Duisburg. Trainer Boris Schommers setzt beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg darauf, dass der Knoten im Sturm platzt – am besten gegen Ingolstadt.
Man möchte Fahndungsplakate drucken. Die Aufschrift: „Dringend gesucht: Torschütze!“ Der Tabellenvorletzte der 3. Fußball-Liga, der MSV Duisburg, braucht einen Sieg am Samstag um 14 Uhr gegen den FC Ingolstadt. Das Problem: Ohne eigenes Tor geht es nicht ab.
Beim Zebra ist aber gerade niemand tatverdächtig, die Kugel mit krimineller oder sonstiger Energie ins Tor zu lügen. Chefermittler und Trainer Boris Schommers räumt im Pressegespräch vor der Partie gegen die Schanzer auf Platz zwölf ein, dass er keine heiße Spur hat: „Wir haben noch nicht die Stammformation in der Offensive gefunden.“ Und bis Menschen mit Insiderwissen über gegnerische Strafräume über den Wintertransfermarkt „verhaftet werden können“, sind es noch sieben Spiele und sechs Punkte bis ans rettende Ufer.
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Bis dahin bittet der Coach um sachdienliche Hinweise bei den üblichen Verdächtigen: „Wer ist der, der sich im Training am meisten zeigt, um die Chance zu bekommen.“ Die Indizienkette weist Lücken auf. Gegen Bielefeld beim 0:1 war offenbar Phillip König der Trainings-Beste. Tore: 0. Gegen Rot-Weiss Essen waren Chinedu Ekene und Alexander Esswein offenbar in der Übungswoche besonders fleißig. Tore: 1 – geschossen von einem Essener. Im Waldhof waren Benjamin Girth und Chinedu Ekene ganz vorne dabei. Tore: 0. In der Zone, wo das Spiel seinen Sinn gewinnt, agierte der MSV weitgehend ohne Fußball-Verstand. Kaum Chancen, keine Abschlüsse. Für die Partie gegen die Schanzer gilt mahnend: „Wer passt am besten in unseren Matchplan und muss es dann aber auch am Samstag zeigen und nicht nur unter der Woche.“
Mause traf öfter als der MSV Duisburg
Zum Vergleich: Beim FC Ingolstadt hat Stürmer Jannik Mause allein neun Tore erzielt, eins mehr als der gesamte MSV inklusive Eigentor und drei Treffer nach Ecken. Vor dieser Saison spielte der inzwischen gesuchte Torjäger in der Regionalliga bei Alemannia Aachen. Die Entfernung zwischen Duisburg und Aachen beträgt 114 Kilometer. Zwischen Ingolstadt und Aachen 568 Kilometer. So viel zum Thema Aufspüren von Serientätern, im Fußball oft auch Scouting genannt. Immerhin, Mause kann den lammfrommen Zebras keinen Anschauungsunterricht geben. Der Stürmer zog sich beim 1:1 der Bayern Borussia Dortmund einen Nasenbeinbruch zu. Trainer Michael Köllner sagte dem Donau-Kurier: „Mause fällt gegen den MSV aus.“
Der Duisburger Fußballlehrer freilich geht mit seinen sträflich unschuldigen Offensivkräften aus verständlichen Gründen nicht zu hart ins Gericht: „Manchmal sind die Stürmer in der vordersten Reihe die ärmsten Schweine, weil sie die Bälle gar nicht bekommen.“ Die Analyse der Partie gegen Mannheim zeigte Probleme in Sachen Beihilfe zur Tat auf. Da klemmte bei den Umschaltsituationen der Schalter. Nicht zum ersten Mal war das so.
MSV Duisburg: Sebastian Mai bleibt Offensiv-Option
Auch das habe er im Training angesprochen und Varianten aufgezeigt, so Schommers. Von der einen Variante, Sebastian Mai als Gelegenheitstäter im Sturm zu bringen, hält der Coach weiter wenig. Der Kapitän soll hinten schauen, dass niemand dem MSV die Butter vom Brot stiehlt. Immerhin, der Innenverteidiger Mai hat drei Treffer erzielt. Er schoss auch das einzige Stürmertor, als ihn Torsten Ziegner gegen Verl ganz vorn aufbot. Was Schommers aber im Blick hat: „Es ist immer eine Option, Basti dann auch noch mal mit einem weiteren Impuls vorne reinzubringen.“ Dann ergänzt er: „Ich bin immer noch überzeugt – auch wenn ich vielleicht der einzige bin – dass der Knoten in der Offensive bei dem einen oder anderen Spieler platzen wird.“
Wie sehr sehnt sich der Trainer ohne Treffer nach einem Fahndungserfolg, sagt er so. „Ganz Duisburg fiebert diesem Tor entgegen. Es ist uns total egal, wie das Tor fällt. Es wäre schön, irgendwie den Ball über die Linie zu bugsieren. Sei es bei einem Standard, sei es durch einen Umschaltmoment, sei es herausgespielt. Und vielleicht klappt es am Wochenende, dass wir einmal das erste Tor des Spiels erzielen.“
MSV Duisburg: Rückkehr von Branimir Bajic
Branimir Bajic steht offenbar vor einer Rückkehr auf den Posten des Co-Trainers beim MSV. Auf die Frage nach der derzeitigen Funktion der Zebra-Legende sagte MSV-Pressesprecher Martin Haltermann: „Das werden wir dem Vorstand und der Geschäftsführung überlassen, dass bei gegebener Zeit, wenn alles fix ist zu verkünden.“ Trainer Boris Schommers ergänzte: „Für mich ist er ein sehr großer Ratgeber, mit dem ich mich sehr eng und intensiv austauschen kann.“ Weiter sagte Schommers, „dass wir uns um das Mannschafteam herum in der Aufstellung finalisieren.“ Der 44-jährige Bajic arbeitete bereits 2020 als Co-Trainer und unterstützte zuletzt Interimscoach Engin Vural als Assistent.