Wesel. .
Einer geht noch, dachte sich Levan Kenia. Der Neuzugang setzte zu einem sehenswerten Solo gegen die „platte“ Innenverteidigung an und vollendete mit der Hacke zum 12:1 (5:0)-Endstand. Dass die Düsseldorfer Fortuna den PSV Lackhausen im Testspiel vor gut 1800 Zuschauern im Weseler Auestadion noch um fünf Treffer höher als vor zwei Jahren besiegen würde, mag auf den ersten Blick überraschen, hat aber auch seine Gründe.
Da wäre der Zeitpunkt der Vorbereitung. Zwar steckte den Profis ein Trainingslager auf Borkum sowie der 2:0-Sieg abends zuvor bei der SG Wattenscheid in den Knochen. Doch das scheint besser zu sein, als drei Wochen wenig bis gar kein Fußball zu spielen und quasi aus dem Urlaub auf den Platz zu kommen.
Hinzu kam die taktische Vorgabe. Spiele enden selten so hoch, wenn die unterlegene Mannschaft jeden Ball, den sie mal berühren darf, einfach wegkloppt. „Wir wollten es diesmal spielerisch lösen, haben es manchmal aber übertrieben“, erläuterte der verantwortliche PSV-Co-Trainer Marcel Kirsch. So fingen sich die Weseler knapp die Hälfte ihrer Gegentreffer nach Ballverlusten im Spielaufbau kurz vor dem eigenen Sechzehner. Dann ging es zumeist sehr schnell.
Zudem verhinderte Michael Rensing, dass die Postsportler das Resultat aus ihrer Sicht freundlicher gestalten durften. Der neue Keeper der Fortuna war beim möglichen Ausgleich zum 1:1, dem Kopfball aus kurzer Distanz von David Mittelstädt zur Stelle (9.) und lenkte einen eigentlich perfekt getretenen Freistoß von Kevin Kirstein, ein Schuss aus 20 Metern an der Mauer vorbei in den Winkel mit einer unglaublichen Parade noch zur Ecke (80.). Zudem zahlte PSV-Neuzugang Niklas Egeling Lehrgeld, als er Rensing aus aussichtsreicher Position überlupfen wollte, anstatt die einfache Lösung zu wählen (79.).
Einmal war aber auch Rensing machtlos. Nach einer Kirstein-Ecke leitete David Mittelstädt das Leder mit dem Rücken zum Tor weiter. Marian Michels „verstocherte“ sich noch, aber der aufgerückte Oliver Vos traf aus kurzer Distanz (1:5). Der Treffer weckte die fast komplett durchgewechselte Gäste-Elf wieder auf, es folgten sieben Treffer des Zweitligisten in 22 Minuten. Jeweils „Dreierpacks“ schnürten Dani Schahin und Stefan Reisinger.
„Wir wollten eigentlich eine zweistellige Niederlage vermeiden. Die erste halbe Stunde hat mir gut gefallen, dann haben wir uns zu sehr hinten reindrängen lassen. Aber wir dürfen nicht vergessen, gegen wen wir gespielt haben“, so Kirsch.
„Das Ergebnis war zweitrangig. Wichtig war, dass wir uns als guter Gastgeber in schönem Ambiente präsentiert haben“, so der scheidende PSV-Co-Trainer Axel Zehle, der ebenso wie Clemens Bruder verabschiedet wurde. Dessen Posten als Assistent auf der Bank wird Michael Pasinski einnehmen, der seine Schuhe an den Nagel hängt. Nicht so schön endete das Spiel für Keeper Patrick Erhart, dem kurzzeitig das Schultergelenk auskugelte. Genaue Untersuchungen folgen.
Stimmen zum Spiel:
David Mittelstädt, PSV-Kapitän: „Man merkt, dass die nichts anderes machen als Fußball zu spielen. Und nach drei Wochen Pause sind bei uns doch einige Körner weg. Aber jeder, der gedacht hatte, dass das ein enges Spiel werden würde, nur weil wir aufgestiegen sind, kann das nicht ganz ernst gemeint haben.“
Mike Büskens, Fortuna-Trainer: „Die Mannschaft hat in den letzten Tagen sehr intensiv gearbeitet und besonders im konditionellen Bereich trainiert. Auch wenn die Jungs sicherlich müde waren, haben sie heute eine gewisse Spielfreude vorgelebt.“
Oliver Vos, PSV-Torschütze: „Das war ein schönes Erlebnis, vor so einer Kulisse ein Tor zu machen. Danke an den Marian, der hat den Ball ja für mich vorher noch auf der Linie geklärt.“
Christopher Abel, PSV-Spieler: „Das war alles schon ein bis zwei Tacken schneller - aber eine richtig gute Laufeinheit . . .“
Kai Szafranski, 2. PSV-Vorsitzender: „Es war doch klar, dass das Wetter gut werden würde – Petrus ist ein Postler!“
Ulrike Westkamp, Weseler Bürgermeisterin: „Das ist eine ganz tolle Veranstaltung und für den PSV ein Extra-Bonbon zum Aufstieg.“
PSV: Erhart (65. Kaiser); Michels (55. Storm), Vos, Assfelder, Sanders (55. Tuncel), Floris, Sengbusch (46. Kirstein), Abel (55. Egeling), Mittelstädt, Eisenstein (46. Ecker), N. Güclü (55. Schiermeister).
Tore: 0:1, 0:2 Schahin (6./ 17.), 0:3, 0:4 Bebou (29./41.), 0:5 Schahin (43.), 1:5 Vos (59.), 1:6 Reisinger (63.), 1:7 Bomheuer (70.), 1:8 Reisinger (72.), 1:9 Omae (73.), 1:10 Wegkamp (75.), 1:11 Reisinger (77.), 1:12 Kenia (85.).
Schiedsrichter: Gerrit Heiderich (Essen).