Wesel. Der Weseler Triathlet Sascha Hubbert blickt auf seinen Überraschungssieg beim Ironman in Hamburg zurück und verrät, worauf er sich nun freut.
Nein, das Leben von Sascha Hubbert wurde durch den Sieg beim Ironman Hamburg nicht auf den Kopf gestellt. „Eigentlich hat sich gar nichts verändert, aber das war auch nicht mein Ziel“, sagt der Weseler mit etwas Abstand auf den größten Erfolg seiner sportlichen Laufbahn. „Mein Ziel war es, die Zeiten zu schaffen, die ich mir vorgenommen hatte. Das hat überraschend gut funktioniert.“
Und zwar so gut, dass der 31-Jährige in Hamburg die Abwesenheit der Elite-Profis eiskalt nutzte und die Männer-Konkurrenz gewann. Auf 8:30 Stunden hatte Hubbert seit Januar mit Trainer Matthias Graute strukturiert hingearbeitet, 14 Sekündchen mehr sind es geworden. Diese persönliche Bestzeit ergab sich aus 1:03,58 Stunden für die 3,8 Kilometer Schwimmen, 4:20,02 Stunden für die 180 Kilometer auf dem Rad und 2:58,12 für den abschließenden Marathon.
Hubbert: „In der Woche vorher ist man ein anderer Mensch“
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„Ich hatte mich gut gefühlt, aber trotzdem weiß man ja nie so ganz genau, was einen erwartet“, so Hubbert, für den es erst die fünfte Triathlon-Langdistanz war. „Hinzu kommt die Anspannung, in der Woche vorher ist man ein anderer Mensch.“
Aber der Starter der Lauffreude Hadi Wesel setzte die Anspannung in Leistung um. „Das Schwimmen war besser als gedacht, aber es wird niemals meine beste Disziplin werden. Das ist wie beim Skateboard fahren: Wenn man es mit 15 nicht richtig kann, wird es extrem schwierig, da richtig gut drin zu werden. Und mir fehlen Zeit und Motivation, daran beim Schwimmen etwas zu ändern“, so Hubbert, der als 173. der über 2900 Teilnehmer:innen aus dem Wasser stieg. „Das ist nicht viel Rückstand für meine Verhältnisse, ich bin auch schon als 400. nach dem Schwimmen noch in die Top Ten gekommen.“
Auf dem Rad von Platz 173 auf Rang vier vorgefahren
Denn es folgte, was für den Chemie-Techniker auf dem Rad regelmäßig folgt: Über vier Stunden lang die Konkurrenz überholen, bis er fast ganz vorne angekommen ist: „Radfahren ist meine stärkste Disziplin, da fühle ich mich richtig wohl.“
Und so ging es von Platz vier aus in die Laufschuhe. „Eigentlich war es mein größtes Ziel in Hamburg, den Marathon bei einer Langdistanz unter drei Stunden zu laufen“, verrät der Hansestädter. Das hat ja auch geklappt und letztlich den Ausschlag für seinen Sieg gegeben.
Bei den Schlagzeilen im Schatten von Laura Philipp
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Als allererster aller Teilnehmer:innen ist der Deutsche Duathlon-Meister von 2019 mit seinen 8:30,14 Stunden übrigens nicht über die Ziellinie gelaufen. Die Deutsche Profi-Triathletin Laura Philipp brannte mit unglaublichen 8:18,20 Stunden einen Frauen-Rekord der Marke Ironman auf die Strecke und wurde Europameisterin. So ging der Sieg von Sascha Hubbert bei den Männern in der Triathlon-Medienlandschaft ein wenig unter. „Da habe ich aber kein Problem mit, zumal Laura Philipps Zeit wirklich krass ist.“
Der Weseler selbst hegt keinerlei Profi-Ambitionen auf die Elite-Lizenz. Auch auf die WM auf Hawaii verzichtet er trotz Qualifikation. „Ich war ja schon mal da und werde das auch sicherlich noch mal machen. Aber dafür muss dann auch alles passen.“
Freude über mehr Freizeit
So spart sich der 31-Jährige lieber die rund 10.000 Euro Kosten für den Trip für zwei Personen und die intensive Vorbereitung darauf und freut sich lieber auf den Triathlon Alpe d’Huez in fünf Wochen. „Trainingstechnisch kann man nicht viel mehr machen, als ich zuletzt gemacht habe, wenn man Vollzeit arbeitet“, sagt der Weseler, der erst 2017 mit Triathlon begonnen hat. „Und ehrlich gesagt freue ich mich auch darauf, jetzt mal wieder etwas anderes machen zu können als Sport. Und es ist ja nicht nur das Training, sondern auch die Regeneration, die man immer mit einberechnen muss. Das ist alles wirklich schon sehr intensiv.“
Auf einer Skala der Überraschung würde er selbst seinem Sieg in Hamburg übrigens nur eine Neun von Zehn geben: „Mit 8:30 Stunden wäre ich letztes Jahr in Hamburg, als auch keine Elite am Start war, Zweiter geworden. Aber eine Neun von Zehn finde ich immer noch sehr überraschend.“