Duisburg. Dem Fußball-Drittligisten MSV Duisburg fehlen die Führungsspieler, die auf dem Platz vorangehen. Immerhin: Ein Zebra macht klare Ansagen.
Der Teufel ist ein Eichhörnchen. Chefspieler Moritz Stoppelkamp, den sie beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg nicht mehr wollten, schießt und flankt den Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen an die Tabellenspitze. Nahezu zeitgleich sagte MSV-Trainer Torsten Ziegner nach dem 1:2 seiner sommerlich sieglosen Zebras in Regensburg: „In den Phasen, in denen ein Spiel zu kippen droht, schaffen wir es nicht, es wieder in die richtige Richtung zu lenken. Ich erwarte von den erfahrenen Jungs, dass sie das Heft des Handelns mehr in die eigene Hand nehmen.“
Auf diese Weise beschrieb der Mann in der Verantwortung beim Tabellenvorletzten, woran es mangelt – Hinweis: Nur einer von mehreren Mängeln. Torhüter Vincent Müller sagte es so: „Wir haben in der ersten Halbzeit sehr, sehr gut gespielt. Ich kann mir aber nicht erklären, warum wir damit immer in der zweiten Halbzeit aufhören. Das haben wir jetzt seit fünf Spieltagen so.“ Nach dem Rückstand habe dann die Moral gefehlt. Torschütze Niclas Stierlin fasste es zusammen: „Wir sind dann nicht mehr rausgekommen und konnten keinen Punch mehr setzen.“
Das Problem der Hierarchie
Dass hier Moritz Stoppelkamp erwähnt wird, ist keineswegs böswillig. Worum es geht: Als Sport-Geschäftsführer Ralf Heskamp und Trainer Torsten Ziegner den Vertrag des besten MSV-Scorers, Kapitän und Duisburger Jung nicht verlängerten, erklärten sie es mit dem Aufbau einer neuen Hierarchie. Man hatte sich deshalb sogar ein Trainingslager gegönnt.
Vor drei Monaten sagte Ziegner dazu: „Das ist der Grund, warum wir den einen oder anderen Spieler verabschiedet haben: Wir wollen in der Mannschaft ein bisschen was verändern. Da ist es gut, wenn die Mannschaft eine Woche 24 Stunden am Tag beieinander ist.“ Das Trainingslager brach man dann vorzeitig ab. Wie es hieß, weil man bei der Planung vergessen hatte, dass die Kicker auch mal einen freien Tag brauchen.
Auf die Frage nach dem Saisonziel sagte Ralf Heskamp vor dem ersten Spieltag: Er wünscht sich vor allem, dass in Meiderich eine Mannschaft zusammenwächst. Das nüchterne Fazit nach fünf Spieltagen ohne Sieg, mit jeweils mindestens einem Gegentor pro Spiel, dafür keinem einzigen eigenen Stürmertor: „In diesen schwierigen Phasen, in denen wir gerade sind, wo wir das Glück nicht auf unserer Seite haben und es nicht so läuft, wie wir uns das vorstellen, erwarte ich, dass die erfahrenen Spieler mehr Einfluss nehmen und nicht so einfache Situationen zulassen.“ So offenbarte sich Ziegner in Regensburg. Mit anderen Worten: Die Truppe ist ohne Führung.
Noch mehr gefordert
Zur Erfahrung im Team: „Wir haben ausreichend dazu geholt und wir haben ausreichend im Kader.“ Namentlich nannte der Coach: Pascal Köpke, Alexander Esswein und Sebastian Mai.
Der Coach fügte als Aufgabe für die Länderspielpause hinzu: „Sie sind noch mehr gefordert und das ist sicher ein Ansatz.“ Ziegner mahnt dringend an: „Wir müssen jetzt die Kurve kriegen.“
Wie sehr der Trainer an seinen Führungsfiguren zweifelt, lässt sich an den Auswechslungen ablesen: Der 45-Jährige hatte erkannt, dass seine Formation die Vorgabe für die zweite Halbzeit nicht erfüllte. Stattdessen machte der Jahn Alarm. Der Übungsleiter handelte: Er nahm Esswein, Alter 33, und Köpke, gerade 28 Jahre alt geworden, vom Platz. Zwei der Spieler, die bei ihm eigentlich als Krisenmanager vorgesehen waren.
Er brachte Phillip König, den man gern an Erfurt abgegeben hätte, dort im Probetraining aber nicht überzeugen konnte. Baran Mogultay, ein 19-Jähriger, aus dem eigenen Nachwuchs, ersetzte den formlos übers Feld wabernden Esswein. Nachtrag: Sebastian Mai ging beim 1:2 nach einer schönen Finte des Torschützen Noah Ganaus zu Boden und öffnete so den Weg in die Niederlage. Echte Chefs gewinnen dann mal so einen Zweikampf.
Castaneda vor Gelb-Rot bewahrt
Benny Girth, ebenfalls ein Mann an Jahren, traute er offenbar nicht zu, das Team aus der Umklammerung zu befreien. Der Stürmer kam in der 72. Minute für den 18-Jährigen Santiago Castaneda. Warum? Weil der Coach vom vierten Offiziellen den Hinweis bekommen hatte: Beim nächsten Foul des Debütanten gibt es Gelb-Rot. Ziegner: „Sicherlich hat uns das Stabilität gekostet.“
Marvin Knoll, 32 Jahre alt, kam für Niclas Stierlin zum letzten „Hurra“. Es blieb bei einem Hüsteln.
Der Fairness halber: In Regensburg fehlten die Führungsspieler Thomas Pledl (Schulter), Marvin Bakalorz (Erkältung, aber zuvor ohne Stammplatzgarantie), Kolja Pusch (Leistenzerrung/aber ebenfalls nicht verlässlich in der Top-Elf) und Rolf Feltscher (Sprunggelenksverletzung/Backup-Außenverteidiger für Joshua Bitter). Esswein kam spät zum Team hinzu. Köpke war in der Vorbereitung verletzt. Ziegner wollte es sich nicht so einfach machen. „Das sind alles Fakten, hilft uns aber nicht weiter.“
Wird jemand gesucht, der klare Ansagen macht, dann könnte dies Torhüter Vincent Müller sein. Sein Kommentar zur Lage: „Wir stehen nicht mit Null da, aber auch nicht mit sechs, sieben oder acht Punkten, wo wir stehen würden, wenn wir beide Halbzeiten spielen. Jetzt ist ein bisschen Druck im Kessel. Es gibt keine Ausreden mehr, von wegen wir waren vielleicht besser. Wir müssen den Mund aufmachen und wir müssen jetzt gewinnen.“