Wesel. Für den Büdericher SV läuft es derzeit als Aufsteiger in der Fußball-Kreisliga A. Und dies dank eines Lernprozesses – auch beim eigenen Trainer.
Der erste Sonntag im September, Sportanlage an der Schützenstraße in Büderich – für Joel Karworsky stehen einschneidende 90 Fußball-Minuten an. Der Trainer des Kreisliga-A-Aufsteigers Büdericher SV, der aufgrund des beruflich verhinderten Felix Peters selbst das Tor hüten muss, vertraut der Taktik aus den B-Liga-Zeiten. „Ich hatte weder Formation noch Ausrichtung geändert. Und wenn wir nicht 60 bis 70 Prozent Ballbesitz hatten, dann war ich unzufrieden“, erinnert sich der 29-Jährige. Was in den ersten Begegnungen noch ganz gut funktioniert hatte, das ging gegen das Spitzenteam ESV Hohenbudberg komplett in die Hose – gleich acht Mal musste Kaworsky den Ball aus dem eigenen Netz holen.
Ein einschneidendes Erlebnis für den Übungsleiter, der im dritten Jahr in Büderich das Sagen hat. Er überdenkt sein Konzept, immer grundsätzlich mitspielen zu wollen – egal gegen wen es geht. „Schließlich sollte man sich auch als Trainer hinterfragen.“ Dies geschieht, der Neuling agiert nun anders. Joel Kaworsky beschreibt dies so: „Wir legen unseren Fokus nun ein Stück weit mehr auf die Defensive. Wir wollen nun diejenigen sein, die ekelhaft und unbequem zu bespielen sind.“
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Trotz einiger Rückschläge, die neuen Ideen fruchten. Sieben Zähler aus den vergangenen drei Partien sind ein Beleg dafür. Am vergangenen Sonntag trotzte das Team dem SV Schwafheim trotz eines 0:2-Rückstands und dem 2:3 in der Nachspielzeit noch ein 3:3 (0:1) ab. Nach Toren von Sascha Ströter und Daniel van Husen schien durch das 2:3 die Niederlage besiegelt zu sein. „Durch die Serie zuletzt entwickelt man ein ganz anderes Selbstverständnis, dann glaubt man trotzdem noch daran“, sagt Kaworsky. Lennart Hardering ließ die Hoffnung durch seinen Treffer in der vierten Minute der Nachspielzeit noch zur Realität werden. Der Student in Dortmund hatte mit dem Schienenersatzverkehr fast zweieinhalb Stunden für die Anreise benötigt. Für Kaworsky ein Zeichen für den Zusammenhalt beim Aufsteiger.
Einen neuen zweiten Keeper reaktiviert
Und der ist nach Meinung des 29-Jährigen endgültig in der höheren Klasse angekommen. Auch dank des neuen Spielstils, den die Akteure nun ebenfalls verinnerlicht haben. „Die Erwartungen sind nun zurückgeschraubt, wir schätzen uns realistisch ein“, sagt der Coach. Dominanz auf dem Spielfeld ist nun kein Thema mehr. Wenn wie gegen Schwafheim mal zweieinhalb Chancen zu drei Treffern reichen, dann nimmt der Büdericher Übungsleiter das gerne mit. Künftig möchte und wird Joel Kaworsky übrigens auch nicht mehr den Platz zwischen den eigenen Pfosten einnehmen. Mit Marc Holzwarth wurde ein Keeper reaktiviert, der nun noch auf seine Spielberechtigung wartet.
Schon am Freitag beim VfL Rheinhausen
Weiter geht es für den Büdericher SV bereits am kommenden Freitag (27. Oktober), wenn der Neuling ab 19.30 Uhr beim VfL Rheinhausen gastiert. Danach folgt eine zweiwöchige Pause, ehe das nächste Meisterschaftsspiel ansteht. In der Pause hofft Trainer Joel Kaworsky auf die Genesung von Ben Satzinger und Philipp Konrad nach deren Außenbandrissen.
Abwarten will Joel Kaworsky auch bei der eigenen Zukunft, sein Vertrag läuft nur bis zum Ende der Saison. „Es ist noch ein bisschen früh, um sich darüber schon Gedanken zu machen“, meint der Trainer. Für ihn ist auch erst einmal der Verlauf der Saison maßgebend, schaffen die Büdericher den Klassenerhalt oder nicht. „Wenn die Ziele verfehlt werden, muss man überlegen, welchen Anteil man selbst daran hat“, erläutert der Trainer. Zudem könne es auch sein, dass ein Abnutzungseffekt dazukomme. „Davon bin ich derzeit aber ganz weit entfernt.“ Letztlich geht er schon davon aus, dass auch 2024/25 ein Büdericher Trainer mit Namen Joel Kaworsky „sehr wahrscheinlich“ ist.
Doch zuvor soll der eingeschlagene Weg fortgeführt werden. Und immer unter dem Motto: „Solange der Ball rollt glauben wir daran, auch etwas holen zu können.“