Wesel. Beim Fußball-B-Ligisten SV Büderich hat nun Joel Kaworsky als Coach das Sagen. Doch er selbst stuft sich nicht in allen Fragen als objektiv ein.
Stabilität vor Druck, so lautet das Credo von Joel Kaworsky. Der 26-Jährige ist seit kurzem neuer Cheftrainer bei den Fußballern des SV Büderich. Im Jahr 2019 kam der Torwart aus der Landesliga zum B-Ligisten und hat sich im Verein nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz eingebracht. Zunächst als Co-Trainer aktiv, übernahm er kurz vor Saisonbeginn das Traineramt von Rocco Steinert.
„Als Rocco seinen Rücktritt bekanntgegeben hat, sind die Verantwortlichen gleich auf mich zugekommen“, erinnert sich Kaworsky an die Situation. Nach knapp vier Wochen Bedenkzeit, in denen sich Kaworsky bereits als Cheftrainer beim SVB probierte, sagte er schließlich zu und unterschrieb gleich für drei Spielzeiten. Ein langfristiges Projekt also. „Ich möchte hier nichts überstürzen, sondern vernünftig mit der Mannschaft etwas aufbauen“, beschreibt der neue Coach seine Ziele.
Begeistert ist Kaworsky vor allem von den Gegebenheiten im Klub und von der Einstellung seiner Truppe: „Ich habe mit Michael Pielniok einen super Kollegen, der mich als Trainer unterstützt. Dazu haben wir mit Patrick Pooth einen Fitnesstrainer, was in dieser Liga auch nicht selbstverständlich ist. Der Verein stellt echt viel auf die Beine.“ Auch das Team überzeugte den Übungsleiter bisher in allen Belangen. „Als es hieß, wir könnten eventuell in zwei Wochen wieder trainieren nach der Corona-Pause, habe ich gleich 20 Nachrichten bekommen. Die Jungs sind wirklich sehr motiviert“, freut sich Kaworsky.
Neues System führt in Testspielen oft zu Fehlern
Und seit seinem Amtsantritt wurde nicht nur fleißig trainiert auf der Anlage an der Schützenstraße. Der B-Ligist hat auch schon zahlreiche Partien absolviert. Ganze fünf Test- und ein Pokalspiel in 26 Tagen. Niederlagen gab es dabei zwei deutliche gegen den TV Voerde (0:6) und den SSV Lüttingen (0:8). „Die Mannschaft“, erklärt der Trainer, „hat in allen Spielen zu überzeugen gewusst. Auch wenn die Ergebnisse das vielleicht nicht direkt so widerspiegeln, haben wir schon einiges gelernt. Dass wir im neuen Systemen immer wieder Fehler machen, bleibt nicht aus.“
System und Struktur sind Dinge, die in der Kreisliga B oft nicht an erster Stelle stehen, für Kaworsky sind diese aber unabdingbar. Seine Zeit als Torwart in der Landesliga hat ihn geprägt. Mit seinen Erfahrungen möchte er dem Klub jetzt weiterhelfen. „Ich möchte, dass die Leute, die sonntags unsere Spiele gucken, auch erkennen, dass wir mit einer Dreier- oder Viererkette spielen.“
Die Torwartfrage entscheidet nicht der Trainer
Seine Torwarthandschuhe hängt er aber auch als Cheftrainer nicht an den Nagel. „Ich bin in einem Alter, in dem ich natürlich noch selber auf dem Platz stehen will“, beantwortet der 26-Jährige die Frage prompt. Ob er dann am Ende aber wirklich zwischen den Pfosten des SV Büderich steht, liegt nicht allein in seiner Hand, wie er verrät. „Ich stelle die Mannschaft von der Abwehr bis zum Sturm auf. Aus der Entscheidung im Tor halte ich mich raus, weil ich denke, dass ich da nicht hundertprozentig objektiv entscheiden würde.“
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Diese Wahl des Torhüters ist auf andere Schultern verteilt. Sein Trainerkollege Michael Pielniok soll gemeinsam mit dem Mannschaftsrat beschließen, wer am Spieltag zwischen den Pfosten steht. Dem Trainer droht also ebenfalls ein Bank auf der Platz. Diesen würde er aber kommentarlos annehmen: „Es gibt immer Kicker, die am Spieltag nicht dabei sein können und da hilft es nicht, beleidigt zu sein, sondern der Mannschaft so gut es geht zu helfen. Auch in solchen Momenten möchte ich gerne mit gutem Beispiel vorangehen.“
Der Kader
Tor: Joel Kaworsky, Kevin Baranowski, Dennis Kramer.
Abwehr: Jan Satzinger, Ben Satzinger, Fabian Kirsch, Jan Busch, Tobias Frings, Nils Sobotta, Simon Gramm, Marius Ploch, Lennard Hardering, Anton Wall.
Mittelfeld: Max Bartsch, Joel Dörken, Philipp Konrad, Phillip Pähler, Robin Brüggen, Alex Höppner, Ergün Ezer.
Angriff: Denny Koop, Daniel van Husen, Justin Kluth, Henrik Hardering, Max Kinder, Joel Matern.
Ein wirklich strikt formuliertes Saisonziel gibt es unter Joel Kaworsky in Büderich nicht. Mit den unteren Plätzen will der Klub definitiv nichts zu tun haben. Wie weit es aber nach oben geht, lässt der Coach offen und stapelt lieber tief: „Ich glaube ein einstelliger Tabellenplatz ist ein gutes Ziel und dann schauen wir mal. Ich habe hier für drei Jahre unterschrieben, weil ich eine Entwicklung vorantreiben möchte und nicht, um sofort Druck zu haben.“
Stabilität vor Druck lautet also die Devise in Büderich. Nach einem dritten Platz in der annullierten Spielzeit sollten die Chancen auf eine gute Platzierung unter den neu geschaffenen Bedingungen durchaus realistisch sein.