Wesel. Nach seiner schweren Verletzung will der Weseler Außenverteidiger auf jeden Fall wieder kicken, seinem Körper aber auch die benötigte Zeit geben.
Ob’s denn das jetzt gewesen sei mit dem Fußball? Diese Frage hat Timo Giese in den vergangenen Wochen häufiger gestellt bekommen. Die Antwort war zuletzt immer wieder die gleiche: „Ich will auf jeden Fall wieder gegen den Ball treten“, sagt der Außenverteidiger des PSV Lackhausen, betont dabei aber auch: „Ich setze mich dabei überhaupt nicht unter Druck und gebe meinem Körper die Zeit, die er braucht.“ Erst einmal geht es für den Landesliga-Kicker ohnehin darum, im Alltag wieder gut klarzukommen. Nach der Albtraumverletzung, die sich der 27-Jährige im vorletzten Mannschaftstraining vor dem neuerlichen Lockdown zugezogen hatte, spürt Giese aber immerhin, dass es in dieser Hinsicht Schritt für Schritt aufwärts geht.
Und über die Situation, die ihm beim Abschlussspiel der Übungseinheit am 22. Oktober das frühzeitige Saisonende bescherte, kann der Hünxer sogar schon wieder ein wenig schmunzeln: „Ich frage mich bis heute, wie ich das hingekriegt habe.“
Nach einer Woche in Dinslaken operiert
Giese hatte an jenem Donnerstagabend zu einer Grätsche angesetzt und war dabei auf dem eigenen Bein gelandet. Das Knacken konnte nicht nur er selbst hören, sondern fast alle Mitspieler auf dem Feld. Das folgende Taubheitsgefühl und die extremen Schmerzen deuteten ebenso auf etwas Schlimmeres hin – was sich schnell bestätigte: Bruch des Sprunggelenks und des Wadenbeins lautete die niederschmetternde Diagnose. Durch das Einrenken des Fußes durch den Notarzt noch auf dem Platz rissen zudem wohl noch Innen- und Außenbänder.
Im Krankenhaus in Wesel wurde das Bein erst einmal per Gips ruhiggestellt, eine Operation aber auf Grund der großen Schwellung noch nicht durchgeführt. Im Evangelischen Krankenhaus in Dinslaken kam Giese dann schließlich eine Woche später unter das Messer. Sieben Schrauben und eine Platte sollen in rund einem Jahr wieder entfernt werden.
Unterstützung von der Freundin und dem Teamkollegen
Nach einigen Wochen der strikten Schonung hat der Defensivakteur mit der Reha begonnen und tastet sich mehr und mehr an eine höhere Belastung des Fußes heran. „In der ersten Zeit ging da wirklich nicht viel. Wenn meine Freundin nicht wäre, hätte ich für die Zeit wohl zu meinen Eltern ziehen müssen“, ist Timo Giese seiner Christin extrem dankbar für die große Unterstützung.
Apropos Unterstützung: Die kam auch zuhauf von den Mannschaftskameraden. Auch ein Grund für den Wunsch, irgendwann wieder im PSV-Trikot auf dem Platz zu stehen. „Wirklich jeder hat mir Genesungswünsche geschickt. Die Jungs geben mir das Gefühl, dass ich gebraucht werde. Wir haben einfach einen tollen Teamgeist“, sagt der Hünxer, der schon seit ein paar Wochen wieder für seinen Düsseldorfer Arbeitgeber, für den er im Bereich Controlling arbeitet, im Homeoffice tätig ist.
Die Vereine
Im Alter von gerade einmal drei Jahren besuchte Timo Giese gemeinsam mit Zwillingsbruder Nico erstmals das Bambini-Training beim STV Hünxe. Für den PSV Lackhausen lief der Hünxer zum ersten Mal bei den D-Junioren, damals unter Coach Udo Esser. Es folgten die Nachwuchsstationen SuS 09 Dinslaken, Rot-Weiss Essen und Rot-Weiß Oberhausen. Erster Verein bei den Senioren war der 1. FC Bocholt, über den damaligen Oberligisten VfL Rhede landete Timo Giese schließlich 2014 in Wesel.
Am Molkereiweg hat der 27-Jährige anscheinend sein Fußball-Glück gefunden: „Wir sind einfach ein richtig guter Haufen. Ich kann mir wirklich sehr gut vorstellen, hier auch meine Karriere zu beenden.“ Nur eben noch nicht jetzt.
Wann seine Teamkollegen wieder gemeinsam auf dem Platz schuften können, vermag Timo Giese dagegen nicht zu sagen: „Es sieht ja im Moment wieder gar nicht danach aus, als würden die Zahlen runter gehen. Wenn es gut läuft, könnte es aber vielleicht im Februar etwas mit Fußball werden.“ Sicher ist sich der Postsportler nur, dass seine Mitspieler bereit sind, wenn es denn irgendwann weitergeht: „Die Jungs bekommen jede Woche ihre individuellen Trainingspläne und arbeiten damit sehr diszipliniert. Ich glaube deshalb, dass wir beim Neustart nicht die schlechteste Ausgangsposition haben werden.“
Wann er selbst wieder aktiv bei seinen Lackhausener Kumpels und Zwillingsbruder Nico mitmischen kann, lässt Timo Giese bewusst ganz offen. Nur dass er es unbedingt möchte, steht fest. Die Frage nach einem möglichen Karriereende muss ihm vorläufig jedenfalls niemand mehr stellen.