Bochum. Der VfL Bochum feuert Trainer und Sportdirektor – doch die Verantwortung für die Talfahrt liegt auch in der Chefetage. Ein Kommentar
Wer einen Trainer nach nur sieben Spieltagen entlassen muss, bei dem ist ziemlich vieles falsch gelaufen. Und damit willkommen beim VfL Bochum im Jahr 2024. Dass der erst im Sommer geholte Peter Zeidler schon wieder Geschichte ist, muss natürlich auch als Schuldeingeständnis der Klubbosse gewertet werden, dass man hier bei der Personalwahl ziemlich danebengelegen hat. Zumindest auf den ersten Blick ist da nur folgerichtig, dass auch Sportdirektor Marc Lettau gehen musste – doch dazu später mehr.
Der Rauswurf des Trainers, man muss es so hart sagen, war alternativlos. Zeidler präsentierte sich menschlich zwar hervorragend, zeigte ehrliches Interesse am Klub und seinem Umfeld, war empathisch im Auftreten nach innen und außen. Nur: Seine Ideen vom Fußball passten nicht zum Bochumer Kader, der im Sommer zwar enorm viel Qualität verloren hatte, was der nun geschasste Lettau aber mit sehr wenig Geld klug kompensiert hatte – das hatte ihm auch die Klubführung attestiert, die ihn nun ebenfalls gefeuert hat.
Weil es eben nicht funktionierte zwischen dem Team und seinem Trainer, der keinen Plan B vorweisen konnte, als seine Grundidee erkennbar nicht harmonierte mit den vorhandenen Spielern. Das aber hätten die Klubbosse vorher wissen können, nein: müssen. Ein Vorwurf, der sich vordergründig an den für den Sport verantwortlichen Lettau richtet. Aber natürlich auch an die Instanzen darüber, die bei der Trainerwahl natürlich mitentschieden und natürlich mit dafür in Haftung sind, dass die Sache gewaltig schiefging. Nun sind Geschäftsführer Ilja Kaenzig und Präsident Hans-Peter Villis erst recht in der Verantwortung: Sie haben den vergleichsweise kleinen VfL Bochum mit geduldiger Aufbauarbeit wieder nach oben geführt, sie haben dabei über viele Jahre kluge Entscheidungen getroffen und größtmögliche Kontinuität verkörpert.
Beim VfL Bochum wurde nach dem Rauswurf von Trainer Peter Letsch nichts besser
Zu dieser Mischung aus Klugheit und Kontinuität muss der Klub nun dringend zurückfinden, zuletzt wirkte doch vieles sehr chaotisch. Angefangen in der vergangenen Saison bei der Trennung von Trainer Thomas Letsch, der den Klub aus prekärer Situation gerettet hatte, mit dem man wenige Monate zuvor noch einen langfristigen Vertrag mit ausdrücklicher Geltung für die 2. Bundesliga abgeschlossen hatte – und der doch gehen musste, als eine Sieglosserie den Klub in Richtung der Abstiegsränge rutschen ließ.
Obwohl der Klassenerhalt mit Ach und Krach gelang, ist danach wenig besser geworden beim VfL, der nun im vierten Jahr Bundesliga in Serie in größter Not ist. Die Saison ist zwar noch jung, aber so einige machbare Punkte wurden schon leichtfertig verschenkt, die die kommenden Spiele haben es in sich – und dem kommenden Trainer steht eine Herkulesaufgabe bevor.
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