Essen. Es läuft nicht nach Plan bei Rot-Weiss Essen. Das liegt auch daran, dass einige Neuzugänge noch nicht zünden. Was sich im Winter tun muss.
- 13 neue Spieler hat Rot-Weiss Essen im Sommer verpflichtet. Wie sind die Transfers zu bewerten? Wir haben den Check gemacht.
- Im Winter will RWE den Kader verstärken und an einigen Stellen nachbessern. Denn einige Zugänge haben ihr Potential noch nicht konstant abgerufen.
- Drei Spieler haben sich als echte Verstärkungen erwiesen und liefern regelmäßig ab. Zwei Spieler haben enttäuscht.
Hat Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen ein Qualitätsproblem? Über diese Frage wird nach mehr als einem Drittel der Saison im Fanlager des Traditionsklubs intensiv diskutiert. Die RWE-Verantwortlichen sind der Meinung, dass der Kader Verstärkungen benötigt. Der Klub schaue aktuell nach möglichen neuen Spielern für die Winterpause, erklärte RWE-Vorstandschef Marc-Nicolai Pfeifer auf Nachfrage dieser Redaktion.
Klar ist, dass der Verein mit dem bisherigen Saisonverlauf nicht zufrieden sein kann. Nur 15 Punkte aus 14 Spielen genügen nicht den Ansprüchen der Essener, die in der letzten Spielzeit noch um den Aufstieg mitspielten.
Rot-Weiss Essen: Die 13 Sommer-Zugänge von RWE im Transfer-Check
Trainer Christoph Dabrowski hat zahlreiche Leistungsträger der letzten Saison verloren, 13 neue Spieler wurden im vergangenen Sommer verpflichtet. Nur wenige von ihnen haben sich bisher als Verstärkungen erwiesen. Zu viele Akteure haben ihr Potential noch nicht konstant abrufen können. Restlos überzeugen konnte noch kein RWE-Zugang. Nach 14 Spielen ziehen wir ein Transfer-Zwischenfazit. Die RWE-Neuzugänge im Check.
Volltreffer: Keiner.
Gute Transfers:
Ahmet Arslan (30, 1. FC Magdeburg)
Nah dran am Volltreffer. Rot-Weiss Essen hat sich im Sommer lange und intensiv um den offensiven Mittelfeldspieler bemüht, der beim Zweitligisten 1. FC Magdeburg keine Rolle mehr spielte. Diesen Transfer hat RWE nicht bereut, Arlsan ist der erhoffte Leader und Top-Scorer dieses Teams. Vier Tore und vier Vorlagen (Bestwert in beiden Kategorien) sind eine Bilanz, die für seine Verhältnisse sogar noch ausbaufähig ist. Zu Beginn der Saison war der Ex-Dresdner noch nicht im Vollbesitz seiner Kräfte, in einigen Spielen blieb Arslan zudem unter seinen Möglichkeiten. Als Leader und Antreiber für die Mannschaft dennoch unverzichtbar.
Julian Eitschberger (20, Leihe von Hertha BSC)
RWE hat den deutschen U20-Nationalspieler zuletzt aufgrund seiner zweifelhaften Rotsperre schmerzlich vermisst. Als Rechtsverteidiger oder rechter Schienenspieler in der Fünferkette ist Eitschberger eine Verstärkung für das RWE-Team. Dynamik und Zweikampfhärte zeichnen das Spiel des 20-Jährigen aus, der noch viel Entwicklungspotential besitzt. In Mannheim und Dresden unterliefen ihm Fehler, die zu Gegentoren führten. Lernt er daraus, wird er seinen Weg im Profifußball gehen.
Michael Schultz (31, Viktoria Köln)
Trainer Christoph Dabrowski schenkte dem Innenverteidiger sofort das Vertrauen und machte Schultz zum Kapitän. Als Leader ist der 31-Jährige unumstritten, auf dem Platz bisher mit einer soliden Saison. Schultz ist effizient im Bodenzweikampf und stark in der Luft, auch wenn er in Dresden das entscheidende Kopfballduell gegen Stefan Kutschke verlor. Seine Geschwindigkeitsdefizite kann er nicht immer mit gutem Stellungsspiel ausgleichen. Von den vier Essener Innenverteidigern ist Schultz bisher aber der konstanteste Abwehrspieler.
Potential angedeutet, aber noch nicht konstant abgerufen:
Ramien Safi (24, SV Rödinghausen)
Die 3. Liga war der richtige Schritt für den pfeilschnellen Mann aus Rödinghausen, an dem im Sommer auch andere Drittligisten interessiert waren. Safi bringt alles mit, um sich im Profifußball durchzusetzen. Überragende Auftritte gegen den BVB II und Cottbus, ein herausragendes Tor im DFB-Pokal gegen Leipzig. Sein Problem und das der gesamten Mannschaft: Genie und Wahnsinn wechseln sich zu häufig ab. Auf seine Gala gegen Cottbus folgte ein ganz schwacher Auftritt in Aue.
Rot-Weiss Essen: Owusu kann ein Volltreffer werden
Kelsey Owusu (20, FC Schalke 04 II)
Von ihm erhoffen sich die Verantwortlichen den größten Sprung. Der 20-Jährige kam sehr spät von Schalke II, fehlte danach verletzungsbedingt vier Wochen und kommt nun langsam in Fahrt. Erzielte sein erstes Tor in Dresden, spielte dann als Sturmspitze stark gegen Cottbus. An ihm könnte RWE noch viel Freude haben, wenn er sich in den nächsten Monaten stabilisiert.
Tobias Kraulich (25, Dynamo Dresden)
Der gebürtige Erfurter kam aus einer langen Verletzungspause und fand zu Beginn der Saison nicht seinen Rhythmus. Kraulich verlor seinen Stammplatz, kämpfte sich dann aber wieder zurück. Auf gute Leistungen wie gegen Viktoria Köln, Dresden und Cottbus folgen immer wieder schwächere Spiele wie gegen Verl oder zuletzt im Pokal.
Jimmy Kaparos (22, FC Schalke 04 II)
Der Mittelfeldspieler sollte an der Seite von Vinko Sapina reifen, musste nach dem Wechsel des Kroaten aber sofort eine größere Rolle einnehmen. Kaparos steckt noch in einem Entwicklungsprozess, das haben seine ersten Monate in Essen unterstrichen. Ersetzen kann er Sapina noch nicht. Kaparos bringt viel Potential mit, wenn er das konstant abruft, gehört ihm die Zukunft im RWE-Mittelfeld.
Rot-Weiss Essen: Wintzheimer hat noch Luft nach oben
Manuel Wintzheimer (25, Leihgabe 1. FC Nürnberg)
Neben Arslan der bekannteste Name, den RWE verpflichtete. Wintzheimer hatte keinen guten Start in Essen, nach seinen Einwechslungen blieb er zumeist wirkungslos. Ab dem Spiel in Ingolstadt, als Dabrowski ihm erstmals von Beginn an das Vertrauen schenkte, mit einer guten Phase. Zwei Tore, drei Vorlagen und ein wichtiger Treffer im Pokal in Hilden. Zuletzt wieder nur Joker. Wintzheimer hat noch Luft nach oben.
Transfer-Enttäuschung:
Robbie D‘Haese (25, KV Oostende)
RWE wagte in diesem Sommer einen seltenen Transfer aus dem Ausland. Das Experiment mit dem Belgier D‘Haese ist noch nicht aufgegangen. Noch kein Startelf-Einsatz in der Liga, einige leichte Verletzungen hatten damit auch etwas zu tun. Er hat noch nicht nachgewiesen, dass er sich körperlich in der 3. Liga durchsetzen kann.
Rot-Weiss Essen: Boyamba hat das Vertrauen noch nicht zurückgezahlt
Joseph Boyamba (28, SV Elversberg)
Der Flügelspieler kam Anfang September im besten Fußballalter mit der Empfehlung von 25 Zweitliga- und 110 Drittliga-Einsätzen nach Essen. Dabrowski schenkte ihm früh das Vertrauen, Boyamba zahlte es ihm nicht zurück. Nur eine Torbeteiligung in neun Liga-Spielen, selbst im Niederrheinpokal bei drei Startelf-Einsätzen ohne Ertrag.
Noch nicht zu bewerten:
Tom Moustier (22, Hannover 96 II)
Der große Pechvogel im RWE-Team. Der Mittelfeldspieler brach sich in der Vorbereitung den Fuß und fiel mehrere Wochen aus. Seit Ende September ist er zurück im Team, aber noch nicht so weit, um eine ernsthafte Startelf-Option zu sein.
RWE-Talente Berisha und Swajkowski brauchen Spielpraxis
Dion Berisha (21, FC Bayern II)
Der talentierte Angreifer hat einen Dreijahresvertrag erhalten, den er noch nicht rechtfertigen konnte. Nach einer schwachen Startelf-Premiere gegen Viktoria Köln erhielt er keine Chance mehr von Dabrowski. Möglicherweise würde ihm ein Leihgeschäft helfen, um sich zu entwickeln.
Gianluca Swajkowski (19, eigene Jugend)
Wie Berisha ist Swajkowski offenbar nur dazu da, um die U23-Vorgaben des DFB zu erfüllen. Das Mittelfeld-Talent aus der eigenen Jugend braucht dringend Spielpraxis.
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Rot-Weiss Essen: Fazit des Transfer-Checks
Rot-Weiss Essen hat es im Sommer verpasst, einen Ersatz für Vinko Sapina auf der Sechs zu verpflichten. Diesen Fehler werden die Kaderplaner im Winter möglicherweise korrigieren. Es wurden einige Spieler mit Entwicklungspotential geholt, die wie Kaparos oder Owusu auf einem guten Weg sind. Gestandene Spieler wie D‘Haese und Boyamba haben enttäuscht, Kraulich, Wintzheimer oder Safi haben noch Luft nach oben.
Die Transfer-Bilanz fällt bisher durchwachsen aus, kann aber im Verlauf der Saison noch deutlich aufgewertet werden, da einige Spieler aus unterschiedlichen Gründen bisher unter ihren Möglichkeiten geblieben sind. Qualität hat RWE durchaus verpflichtet. Arslan, Eitschberger und Schultz helfen der Mannschaft weiter. An einigen Stellen im Kader (Sechser, Außenverteidiger) muss im Winter aber nachgebessert werden.