Essen. Der MSV Duisburg schließt auf seiner Versammlung die Öffentlichkeit aus. Dabei ist er auf öffentliches Geld angewiesen. Ein Kommentar.
Das Verhältnis zwischen Sportvereinen und Journalisten verändert sich. Mit der Nutzung der Sozialen Medien eröffnen sich Klubs neue Möglichkeiten des Marketings. Viele – nicht alle – wollen zunehmend ihr öffentliches Bild selbst bestimmen. Sie machen eigene Nachrichten, veröffentlichen im Klub-TV oder anderen vereinseigenen Kanälen selbst geführte Interviews. Die Arbeit von Journalisten, die Nachrichten einordnen, Dinge kritisch hinterfragen, Unbequemes recherchieren, macht das nicht einfacher.
Ein professionell geführtes Unternehmen
Der krisengeschüttelte Fußball-Drittligist MSV Duisburg schloss auf seiner Jahreshauptversammlung die Journalisten aus, als Aussprache und Wahlen anstanden. Das war das gute Recht der Mitglieder. Anders als bei Veranstaltungen der Öffentlichen Hand haben Journalisten kein Zugangsrecht zu privaten Veranstaltungen. Der Antrag von MSV-Mitgliedern, die Öffentlichkeit auszuschließen, weil schmutzige Wäsche gewaschen werden könnte, ist unstrittig. Ob es dem Klub wirklich dienlich war, ist eine andere Sache.
Vereine wie der MSV Duisburg mögen sich als Familie verstehen. Sie sind zugleich aber professionell geführte Unternehmen, sie sind eine Institution in der Stadt. Man hilft sich, in guten wie in schlechten Zeiten: Die Stadt Duisburg sagte erst vor wenigen Wochen zu, erneut zwei Millionen Euro in die MSV-Arena zu stecken, um eine Insolvenz der Stadionprojektgesellschaft zu vermeiden. Klar ist: Solange der MSV in der 3. Liga spielt, wird die Arena auf öffentliche Gelder angewiesen sein.
Berechtigtes Interesse, wenn Steuergelder fließen
Wenn also Steuerzahler Existenzen sichern, haben sie ein berechtigtes Interesse, aus neutraler Quelle zu erfahren, wie der MSV aus der sportlichen und finanziellen Krise kommen will. Welche Fehler gemacht wurden, ob ein Sportdirektor der Richtige ist. Das mag für Klubs unangenehm sein, trägt aber zur öffentlichen Meinungsbildung bei. Genau das ist die Aufgabe von Journalisten.