Schermbeck. Marvin Tenbült wechselt im Sommer zum Oberligisten SV Schermbeck. Mit gerade mal 22 Jahren hat er schon eine bewegte Vergangenheit hinter sich.

Er kickte bei Borussia Mönchengladbach, dem MSV Duisburg und sogar schon in den USA. Derzeit steht Marvin Tenbült beim Oberliga-Spitzenreiter 1. FC Bocholt unter Vertrag, bei dem der 22-jährige Mittelfeldspieler in der wegen Corona unterbrochenen Saison bisher viermal zum Einsatz kam. In der neuen Spielzeit verstärkt der gebürtige Millinger den Oberligisten SV Schermbeck. Die NRZ sprach mit dem Neuzugang.

Sie wechseln im Sommer nach Schermbeck. Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie sich für den SVS entschieden haben?

Marvin Tenbült: Der Verein hat mir gute Perspektiven aufgezeigt. Das war enorm wichtig bei meiner Entscheidung. Der Plan des SVS ist sehr ambitioniert, aber das stimmt mit meinen hohen Zielen überein. Die Verantwortlichen haben mir mehrfach versichert, dass sie von mir überzeugt sind. Das hat mir ein richtig gutes Gefühl gegeben, so dass ich Bock hatte, diese Herausforderung anzunehmen.

„Man spürt, dass der Verein Großes vor hat“

Wie waren Ihre ersten Eindrücke?

Sehr gut. Ich hatte im vergangenen Sommer bereits ein Vorbereitungsspiel mit dem 1. FC Bocholt in Schermbeck. Daher kannte ich die Anlage, und vor allem das wirklich gelungene Abrahamhaus. Das Vereinsheim, die Seminarräume, die Kabinen – das alles machte einen hervorragenden Eindruck. Auch der Rasenplatz soll nun erneuert werden. Da spürt man, dass der Verein Großes vor hat. Ich habe mich lange und sehr gut mit Cem Kara (Sportlicher Leiter) und Michael Steinrötter (Vorsitzender) unterhalten. Die Infrastruktur stimmt, aber auch mit dem Umbruch, der aktuell gestaltet wird und den Fokus auf junge Spieler mit Erfahrung legt, kann ich mich voll identifizieren.

„Wir haben voll Bock“ auf die Regionalliga

Sie haben die Ambitionen angesprochen. Plant der Verein mittelfristig den Regionalliga-Aufstieg?

Das wurde genau so deutlich formuliert. Da ich schon in der Gladbacher Zweiten und in Straelen in dieser Liga spielen durfte, weiß ich, was da auf mich und den Klub zukäme. Wir haben voll Bock darauf, das irgendwann zu schaffen und dann vor ein paar tausend Zuschauern gegen Traditionsvereine wie Alemannia Aachen oder Rot-Weiss Essen zu spielen.

Wie groß ist der Sprung von der Ober- in die Regionalliga?

Die Regionalliga ist schon ein anderes Pflaster. Da geht es in den Profibereich, weil da Mannschaften antreten, die unter professionellen Bedingungen trainieren. Etliche Spieler auf diesem Niveau spielen ausschließlich Fußball, während in der Oberliga fast alle noch einem Job oder einem Studium nachgehen. Insofern ist der Unterschied gravierend.

Vor dem Saisonstart in Bocholt in Quarantäne

Aktuell stehen Sie noch beim 1. FC Bocholt unter Vertrag. Die Zeit dort gehört aber nicht zu den glücklichsten in Ihrem Fußballerleben...

Ich hatte in Bocholt eine gute Zeit, auch wenn es aus sportlicher Sicht nicht rund lief. Ich habe viele nette Leute kennengelernt, und auch die Menschen rund um das Team waren super in Ordnung. Blöd war, dass ich gleich zu Beginn dort Probleme mit meinem Kreuzband hatte und zwei Monate pausieren musste. Und als ich wieder fit war, kam die Coronapause. Die letzten beiden Wochen vor dem Saisonstart musste ich dann in Quarantäne verbringen. Da war rasch klar, dass ich am ersten Spieltag nicht eingesetzt werden würde. Und als die Mannschaft dann auch noch erfolgreich spielte, war es doppelt schwer, ins Team zurückzukommen.

Profi-Traum in den USA endet auf Kreisliga-Niveau

Bevor Sie zum 1. FC Bocholt wechselten, haben Sie auch in den USA gekickt.

Ich hatte damals ein Stipendium im Studiengang International Business Management angeboten bekommen. Allerdings wurden meine Hoffnungen aufgrund der Umstände dort enttäuscht. Unterkunft, Universität und nicht zuletzt das Team entsprachen überhaupt nicht meinen Vorstellungen. Ich wollte in den USA Profi werden, doch das Team, in dem ich kickte, die Fighting Knights der Lynn University in Boca Raton, hatte allenfalls Kreisliga-Niveau. Insofern war es die Sache nicht wert, dafür meine Familie, meine Freundin und meinen Verein zu verlassen. Ich fasste schnell den Entschluss, wieder heimzukehren und lebe heute in Bocholt in der Nähe meiner Familie und meiner Freundin.

Als U 17-Spieler zwei Einsätze für Deutschland

Sie haben in Ihrer Jugend die Nachwuchsmannschaften von Bundesligist Borussia Mönchengladbach durchlaufen. Wie sind rückblickend Ihre Erfahrungen?

Ich bin damals vom MSV Duisburg zu Gladbach gewechselt, weil ich dort im Internat die Möglichkeit hatte, Fußball und Schule unter einen Hut zu bekommen. Zudem war die Förderung dort richtig gut. Als Spieler der U 17 wurde ich sogar Nationalspieler und hatte zwei Einsätze. Bedauerlicherweise warfen mich immer dann, wenn es mal richtig gut lief, schwere Verletzungen aus der Bahn.

Als Langzeitverletzter nicht mehr Fuß gefasst

Gleich zwei Mal mussten Sie für längere Zeit pausieren.

Unmittelbar nach den beiden U-17-Länderspielen hab ich mir einen Schien- und Wadenbeinbruch im Training zugezogen. Und in der U 19, als ich bereits in der Youth League gespielt hatte und auf dem Sprung zu den Senioren stand, rissen mein Kreuzband und mein Meniskus. Ich kam dann als Langzeitverletzter in die U 23 von Gladbach. Und weil mir dann die Spielpraxis fehlte, war es sehr schwer für mich, dort Fuß zu fassen.

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Wenn man sich in so jungen Jahren nach schwerwiegenden Verletzungen gleich zwei Mal wieder zurückkämpfen muss, denkt man da auch schon mal ans Aufhören?

Nein, überhaupt nicht. Du denkst vom ersten Moment an nur daran, schnellstmöglich wieder fit zu werden. Während ich im Kraftraum arbeitete, konnte ich die Jungs immer zum Platz laufen sehen. Dann hast du nur den einen Wunsch, rasch wieder dabei sein und kicken zu können.