Essen. Nach dem Weggang von Kapitän Vinko Sapina verliert Rot-Weiss Essen gleich vier Leistungsträger. Auch Torhüter Jakob Golz könnte RWE verlassen.
Preisfrage: Was unterscheidet Rot-Weiss Essen von der insolventen Warenhauskette Galeria Kaufhof? Ganz einfach: Beim Traditionsverein von der Hafenstraße geht der „Ausverkauf“ viel zügiger voran. Zugegeben, etwas überspitzt formuliert, aber nach dem für die Fans plötzlichen Abgang von RWE-Kapitän Vinko Sapina zum Liga-Konkurreten Dynamo Dresden sieht es nicht so aus, als müsse das Team von Trainer Christoph Dabrowski nur an wenigen Stellschrauben drehen.
Der Weggang von Marvin Obuz (Leihende), Cedric Harenbrock (Ziel unbekannt), Felix Götze (SC Paderborn) und nun auch Sapina sieht dann doch schon eher nach einem mittelschweren Motor- und Getriebeschaden aus. Vier absolute Leistungsträger wollen erst einmal ersetzt werden. Und das Ende der Wechselfrist ist noch längst nicht erreicht. Wie man aus engeren Vereinskreisen hört, soll auch der Verbleib des Stammkeepers Jakob Golz auf Messers Schneide stehen, der Ehrendivisionär FC Groningen soll sich mit einer Verpflichtung beschäftigen. Auf dem Transfermarkt, so hört man, soll sich der Verein schon nach Alternativen umsehen.
Selbst, wenn der Deal nicht klappen sollte, werden sicherlich noch andere potente Klubs DEN Torhüter der Dritten Liga auf ihrem Wunschzettel haben. Sollte die Nummer eins auch noch gehen, würde RWE die komplette Spielachse Golz - Götze- Harenbrock - Obuz verlieren. Trainer Dabrowski, der schon jetzt um seine Aufgabe nicht zu beneiden ist, müsste wieder neue Lösungen finden. Gerade am Abgang Sapinas scheiden sich in den sozialen Medien die Geister: Die einen meinen lapidar, dass das gegebene Wort eben nichts mehr wert ist. Die anderen empören sich über Charakterlosigkeit.
Rot-Weiss Essen: Vinko Sapina verhöhnt RWE-Fans
Im Vergleich dazu gab es kaum Aufregung, sondern nur gute Wünsche, als Götze seinen Weggang verkündete. Wieso der Unterschied? Nun, der Abwehrchef hatte nie ein Treuebekenntnis zu den Rot-Weissen über das Saisonende hinaus abgegeben, und ein Abgang in die nächsthöhere Liga stieß auf allgemeines Verständnis. Der Kapitän, der angeblich noch Großes mit RWE vorhatte hingegen, wechselt zu einem nicht gerade beliebten Konkurrenten und setzt dem Ganzen die Krone auf, indem er bei seiner Begrüßungsrede in Dresden noch verkündet, sein Jungentraum, für Traditionsvereine und vor vielen Zuschauern auflaufen zu können, sei nun in Erfüllung gegangen. RWE - ein Dorfklub? Man lernt nie aus.
Wie dem auch sei, der Transfer hat der sportlichen Leitung bei RWE ordentlich die Kassen gefüllt. Was natürlich auch eine Kehrseite hat: Die Preisschilder der Spieler, für die sich das Duo Steegmann/Flüthmann interessieren, werden nun eiligst nach oben korrigiert. Auch die Berater werden mit Freude die Nachricht vernommen haben. Dennoch werden sich die RWE-Verantwortlichen sicherlich beeilen, nach den Perspektivspielern Tobias Kraulich (Dynamo Dresden), Ramien Safi (SV Rödinghausen), Jimmy Kaparos (FC Schalke 04 U23) und Tom Moustier (Hannover 96 U23) nun auch endlich einen Unterschiedsspieler präsentieren zu wollen. Gut möglich, dass die Verhandlungen mit Kai Pröger von Zweitliga-Absteiger Hansa Rostock nun zügig vorangetrieben werden (können).
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Sollte Pröger tatsächlich zu seinem alten Verein zurückkehren, wäre die Aufregung um Sapina wohl schnell vergessen. Aber es gibt auch so positive Nachrichten: Der DFB hat das Zulassungsverfahren zur Dritten Liga offiziell abgeschlossen, alle sportlich qualifizierten Klubs haben die Zulassung für die kommende Spielzeit erhalten. Der Rahmenspielplan der neuen Saison soll bis spätestens Mitte Juli veröffentlicht werden. Das Eröffnungsspiel ist für Freitag, 2. August, angesetzt.
Rot-Weiss Essen erhäkt zusätzliches Geld durch den DFB-Pokal
Auch das Spiel der ersten DFB-Pokalrunde gegen RB Leipzig ist inzwischen terminiert: Der Drittligist empfängt den Champions-League-Teilnehmer an der sicherlich ausverkauften Hafenstraße am Samstag, 17. August, um 15.30 Uhr. RWE ist dafür exakt 209.453 Euro aus dem DFB-Topf sicher - plus Vermarktung und weiterer Einnahmen. Geld, was größtenteils ebenfalls in nötige Spielereinkäufe fließen wird.