Dinslaken/Nepal.
2014 war ein erfolgreiches Jahr für das Gyn-Projekt am Sushma Koirala Memorial Hospital in Sankhu/Nepal. Wie berichtet, hat Dr. Bernhard Uhl, Chefarzt der Frauenklinik am St.-Vinzenz-Hospital, in Nepal im Interplast-Hospital ein Projekt zur Behandlung von Frauen mit Urininkontinenz und Senkung aufgebaut. Die aufgebaute Struktur der kleinen Frauenklinik funktioniert gut und sechs Teams aus ganz Deutschland haben mittlerweile 3000 Frauen betreut und 150 Operationen durchgeführt. Um sowohl in Nepal, als auch in Deutschland besser vernetzt zu sein, wurde unter der Leitung von Prof. Pushpa Chaudary und Dr. Bernhard Uhl die Deutsch-Nepalische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe gegründet. Diese neue internationale Fachgesellschaft erfuhr viel Aufmerksamkeit beim 25. Jahreskongress der Nepalischen Gesellschaft, zu dem auch hohe Würdenträger der Politik eingeladen waren. Für seine Verdienste um die Frauen und die Frauenheilkunde in Nepal erhielt Dr. Uhl aus den Händen des nepalischen Gesundheitsministers Mr. Khaga Raj Ahikarib die lebenslange Ehremitgliedschaft der Nepalesischen Fachgesellschaft für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Gratulation zur Ehrung und zum Gyn-Projekt kam auch vom Präsidenten der Internationalen Fachgesellschaft FIGO, Prof. Sir Sabaratnam Arulkumaran, der zur Feierlichkeit von London nach Kathmandu anreiste.
Ein Ausruhen auf den Lorbeeren war allerdings nicht möglich. Ein viel geäußerter Wunsch war in Erfüllung gegangen. Die Besitzerin der Firma Storz, die Instrumentarium für die Knopflochchirurgie herstellt und damit weltweit aufgestellt ist, hatte sich über das Nepalprojekt informieren lassen und eine komplette Ausstattung gespendet. So können die Frauen, die teilweise anstrengende Wege auf der Rückreise vom Krankenhaus nach Hause bewältigen müssen, mit deutlich geringerer Beeinträchtigung nach Hause entlassen werden. Erholungsphase, Blutverlust und postoperative Schmerzen sind deutlich reduziert. Diese Ausstattung musste nun nepalesischen Verhältnissen angepasst und aufgebaut werden. Trudi Reske, die gute Seele des Krankenhauses warf wieder einmal ihre Nähmaschine an, um für die neuen Operationsverfahren die notwendigen OP-Abdeckungen zu fertigen. Seither erfahren die Mitarbeiter eine intensive Schulung im Umgang mit dem wertvollen Equipment. Die ersten Frauen sind mittlerweile erfolgreich operiert. Während der Operationen ist es mucksmäuschenstill im OP und alle sind gebannt von der Sicht auf den Bildschirm, der die inneren Organe und den OP-Ablauf zeigt. Die Zahl der nepalesischen Gastärzte hat durch den gestiegenen Bekanntheitsgrad auch deutlich zugenommen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht OP-Schulungen durchgeführt werden.
Vorträge und Flyeraktionen
Zu Beginn des Nepalprojektes war es für Dr. Bernhard Uhl mühsam, Teams für sein Nepalprojekt zusammenzustellen. Durch Vorträge und Flyeraktionen, auch auf urogynäkologischen Kongressen, ist aber mittlerweile das Interesse so gewachsen, dass der Einsatzplan für 2015 komplett steht. In jedem Team reisen zwei bis drei Ärztinnen/Ärzte für Gynäkologie und ein/e Anästhesist/in. Die Teams lernen sich zum Teil erst beim ersten Teamtreffen kennen. Im aktuellen Team sind zwei Oberärztinnen aus den Kliniken Gütersloh und Velbert (Dr. Nicole Sigrist und Dr. Kim Quach), sowie als Anästhesist ein Oberarzt (Dr. Christian Afflerbach) aus dem Bergmannsheil Gelsenkirchen-Buer. Zur Anleitung der nepalischen Schwestern im Bereich des Umgangs mit dem endoskopischen Instrumentariums ist die leitende OP-Schwester (Michaela Lehmanski) ebenfalls aus dem Bergmannsheil-Krankenhaus mitgereist. Uhl berichtet, dass es schon faszinierend sei, wie schnell sich das Team in die gemeinsame Aufgabe gefunden hat und jeder für den anderen menschlich, wie fachlich da ist. Es ist nicht zu unterschätzen, wie groß teilweise die Anspannung ist, unter deutlich anderen Bedingungen und Voraussetzungen als in Deutschland zu arbeiten. Operationsrisiken und Probleme bei Komplikationen müssen ganz anders bewertet werden, da die modernen Möglichkeiten z.B. einer Intensivstation nicht vorhanden sind. Gute Absprachen und eine interdisziplinäre Planung zusammen mit den Nepalis, die sich mit Landsleuten und Ressourcen am besten auskennen, ist hier die Voraussetzung für eine nachhaltige und erfolgreiche Arbeit.