Sonsbeck. Rot-Weiss Essen zittert sich durch ein 3:1 beim SV Sonsbeck ins Halbfinale des Niederrheinpokals. RWE drohte das Aus, der Trainer war bedient.
So richtig freuen konnte sich Christoph Dabrowski auch einige Minuten nach dem Abpfiff nicht. Der 3:1 (0:1)-Sieg von Rot-Weiss Essen im Niederrheinpokal beim Oberligisten SV Sonsbeck konnte kein Lächeln auf die Lippen des Trainers des Fußball-Drittligisten zaubern. Dabrowski wirkte nachdenklich und angespannt, als er auf dem tiefen Rasen im Willy-Lemkens-Sportpark stand, um dieses Spiel zu analysieren, das ihn viel Kraft und Nerven gekostet hatte. Bei einer Pokal-Blamage in Sonsbeck wäre eine Trainer-Diskussion in Essen aufgekommen. Das bleibt Dabrowski erstmal erspart.
Kommentar: RWE: Trainer Christoph Dabrowski bewegt sich auf dünnem Eis
Bis zur 87. Minute lag der Titelverteidiger vor rund 2000 Zuschauern zurück. Der starke Sonsbecker Stürmer Klaus Keisers hatte den tapferen Fünftligisten in der ersten Spielminute in Führung gebracht. RWE rannte lange an und wurde erst kurz vor Schluss durch einen Distanzschuss von Lucas Brumme erlöst. Dieser Treffer ließ den Widerstand der Gastgeber brechen. Thomas Eisfeld drehte die Partie mit einem fulminanten Volleyschuss (90.), Ramien Safi (92.) machte alles klar. RWE trifft im Halbfinale des Verbandspokals auf den Lokalrivalen Rot-Weiß Oberhausen, der sich am Sonntag 3:0 gegen den Wuppertaler SV durchsetzte. Gespielt wird am 23. Mai 2025 im Oberhausener Stadion Niederrhein.
Rot-Weiss Essen: Dabrowski übt deutliche Kritik
„Es fühlt sich alles nicht so gut an, wenn du so lange zurückliegst“, antwortete RWE-Trainer Dabrowski auf die Frage, wie er die Schlussphase dieser Begegnung erlebt habe. Der 46-Jährige übte deutliche Kritik an seiner Mannschaft, die vor allem im ersten Durchgang auf ganzer Linie enttäuschte und nicht unverdient zurücklag. „Was nicht akzeptabel war, ist die erste Halbzeit. Haltung und Zweikampfführung waren nicht da. Wir waren von Anfang an nicht da, das sah man beim Gegentor.“
Die glanzlosen Auftritte in den ersten Pokal-Runden hätten eine Vorwarnung sein müssen. Gegen die Sonsbecker Ligarivalen Mülheimer FC und VfB Hilden tat sich der Drittligist schwer und gewann beide Partien knapp mit 2:0. In Sonsbeck verzichtete Dabrowski deshalb auf eine große personelle Rotation. Aus der zweiten Reihe erhielten Torwart Felix Wienand, Mustafa Kourouma und Tom Moustier eine Bewährungschance. Ansonsten standen gestandene Profis auf dem Platz, die regelmäßig in der Liga zum Einsatz kommen.
Rot-Weiss Essen: Erste Halbzeit „komplett unbefriedigend“
Kourouma und Moustier konnten nicht positiv auf sich aufmerksam machen und mussten zur Pause in der Kabine bleiben. Einzelnen Spielern machte Dabrowski keinen Vorwurf. „Wir waren von anfang nicht da, haben sehr pomadig gespielt. Wir haben es nicht angenommen und es wurde bestraft. Insgesamt war es in der ersten Halbzeit komplett unbefriedigend, in der zweiten Halbzeit war es mit dem Rücken zur Wand eine klare Steigerung.“
In der Halbzeitpause wurde es in der Essener Kabine lauter, Dabrowski wütete nach einem katastrophalen Auftritt in den ersten 45 Minuten. „Natürlich versucht man dann deutliche Worte zu finden. Hier waren richtig geile Fans von uns, dafür machen wir den Job hier. Wir haben eine Verpflichtung und Verantwortung, vor allem in unserer Situation, in der wir uns mehr Luft verschaffen wollen. Eine Reaktion habe ich aber erst in der zweiten Halbzeit gesehen.“
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Die Essener rannten gegen leidenschaftlich verteidigende Sonsbecker an, die in der 79. Minute fast für die Vorentscheidung gesorgt hätten. Torwart Felix Wienand bewahrte seine Mannschaft mit einer starken Parade gegen Niklas Binn vor dem 0:2. „Wir hatten Glück, dass das zweite Tor nicht gefallen ist, sonst wäre es brutal schwer geworden. Hinten raus sind uns dann drei Tore gelungen, da atmet man erstmal durch“, räumte der Essener Cheftrainer ein.
Rot-Weiss Essen: Profis haben ein Kopfproblem
Im Niederrheinpokal wollte sich seine Mannschaft Selbstvertrauen für den aktuell komplizierten Liga-Alltag holen. RWE bleibt bisher hinter den Erwartungen zurück und steckt im Tabellenkeller der 3. Liga fest. Die Alltagsprobleme wurden auch gegen den Oberligisten sichtbar. RWE verteidigte nicht mit der nötigen Konsequenz und ließ vorne die Effizienz vermissen. Dabrowski sieht ein Kopfproblem bei seiner Mannschaft. „Man sieht, dass unsere Situation nicht einfach ist. Bei dem einen oder anderen rattert es vielleicht im Kopf. Deshalb war es für uns als Verein ganz wichtig, dass wir in die nächste Runde gekommen sind.“