Bochum. Der VfL Bochum kommt unter Peter Zeidler weiter nicht in Fahrt. Immergleiche Fehler wiederholten sich auch gegen Holstein Kiel.

Das Positivste aus Bochumer Sicht an diesem Wochenende war der Ausblick auf das kommende. Dann trifft die Mannschaft von Peter Zeidler am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) auf den Reviernachbarn Borussia Dortmund. Im Westfalenstadion wird der VfL Bochum der Außenseiter sein - und das ist vielleicht genau das, was es benötigt. Mit dem Druck am vierten Spieltag einen Heimsieg gegen den Aufsteiger Holstein Kiel einfahren zu müssen, konnten die Bochumer nicht umgehen. Am Ende stand ein ernüchterndes 2:2, nachdem Shuto Machino kurz vor Schluss den verdienten ersten Punkt eines schleswig-holsteinischen Bundesligisten gesichert hatte.

War stark unzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: VfL-Trainer Peter Zeidler.
War stark unzufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft: VfL-Trainer Peter Zeidler. © Getty Images | Christof Koepsel

Die Bochumer enttäuschten dabei über weite Strecken, weshalb Zeidler erst gar nicht versuchte, seiner Verwunderung über die Auftritte seiner Spieler Ausdruck zu verleihen. „Es war unverständlich. Ich war nicht einverstanden damit, dass wir den Ball zu langsam und nicht nach vorn gebracht haben, dass wir zu viele Querpässe gespielt haben“, klagte er über die Anfangsviertelstunde, in der kein Rädchen ins andere griff und der Gast durch Benedikt Pichler schon fast folgerichtig in Führung (15.) gegangen war. „Es war einfach nicht gut“, so Zeidler, „es war nicht unsere Idee, wie wir spielen. Schon gar nicht zu Hause.“

VfL Bochum: Gegenpressing funktioniert nicht

Hinzu kamen individuelle Fehler, die sich schon in den vergangenen Wochen wiederholt hatten. Wieder einmal hebelte vor dem Gegentreffer ein langer Ball das Gegenpressing der Bochumer aus, weil nicht alle mit vollem Elan die Vorgaben umsetzen; es wirkte nicht abgestimmt aufeinander. Erhan Masovic sah in der Aktion alles andere als gut aus und wurde auch aufgrund weiterer Fehler direkt im Anschluss ausgewechselt. Anthony Losilla kam und gab dem Bochumer Spiel Struktur. Ähnlich gut gingen im zweiten Durchgang auch die Einwechslungen von Moritz Broschinski und Moritz-Broni Kwarteng auf. Der VfL fing sich und spielte teilweise gut nach vorn. Vor allem Myron Boadu machte ein ordentliches Spiel, war an beiden Treffern durch Matus Bero (23.) und Lukas Daschner (35.) zur zwischenzeitlichen Führung beteiligt „Wir haben mit Begeisterung und ein bisschen verrückt gespielt“, sagte der Trainer, wobei er vielsagend einschränkte: „Ohne, dass es grandios war, wie wir zusammengespielt haben.“

Gefrustet: Maximilian Wittek.
Gefrustet: Maximilian Wittek. © Ralf Ibing/firo Sportphoto | Ralf Ibing

Das klare Konzept, wie der VfL Bochum im eigenen Ballbesitz nach vorn spielen will, ist bekannt. Zeidler spricht häufig von „Chaos“, das der anrichten will. Seine Spieler sollen dann schnell den Ball erobern und vertikal spielen. Viel ist momentan aber Zufall. Auch, weil das aggressive Pressing von den Spielern selten gut umgesetzt wird, der schnelle Ballgewinn immer wieder ausbleibt. Aufgrund der Raute im Mittelfeld ist konsequente Arbeit gegen den Ball unerlässlich, weil sich sonst Räume auftun, die der Gegner gnadenlos für Konter nutzt. Auf diese Weise fielen in dieser Saison schon mehrere Gegentreffer.

Ein klarer Aufbau, wie noch unter Thomas Letsch, der eine Verlagerung auf die linke Seite vorgab, um von da über Kevin Stöger vor das gegnerische Tor zu kommen, ist von Zeidler so nicht gewollt.

Zeidler erhält Rückendeckung von Lukas Daschner

Zeidler wurde vom VfL Bochum geholt, um den nächsten Schritt zu gehen, mehr Akzente zu setzen. Der neue Trainer studiert daher seit Tag eins zwei neue Spielsystem ein. Anders als viele andere Profi-Teams und vor allem als der VfL über viele Jahre bevorzugt der 62-Jährige die Mittelfeldraute. „Die Raute beansprucht viel Zeit, weil alles klappen muss“, nahm Lukas Daschner seinen Trainer gegen aufflammende Kritik an dessen Person und der Spielweise in Schutz. „Wir müssen eine gute Balance finden, wann wir vorn draufgehen und wann wir den Gegner kommen lassen. Wir sind überzeugt davon, dass wir voll vorn draufgehen wollen und auch die Spieler dafür haben.“

Die Rückendeckung aus der Mannschaft ist da, ähnlich äußerten sich zuletzt auch andere Spieler, die allesamt Fortschritte sehen. Auch Sportdirektor Marc Lettau gibt sich positiv: „Wir haben uns heute deutlich mehr Torchancen herausgespielt, haben Phasen, in denen wir es gegen den Ball deutlich besser machen.“ Und dennoch haben die Mängel in der Umsetzung der Spielweise bislang wichtige Punkte im Kampf um den vierten Klassenerhalt in Serie gekostet. Das Remis gegen Aufsteiger Holstein Kiel fühlte sich nach einer Niederlage an. Bemängelt wird von Fans, dass außer Intensität nicht viel rüberkommt. Mitunter wirkt es, als wüssten die Spieler nicht genau, was sie machen müssten. Klare Prinzipien? Setzen sie nicht um, das Selbstverständnis fehlt. Was dem Trainer nur bedingt anzulasten ist. Daschner stellte derweil die Fitness-Frage, die wiederum dem Trainerteam zu beantworten obliegt.

Fanden nicht richtig ins Spiel: Dani de Wit und Moritz Broschinski.
Fanden nicht richtig ins Spiel: Dani de Wit und Moritz Broschinski. © Getty Images | Christof Koepsel

Der VfL Bochum sei keine Mannschaft, die die Gegner auseinander spielen könne, sagte Vize-Kapitän Philipp Hofmann. Und dennoch: Der VfL spielt trotz einer langen Vorbereitung zu unsauber, zu uninspiriert nach vorn. „Vielleicht dauert der Lernprozess bei dem einen oder anderen länger“, sagte Zeidler. Spieler wie Dani de Wit können ihr Leistungspotenzial derzeit nicht abrufen.

Was zum Teil erklärbar ist. Einige kamen erst spät zur Mannschaft, vermeintlichen Unterschiedsspielern wie Boadu oder Kwarteng fehlt nach wie vor die Spielpraxis. Dass gegen Kiel ausgerechnet Koji Miyoshi, der in Freiburg mit seinem Aufbauspiel gefallen hatte, fehlte, machte die Sache nicht leichter. Es muss sich weiter einspielen. Dass es so, wie bislang allerdings nicht weitergehen kann, hat auch Peter Zeidler erkannt und kündigte an: „Es müssen sich Dinge ändern.“ Welche es sind, ließ er zunächst offen.