt an: „4, 3, 2, 1...“ Die Jungen und Mädchen lassen los, jubeln. Ihre Luftballons steigen in die Luft, an ihnen hängt eine Karte, mit der Bitte an den späteren Empfänger, einen guten Wunsch zurückzusenden. Gute Wünsche hatte es gestern vor dem Ballonstart auf dem Schulhof an der Allee 1 bereits viele gegeben. Die „Neue städtische Gesamtschule Voerde“ feierte im Altbautrakt ihrer Vorgängerin die Neugründung. Die Entscheidung für diesen Weg folgte auf einen langen Prozess der Auseinandersetzung mit der Frage „Was brauchen die Kinder für eine Schule?“, resümierte Christina Schichtel-Winkler von der Bezirksregierung Düsseldorf. Als der Beschluss stand, sei in kurzer Zeit „produktiv“ an der Neugründung der Schule gearbeitet worden, die, so Schichtel-Winkler, unter anderem eine Schule der Vielfalt, der Chancengerechtigkeit – und des Glücks werden soll. Deren kommissarische Leiterin Ursula Reinartz dankte allen Beteiligten, die den Prozess begleitet und unterstützt hatten. Die neue Gesamtschule wolle eine Schule sein, die von ihren Schülern gerne besucht wird, in der alle miteinander leben, sich respektieren.
Als Tage, die einen festen Platz in der Chronik der Stadt einnehmen werden, bezeichnete Bürgermeister Dirk Haarmann den 12. und 13. August 2015. Der Start der neuen Gesamtschule schließe einen über viele Jahre andauernden Prozess ab. Haarmann erinnerte daran, wie nach der Entscheidung, die alte Gesamtschule wegen nicht ausreichender Schülerzahlen zu schließen, mehr als 100 Kinder aus Voerde ausgependelt sind, weil ihre Eltern für sie in ihrer Stadt keine geeignete Schule mehr gefunden haben. „Das zwingt eine Stadt zum Handeln“, schließlich sei das Bildungsangebot ein wichtiger Standortfaktor. Später umriss Schulausschussvorsitzende Ulrike Schwarz (SPD) die Möglichkeiten, die eine Gesamtschule den Kindern bietet: „Die Schüler werden länger gemeinsam lernen, nicht schon jetzt auf einen Abschluss festgelegt und können nach neun Jahren Abitur machen.“
Die 177 Anmeldungen an der neuen Gesamtschule nannte Haarmann einen „177-fachen“ Vertrauensvorschuss, denn deren Qualität würden und könnten die Eltern nicht kennen. Es seien nun alle gefordert. Für Verwaltung und Politik sicherte er zu, dass sie die neue Schule sehr aufmerksam begleiten und unterstützen werden. Ein Punkt, den Schulausschussvorsitzende Schwarz für die Politik noch einmal unterstrich: „Wir werden uns einmischen, wir wollen im Gespräch bleiben und hören, wo der Schuh drückt.“
Viel war gestern von Freude über das Erreichte, von Zuversicht, von Glück die Rede – auch in den musikalischen Beiträgen, die der Chor des Gymnasiums und einige Kinder der neuen Gesamtschule präsentierten. Aber es wurden gestern auch Töne der Wehmut laut: Alfons Knauer, Leiter der Realschule, deren Aus mit der Schulneugründung besiegelt wurde, ergriff das Wort, benannte die Grundstimmung an seiner Schule: „Trauer, Abschied, persönliche Unsicherheit“. Den Umgang mit seiner neuen Amtskollegin Ursula Reinartz beschrieb er als von Respekt und gegenseitiger Anerkennung geprägt – um am Ende die Hand auszustrecken: „Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit auf kollegialer Ebene.“