Essen. Der krachende Absturz von Türkgücü München zeigt, was in der 3. Liga schief läuft. Der DFB muss die Strukturen ändern. Ein Kommentar.
Ein trauriger Tag für den deutschen Fußball und ein beispielloser Vorgang in der Geschichte des Profi-Geschäfts: Der insolvente Drittligist Türkgücü München ist finanziell nicht mehr in der Lage, den Spielbetrieb weiterzuführen und scheidet Ende des Monats noch während der Saison aus dem Wettbewerb aus. Der Flurschaden ist gewaltig.
Nichts bleibt also vom Fußballkonstrukt, das 2016 in der Landesliga startete und danach erfolgreich Kurs in Richtung Profifußball aufnahm. Der steile Aufstieg Türkgücüs endete, als Investor Hasan Kivran den Geldhahn zudrehte. Präsident, Mäzen und Gesellschafter in Personalunion war er. Man kennt die unglückliche Geschichte dieser strategischen Partnerschaften, an die sich Klubs ketten - frage nach bei 1860 München oder dem KFC Uerdingen.
Die 3. Liga gilt als Schuldengrab
Der Absturz von Türkgücü München rückt erneut ein strukturelles Problem im Fußball in den Mittelpunkt: In der 3. Liga, die vom DFB getragen wird, kann es sich ein Klub auf dem Weg nach ganz oben nicht leisten, länger als nötig in der Liga zu spielen. Der Traditionsklub 1. FC Kaiserslautern weiß es: Diese Liga gilt als Schuldengrab.
Pro Spielzeit erhält jeder Drittligist rund eine Million Euro aus den zentralen Vermarktungserlösen. In der 2. Liga, die von der DFL vermarktet wird, sind es pro Klub 14 bis 15 Millionen Euro. Hohe Kosten, wenig TV-Gelder – das macht Klubs auch anfälliger, wenn Investoren mit Geld winken.
Der Liga droht ein unrühmliches Saisonfinale
Das krachende Scheitern von Türkgücü München muss für den DFB ein Anstoß sein, Strukturen zu ändern. Den Vorwurf, bei der Lizenzerteilung zu lax gehandelt zu haben, weist er von sich. Dass nun alle Spiele des insolventen Klubs aus der Wertung genommen werden müssen, hat massive Folgen für alle Klubs, für jene im Auf- oder Abstiegsrennen sowieso. Der 3. Liga droht ein Saisonfinale mit juristischem Nachspiel. So etwas darf sich nicht wiederholen.