Schermbeck. .

Der Oberliga-Kick des SV Schermbeck gegen RW Ahlen (3:1) wird ein juristisches Nachspiel haben. „Das Gesamtverfahren liegt jetzt beim polizeilichen Staatsschutz in Duisburg“, sagt Stephan Hausch, Pressesprecher der Duisburger Polizei.

Nach der Partie soll es am Waldsportplatz zu rassistischen Beleidigungen durch Ahlens Trainer Marco Antwerpen gegenüber Nassirou Ouro-Akpo gekommen sein, togolesischer Stürmer in Reihen des SVS. „Auf dem Fußballplatz scheinen die Beteiligten ihren Emotionen mittlerweile freien Lauf zu lassen. Der Staatsschutz führt Ermittlungen durch, wenn der Verdacht der Volksverhetzung besteht. Es wird sich aber bestimmt hinziehen, bis dieses Verfahren abgeschlossen ist“, vermutet Stephan Hausch.

Auch 24 Stunden nach den Vorfällen ist Ouro-Akpo noch fassungslos über „die Pöbeleien auf dem Weg zur Kabine. Er hat zu mir gesagt: Verpiss’ dich, du schwarzer Pisser“, schildert der 30-Jährige die Wortwahl des Coaches. Dies sei ihm in dieser Art noch nie widerfahren. „Das war einmalig. Ähnlich war es nur einmal als ich noch in Köln war, aber das kam von Zuschauern“, erzählt der Schermbecker Angreifer, der seit 2003 in Deutschland kickt.

Mittlerweile habe es, so Ouro-Akpo, telefonischen Kontakt zwischen Antwerpen und ihm gegeben. „Er hat mich angerufen und sich entschuldigt. Ich möchte aber, dass jemand vom Vorstand des SVS bei einem persönlichen Gespräch dabei ist“, erklärt Ouro-Akpo. „Das wäre dann aber nur aus sprachlichen Gründen“, erläutert der Schermbecker Vorsitzende Johannes Brilo. Auf diese telefonische Kontaktaufnahme ging Ahlens Trainer gestern nicht näher ein. „Das kann ich so nicht bestätigen. Aber ich möchte da auch im Moment nichts zu sagen“, so Marco Antwerpen.

Anzeige wegen Körperverletzung

Fakt scheint in diesem Fall widersprüchlicher Aussagen zumindest zu sein, dass allein eine Anzeige vorliegt. Und die wurde von Marco Antwerpen gestellt. „Wegen Körperverletzung gegen ihn von einem 33-Jährigen“, erläutert Stephan Hausch von der Duisburger Polizei – dabei soll es sich um Marek Klimczok handeln. Allerdings geht Nassirou Ouro-Akpo auch davon aus, dass er selbst eine Strafanzeige gestellt hat. „Die Polizei ist gekommen und hat mich gefragt, ob ich eine Anzeige erstatten will. Ich habe gesagt, dass ich das machen will“, erläutert der Schermbecker Fußballer. Und die „werde ich zurücknehmen, wenn der Trainer das mit der Entschuldigung ehrlich meint“.

Doch mit den Vorfällen nach den 90 Minuten wurde ein Verfahren in Gang gesetzt, das nicht mehr so einfach zu stoppen ist. Neben der Aufklärungsarbeit durch den Staatsschutz tritt auch der Fußballverband Westfalen auf den Plan. „Ich habe ein Verfahren gegen Herrn Antwerpen eingeleitet“, sagt Staffelleiter Reinhold Spohn, außerdem habe „der DFB eine Meldung bekommen, da eventuell rassistische Beleidigungen ausgesprochen wurden“. Zunächst vor der Verbandsspruchkammer werden die Protagonisten demnächst Rede und Antwort stehen müssen. „Das werden wir möglichst kurzfristig anberaumen, allerdings klappt dies in dieser Woche nicht mehr“, erzählt Georg Schierholz, Vorsitzender der Verbandsspruchkammer.

Einer der zu hörenden Zeugen wird dann wohl auch Günter Beck sein. Der ehemalige Fußball-Abteilungsleiter und nun Sicherheitsbeauftragte beim SV Schermbeck war dicht am Geschehen. „Ich habe die Worte gehört, werde sie aber nicht wiedergeben. Wenn, dann nur vor Gericht“, sagt Beck. Er wundert sich, welche Wellen der Vorfall nun schlägt: „Es ist schon verrückt, was das für Kreise zieht.“

Alle Alarmglocken schellen

An den anderen Verantwortlichen des SV Schermbeck ist der Auslöser des späteren kurzen Handgemenges im Bereich der Kabinen weitgehend unbemerkt vorbei gegangen. „Ich habe davon überhaupt nichts gesehen, das ist auch nicht meine Baustelle“, erklärt der Sportliche Leiter Michael Benninghoff. Auch Vorsitzender Johannes Brilo, der sich nach der Begegnung schnell auf den Weg zum Düsseldorfer Flughafen gemacht hatte, erfuhr von den Geschehnissen nur aus zweiter Hand. „Ich selber habe auch nichts mitbekommen, sondern nur gehört, was da passiert sein soll“, berichtet SVS-Trainer Holger Aden. „Bei Rassismus schellen alle Alarmglocken, und das ist auch gut so“, meint der 47-Jährige.