Essen. Zwei neue Bewerber wollen in den Wahlausschuss von Rot-Weiss Essen. Mit Blick auf den Aufsichtsrat verspricht diese Wahl bei der JHV Spannung.
- Rot-Weiss Essen lädt am Sonntag in die Messe Essen zur Jahreshauptversammlung. Auf dem Programm stehen die Geschäftsberichte und die Wahl des Wahlausschusses.
- Zwei neue Kandiaten haben sich für den Wahlausschuss beworben. Wir stellen Nicole Neugebauer und Stefan Lantermann in diesem Artikel vor.
- Der Wahlausschuss trifft im nächsten Jahr eine Vorauswahl für die Wahl des Aufsichtsrates. Kritiker des Klubs befürchten, dass Bewerber ohne triftige Gründe abgelehnt werden könnten.
Eine erholsame Länderspielpause wird es nicht für die Verantwortlichen des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen. Am kommenden Sonntag lädt der Klub seine Mitglieder zur ordentlichen Jahreshauptversammlung in die Messe Essen ein. Beginn der Veranstaltung ist um 11 Uhr. Die Fan-Proteste rund um das Heimspiel am vergangenen Wochenende gegen Viktoria Köln (2:1) lassen vermuten, dass es bei der JHV Gegenwind für die Vereinsführung geben wird.
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„Amateure am Ruder“, meinten die einen, andere warfen dem Aufsichtsrat auf den Bannern „Vetternwirtschaft“ vor. Auch einzelne Mitglieder des Aufsichtsrates wurden verspottet. Ob der Ton bei der JHV ähnlich rau sein wird oder ob es bei den schriftlichen Unmutsbekundungen bleibt, steht aktuell noch in den Sternen. Denn dazu müssten die Kritiker im Saal Europa in Anwesenheit der Klubführung ihr Anliegen auf den Punkt bringen.
Rot-Weiss Essen: Nicole Neugebauer hat sich beworben
Bei anonymer Kritik möchte es Nicole Neugebauer nicht belassen. Die 46-jährige Essenerin zählt zu den zwei Mitgliedern, die sich offiziell für einen Platz im RWE-Wahlausschuss beworben haben. Dieser wird für einen Zeitraum von drei Jahren durch die Mitgliederversammlung gewählt, in diesem Jahr können die Posten neu besetzt werden. „Ich halte das für eine gute Idee. Viele Fans meckern, aber keiner macht was. Deshalb habe ich meine Bewerbung eingereicht, weil ich anpacken möchte“, betont die bei der Stadt Essen als Verwaltungsfachwirtin angestellte RWE-Anhängerin gegenüber dieser Redaktion.
Die Kriterien der Vereinssatzung erfüllt Neugebauer problemlos. Von mindestens zehn stimmberechtigten Mitgliedern muss ein Kandidat oder eine Kandidatin schriftlich für den Wahlausschuss vorgeschlagen werden. „70 bis 80 Stimmen“ habe sie bereits gesammelt, betont die Dauerkarteninhaberin, die dem Klub von der Hafenstraße seit ihrer Kindheit die Treue hält. Nun möchte sie sich gegen ihre männlichen Mitstreiter behaupten und als erste Frau diesem Gremium angehören. Dem Ehrenrat gehört Irmgard Maurer an. „Das hat es bei RWE noch nicht gegeben und wäre aus meiner Sicht angebracht“, sagt Neugebauer über ihr Vorhaben.
Rot-Weiss Essen: „Zeit für Veränderungen“ im Wahlausschuss
Sie wolle im Wahlausschuss ehrenamtlich „für einen frischen Wind“ sorgen. Das aktuelle Gremium besteht aus fünf Mitgliedern: Claus Werner Genge, Klaus Grewer, Dieter Gruber, Christian Hülsmann und Klaus-Peter Zimmert. „Das sind Leute, die schon sehr lange dabei sind. Ich finde, dass es Zeit für Veränderungen wird“, meint Neugebauer.
Die Proteste bei den letzten beiden Heimspielen hat die glühende RWE-Anhängerin, die in der Regel auch bei Auswärtsspielen mit von der Partie ist, zur Kenntnis genommen. Die Schärfe der Kritik habe sie jedoch überrascht. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so hohe Wellen schlägt und auch so deutlich wird. Aber klar ist auch, dass sich etwas tun muss bei uns.“
Rot-Weiss Essen: Stefan Lantermann möchte Transparenz schaffen
Auch Stefan Lantermann (51), der zweite Bewerber für den Wahlausschuss, möchte etwas verändern rund um die Hafenstraße. Seit 37 Jahren ist der frühere Amateurfußballer RWE-Fan, seit 15 Jahren Mitglied. Hauptberuflich arbeitet er als Niederlassungsleiter für einen großen Gabelstapler-Hersteller und will seine Freizeit dazu nutzen, sich aktiv bei Rot-Weiss Essen einzubringen, um „frisches Blut“ in die Gremien zu bringen. „Es ist wichtig, alte Strukturen aufzubrechen und Transparenz zu schaffen“, sagt Lantermann gegenüber dieser Redaktion.
Transparenz hätte er sich vom Verein für die Wahl am Sonntag gewünscht. Eine Vorstellung der Kandidaten für den Wahlausschuss gab es von Vereinsseite nicht, daher gehe er nun den Weg über die Medien und Social-Media-Kanäle, um sich vorzustellen. „Ich habe vom Verein lediglich eine Mail ohne Infos zu meiner Bewerbung bekommen. Das sind Dinge, die ich vor allem mit Blick auf die Aufsichtsrats-Wahlen ändern würde, wenn ich dem Wahlausschuss angehören sollte. Die Mitglieder sollten wissen, wen sie wählen können und welche Absichten die Kandidaten haben.“
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Auch Lantermann weiß, dass es mehrere Personen aus dem RWE-Umfeld gibt, die im nächsten Jahr in den Aufsichtsrat wollen. Dabei handelt es sich um langjährige Unterstützer und Sponsoren des Vereins, die mit der Arbeit der aktuellen Vereinsführung nicht einverstanden sind und Veränderungen wünschen. Auf Nachfrage dieser Redaktion wollte sich kein Aufsichtsrats-Kandidat vor der Jahreshauptversammlung am Sonntag konkret äußern. Mit einer Person stehe Lantermann in Kontakt, er betont jedoch, „kein Mitglied der Opposition“ zu sein. „Ich möchte für mich stehen“, sagt er.
Rot-Weiss Essen: Wahlausschuss trifft Vorauswahl für den Aufsichtsrat
Der Unterstützung vereinskritischer Mitglieder können sich Nicole Neugebauer und Stefan Lantermann sicher sein. Im nächsten Jahr wird der Aufsichtsrat neu gewählt. Der Wahlausschuss hat laut Vereinssatzung die Aufgabe, eine Vorauswahl zu treffen und Vorschläge zur Wahl des Aufsichtsrates zu machen. Neue Kandidaten befürchten, vom Wahlausschuss in der aktuellen Besetzung ohne triftige Gründe abgelehnt zu werden. Stefan Lantermann möchte genau das verhindern: „Wer die Kriterien erfüllt, sollte eine faire Chance erhalten. Es geht um das Wohl von Rot-Weiss Essen und nicht um Machterhalt.“
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