Wesel. Der Weseler Verein hat in den vergangenen Jahren gerade im Jugendbereich einen großen Aufschwung erlebt. Doch von außen kommt auch Kritik.
Ein ganz gewöhnlicher Mittwochabend im Spätsommer, kurz vor halb sieben: Schon auf dem Parkplatz geht der Trubel los. Die einen kommen gerade, die anderen wollen wegfahren. Eltern-Taxis sorgen für erste Staus. Auf der Anlage am Molkereiweg trägt die dritte Herrenmannschaft des PSV Lackhausen gleich ein Nachholspiel aus. Auf allen Feldern trainieren Kinder und Jugendliche in kleineren wie größeren Gruppen. Es summt wie in einem Bienenkorb. „Das ist nur der Mittwoch“, lacht Jugendleiter Phillip Jennen, „an anderen Tagen ist hier noch mehr los.“
Eigentlich kaum vorstellbar, dass da noch mehr geht. Und tatsächlich stößt der Weseler Verein trotz seiner großen Anlage mit zwei Kunstrasen- und mehreren Naturrasenfeldern in gewissen Bereichen langsam an seine Grenzen. 2019 waren es noch 17 Jugendmannschaften, die Lackhausen für den Spielbetrieb melden konnte, mittlerweile sind es 25. Nach den Corona-Lockdowns habe es „extrem viel Zulauf“ gegeben, sicherlich auch bedingt durch die Fertigstellung der Kunstrasenplätze, wie Björn Assfelder, Trainer bei der „Ersten“ und in der Jugend, glaubt. Genauso hätten sich aber auch, so betont Abteilungsleiter Andreas Peerenboom, das große ehrenamtliche Engagement und ein paar frische Ideen ausgezahlt.
Andreas Peerenboom: „Uns geht es doch auch nicht anders
Peerenboom legt Wert auf diese Feststellung. Auch weil zuletzt immer mal wieder von anderen Weseler Vereinen Kritik an den Postsportlern geübt wurde. Der PSV würde die Spieler der kleineren Nachbarclubs anlocken und damit die ohnehin schon sehr schwierige Arbeit der „Kleinen“ torpedieren. In Lackhausen können sie diese Vorwürfe nicht nachvollziehen. „Natürlich wollen wir hier auch Leistungsfußball etablieren und bemühen uns deshalb um die Toptalente aus der Umgebung. Aber gerade für diese Jungs ist es doch auch wichtig für ihre Entwicklung auf höherem Niveau zu trainieren und zu spielen. Uns geht es ja auch nicht anders, wenn die großen Vereine an unsere besten Spieler herantreten“, sagt Peerenboom.
Immer wieder erleben die Verantwortlichen beim PSV mittlerweile aber auch, dass Eltern ihre Kinder unbedingt zum Molkereiweg bringen wollen und dafür sogar Wartelisten in Kauf nehmen, anstatt den Nachwuchs bei benachbarten Vereinen unterzubringen, wo sie sofort kicken könnten. „Aber das ist ja nicht unsere Schuld. Wir machen die Eltern auch darauf aufmerksam, dass es diese Möglichkeiten gibt und hätten überhaupt kein Problem damit“, erklärt Jennen.
PSV Lackhausen unterstützt seine Übungsleiter bei der Weiterbildung
Denn der große Zulauf sorgt natürlich auch für Nöte. Nicht nur, weil immer mehr Mannschaften auch immer mehr Trainer und Betreuer erfordern, sondern auch wegen der örtlichen Gegebenheiten. „Im Winter müssen wir bei den Trainingzeiten Abstriche machen. Den Kabinenbelegungsplan für einen Samstag zu erstellen, ist mittlerweile so anspruchsvoll wie eine Doktorarbeit“, sagt Peerenboom. Nicht nur deshalb wünscht sich das Lackhausener Führungsteam für die Zukunft noch mehr ehrenamtliche Helfer. „Es sind viele unterschiedliche Dinge zu tun. Eltern, die helfen wollen sind immer willkommen. Da muss nicht unbedingt jeder als Trainer fungieren“, erklärt Phillip Jennen. Wobei der PSV aber auch großen Wert darauf legt, seine Übungsleiter*innen bestmöglich bei der Weiterbildung zu unterstützen.
Highlight Herbstcup
Mit dem Internationalen Herbst-Cup, zu dem viele Nachwuchsteams von großen europäischen Vereinen nach Wesel kommen, hat der PSV Lackhausen mittlerweile ein großes Highlight im Kalender stehen. Ein Turnier, das, wie Andreas Peerenboom betont, allerdings auch einen großen ehrenamtlichen Einsatz erfordert. Die Verantwortlichen sind gerade auch deshalb stolz darauf, wie viele fleißige Helfer im vergangenen Jahr zum Gelingen beitrugen. Die Veranstaltung sei damit nicht nur eine gute Werbung für die Stadt Wesel, sondern trage auch sehr zur Stärkung der vereinsinternen Gemeinschaft bei, findet der Obmann.
„Wir haben in den letzten Jahren schon einiges erreicht, aber wir wollen uns auf jeden Fall noch weiterentwickeln“, sagt Andreas Peerenboom. Über eine noch bessere Jugendarbeit sollen immer mehr Nachwuchskicker, die sich mit dem Verein identifizieren, den Sprung in das Landesliga-Team schaffen. „Wir wollen voll auf unsere Jugend setzen. Es gibt hier kein finanzielles Harakiri“, betont der Vereinsvorsitzende Wolfgang Spychalski. Für Fußball-Obmann Peerenboom ist eines ganz wichtig: „Wir sind ein Verein, eine Gemeinschaft, von der ersten Mannschaft bis zu den Kleinsten. Deshalb wollen hier einfach auch einen Ort der Begegnung schaffen, an dem sich jeder wohlfühlen kann.“