Ulm. „Wir waren nicht gallig genug“: Rot-Weiss Essen verliert in Ulm – und es gibt eine tragische Figur des Tages. Welche Lehren RWE aus dem 1:2 zieht

Das Spiel war schon lange abgepfiffen, doch Vinko Sapina hatte noch einiges zu erledigen im Donaustadion. Ein Foto hier, ein Plausch da: Die Rückkehr in seine Heimatstadt, zu seinem Heimatverein, die war etwas ganz besonderes für den 28-Jährigen. Geknickt war der Sechser, denn mit Rot-Weiss Essen hatte er gerade 1:2 (0:1) beim SSV Ulm 1846 verloren. Sein Geniestreich brachte nichts mehr.

Die 86. Minute lief, da rollte der Ball zu ihm. Sapina nahm Maß, setzte die Kugel aus 30 Metern in den Winkel. Mit diesem Treffer brachte er RWE zurück ins Spiel, nur noch 1:2! Ganz pflichtbewusst trottete Sapina – den Kopf nach unten gesenkt, bloß nicht zu sehr jubeln gegen den Ex – zurück in die eigene Hälfte. Das Happy End blieb aus.

Rot-Weiss Essen war zu behäbig in Ulm

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Mit gemischten Gefühlen erlebte der Ulmer Essener die Heimkunft. „Es war gut“, sagte er, „weil ich viele bekannte Gesichter gesehen habe. Aber auch schlecht, weil wir verloren haben.“ Er stand im Mittelpunkt dieser Partie und er war die tragische Figur.

Als die 18. Minute lief, kam er einen Schritt zu spät gegen Leo Scienza. Schon lag der Gegner auf dem Boden. Sapina hob entschuldigend die Hände, half nichts: Gelbe Karte, Freistoß. „Ich wollte ihn nicht foulen, ich habe ihn unbeabsichtigt getroffen“, schilderte er. Dennis Chessa lief schließlich an. Essens Torben Müsel, der in der Mauer stand, fälschte den Ball unhaltbar für Jakob Golz ab – 0:1.

Verwarnt in der Anfangsphase: Fortan musste sich Sapina etwas zurücknehmen, was eigentlich nicht seine Art ist. Dazu wurde er in Manndeckung genommen. An der Donau wissen sie eben, was er kann. „Es war ein schweres Spiel für mich. Aber dann öffnen sich andere Räume“, sagt der Regisseur. Mal haben die Mitspieler sie gefunden, mal nicht. Die Ulmer wirkten insgesamt gedankenschneller, griffiger.

„Wir waren nicht gallig genug“

„Sie haben mit einer Wucht gespielt, sind sehr eingespielt und haben sich auf uns eingestellt“, so Sapina. „Aber darauf haben wir uns auch eingestellt. Wir waren nicht gallig genug. Es war die schlechteste Leistung in dieser Saison, der Gegner jedoch auch der stärkste.“ Die Mannschaft, führte er aus, müsse sich an erster Stelle vorwerfen lassen, dass die Basics gefehlt haben.

Brennpunkte zum 1:2 in Ulm:

Sein Trainer sah das ähnlich. „Vielleicht ist es eine Niederlage zum richtigen Zeitpunkt, damit wir unsere Antennen wieder ausfahren und wissen, dass wir in jedem Spiel maximal investieren müssen“, sagte Christoph Dabrowski. Er weiß: „Das können wir besser.“

Selbstkritik äußerte auch Felix Götze. „Die erste Halbzeit war zu schläfrig von uns. Dann kriegst du so ein dummes Gegentor. Eigentlich gehst du mit 0:0 in die Pause“, haderte der Verteidiger am Vereinsmikrofon. Nach der Pause sei es besser geworden – aber zu ungenau. „In der ersten Halbzeit hatten wir viel zu viele Ballverluste. Das wird von so einer Mannschaft bestraft.“

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Solche Tage gehören dazu, meint Götze, und auch: „Wir wissen, was wir können.“ Nämlich mehr. Und das stimmt ja: Noch gegen Jahn Regensburg, einem Absteiger aus der zweiten Liga, spielte RWE dominant – gegen Aufsteiger Ulm war Essen hintendran. Die Leistung ist daher wichtiger als die Platzierung, findet Vinko Sapina. Man müsse immer von Spiel zu Spiel schauen.

Für den Sommer-Zugang ist es daher auch „totaler Quatsch“, zu diesem Zeitpunkt der Saison auf die Tabelle zu schauen. „Gewinnst du ein Spiel, spielst du Champions League. Verlierst du eins, spielst du Regionalliga“, überspitzte er.

Also dann: Lehren ziehen, weitermachen.

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