Wesel. Die Premiere des Domspringens in Wesel ist komplett gelungen. Vor etwa 2000 Zuschauern schraubten sich die Stabhochspringer in luftige Höhen.
Die Premiere des Weseler Domspringens tat es den Athleten gleich und schnupperte Höhenluft. Der Große Markt stellte die beeindruckende Kulisse eines hochklassigen Wettbewerbs und bot beste Bedingungen für die Stabhochspringer. Auf seinem Pflasterstein versammelten sich etwa 2000 Zuschauer, die bei jedem Sprung ihren Kopf in den Nacken rutschen ließen. Den Blick gen Himmel gewandt, feuerten die Schaulustigen lautstark die Sportler an. Anders als bei sonstigen Wettbewerben wurde beim Weseler Domspringen aus nächster Nähe mitgefiebert. Wer Glück hatte, ergatterte einen der begehrten Plätze in der ersten Reihe.
Die beste Sicht genoss jedoch der Willibrordi-Dom, über dessen Dächern die Sonnenstrahlen reflektierten. Ob der heilige Willibrord erfreut darüber gewesen wäre, dass sich sein Vorplatz in einen wahren Hexenkessel verwandelte – wie es Veranstalter Kai Meesters immer wieder beschwor – sei dahingestellt. Dass die sportliche Veranstaltung als großer Erfolg zu verbuchen ist, steht dagegen außer Frage. „Ich denke, im Zusammenspiel mit allen Beteiligten haben wir etwas Großes auf die Beine gestellt. Ein solches Weltklasse-Event mit Sportlern auf absoluten Spitzen-Niveau und das hier bei uns in Wesel. Ich bin einfach überwältigt“, strahlte Meesters.
Nachdem es um den deutschen Sport – sei es im Fußball oder eben in der Leichtathletik – eher schlecht bestellt ist, sind solche Events ein Weg in die richtige Richtung. Dies sieht auch Dieter Jantz, Leichtathletik-Abteilungsleiter des Weseler TV, so: „Wer den Sport lebt, bekommt gute Werte vermittelt und das müssen wir wieder in den Vordergrund stellen.“ Selbst der WTV erlebe eine gewisse Trägheit, die nicht mehr auf die Coronavirus-Pandemie zurückzuführen sei. Vom Domspringen erhofft sich Jantz wieder ein größeres Interesse für die gesamte Leichtathletik.
US-Amerikaner Matt Ludwig siegt
Bevor die Profis den Laufsteg hinunter rauschten, kamen die Jugendlichen unter 20 Jahre auf ihre Kosten. Bei am Abend fast noch tropischen Temperaturen versuchten dann die internationalen Spitzensportler, den hohen Erwartungen gerecht zu werden. Um sich in Höhen von über fünf Meter zu katapultieren, benötigt es jahrelanges Training, Disziplin und Durchhaltevermögen. Seit Kindheitstagen prägt sich folgendes Muster in die Köpfe der Athleten ein: Anlauf, Einstich, Absprung, Eindringen, Aufrollen, Lattenüberquerung und Landung. „Jeder Athlet ist wirklich energiegeladen an die Sache ran gegangen und wollte die Zuschauer, aber auch sich selbst, mit Top-Leistungen belohnen“, lobte Meesters.
Ein ganz besonderer Geburtstag
Im Finale kristallisierte sich ein spannender Dreikampf heraus. Im Fokus standen die US-Amerikaner Matt Ludwig und Austin Miller sowie der Pole Piotr Lisek. Hochdekoriert sammelten alle drei schon etliches an Edelmetalle. Nun ging es aber um den Weseler Esel und den hatte noch keiner in seiner Vitrine. Entertainer Miller feierte jeden Erfolg samt Salto, scheiterte dann aber bei 5,75 Meter. Im Finale standen sich also der siegreiche Ludwig, der zuvor seine Jahresbestleistung erreicht hatte, und Lisek gegenüber. In drei Runden lieferten sich beide an der Olympia-Normhöhe von 5,82 Meter einen Show-down. An der Höhe scheiterten jedoch beide.
Die Ergebnisse
1. Matt Ludwig (USA/5,75 Meter), 2. Piotr Lisek (Polen/5,70), 3. Austin Miller (USA/5,65), 4. Ben Broders (Belgien/5,65), 5. Emmanouil Karalis (Griechenland/ 5,60), 6. Menno Vloon (Niederlande/5,55) 7. Gillian Ladwig (Deutschland/5,55), 8. Tom Linus Humann (Deutschland/5,30), 9. Till Marburger (Deutschland/ 5,15), 10. Illia Kravchenko (Ukraine/5,15), 11. Hendrik Müller (Deutschland/ohne gültigen Versuch).
Der Siegerehrung wohnte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp bei, die ihren 64. Geburtstag beim Domspringen verbrachte und mit einem Ständchen beglückwünscht wurde. Auf die Nachfrage des Moderators Dirk Bartholomy, ob das Domspringen nun zum festen Repertoire der Stadt gehöre, deutete Westkamp auf die jubelnden Zuschauer und bejahte. Neben den Sponsoren lobte Meesters insbesondere die gute Zusammenarbeit mit der Stadt. „Das war der Startschuss für ein erfolgreiches Domspringen hier bei uns in Wesel und ich hoffe, viele weitere werden folgen“, so Meesters.