Am Niederrhein. Beim VfR Mehrhoog war er rund drei Jahre Trainer in der A- und B-Liga. Doch zuvor hatte Werner Buttgereit Fußball-Geschichte geschrieben.
Sportjournalisten kürten 2007 die Europapokal-Partie zwischen Bayer Uerdingen und Dynamo Dresden zum größten Fußballspiel aller Zeiten. Zu den Protagonisten auf dem Feld gehörte auch ein junger Mann aus dem Reeser Ortsteil Millingen und späterer Trainer des VfR Mehrhoog: Werner Buttgereit. Der damals 27-Jährige stand 1986 in beiden Partien auf dem Feld und hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg der Werkself.
Im Viertelfinale des Europapokals musste die Bayer-Mannschaft von Trainer Karl-Heinz Feldkamp sich in Dresden dem DDR-Oberligisten mit 0:2 geschlagen geben. Auch in der heimischen Grotenburg lief es anfangs alles andere als optimal. Zur Pause führten die Sachsen bereits mit 3:1. Feldkamp hatte das Spiel anscheinend schon abgehakt. „Er appellierte in der Halbzeit an uns, dass wir uns wegen der vielen Zuschauer vor dem Fernseher bitte ordentlich aus dem Wettbewerb verabschieden mögen“, erzählt Buttgereit rückblickend. Auch für viele Stadionbesucher war die Partie gelaufen. „Als wir zur zweiten Halbzeit den Platz betraten, war die Grotenburg halb leer.“
Deutscher Meister mit der MSV-Jugend
Doch das sollte sich schnell ändern, denn auf dem Rasen tat sich Erstaunliches – und viele Fans kehrten auf ihre Plätze zurück. Auch die 18 Millionen ZDF-Zuschauer rieben sich verwundert die Augen. In der 63. Minute glich Bayer zum 3:3 aus, danach fielen die Tore fast im Minutentakt, so dass es am Ende einen nicht mehr für möglich gehaltenen 7:3-Sieg gab. „Es war ein durch und durch ganz irres Ding“, sagt Buttgereit über die Partie, die dann als „Wunder von der Grotenburg“ in die deutsch-deutsche Fußballgeschichte einging.
Buttgereits Fußball-Karriere hatte recht beschaulich angefangen. Bis zum 17. Lebensjahr kickte er bei Fortuna Millingen. Sein Talent war unübersehbar. Über die Kreisauswahl und die Westdeutsche Auswahl, die er als Kapitän anführte, kam Werner Buttgereit zum MSV Duisburg, der zu jener Zeit zu den Top-Adressen im Nachwuchsbereich zählte. Buttgereit wurde unter Coach Rolf Schafstall sofort Stammspieler und gewann mit den A-Junioren 1977 die Deutsche Meisterschaft durch ein 2:1 gegen den VfB Stuttgart.
Zunächst Kofferträger bei Dietz & Co.
Dann war Koffertragen angesagt. In seinem ersten Profijahr beim MSV saß Buttgereit nur auf der Tribüne. Zu groß war das Staraufgebot mit Assen wie Bernard Dietz, Ronald Worm, Kurt Jara und Rudi Seliger. Eine Saison später hatte Rolf Schafstall als Trainer das Sagen. Buttgereit glänzte in den Übungseinheiten und erwies sich als höchst unangenehmer Gegenpart. Er war flink, beweglich und extrem ausdauernd, weshalb an ihm in der Rückrunde der Saison 1979/80 kein Weg vorbeiführte. „Ich habe im Training unheimlich Gas gegeben. Der Lohn war, dass meine Einsatzzeiten immer länger wurden“, sagt Buttgereit, der aber, weil es anfangs in Duisburg nicht so gut für ihn lief, schon einen Vertrag bei Rot-Weiß Oberhausen unterschrieben hatte.
Das Kapitel in der Zweiten Liga beendete er aber nach einer Saison, da Bayer Uerdingen ihn zu sich lotste. Und in der Saison 1982/83 war es so weit: Die Elf von Timo Konietzka setzte sich in der Relegation gegen den favorisierten FC Schalke 04 durch und stieg in die Eliteliga auf. Vor 65.000 Zuschauern im Gelsenkirchener Parkstadion reichte Bayer ein 1:1, das Heimspiel hatte Uerdingen mit 3:1 gewonnen.
„Wir haben die Bayern regelrecht übers Feld gehetzt“
Mit dem Aufstieg begann die erfolgreichste Zeit der Uerdinger, die 1985 im Pokalsieg gipfelte. Erstmals wurde das Finale im Berliner Olympiastadion ausgetragen. Und Bayer Uerdingen sorgte beim 2:1 gegen Bayern München für eine der größten Überraschungen der deutschen Fußball-Geschichte.
Dabei waren die Münchener gewohnt selbstbewusst nach Berlin gereist und hatten im Hotel, in dem auch der Uerdinger Tross untergebracht war, für die Siegesfeier den Bankettsaal angemietet. „Es sollte aber ganz anders kommen“, so Buttgereit. Denn der Außenseiter drehte im Finale mächtig auf. „Wir haben die Bayern regelrecht übers Feld gehetzt.“
Sehr stark als Bewacher von Lothar Matthäus
Buttgereit und Karl-Heinz Wöhrlin bekamen von Trainer Karl-Heinz Feldkamp Sonderaufgaben zugeteilt. Wöhrlin sollte sich um Münchens Flügelflitzer Ludwig Kögl kümmern, Buttgereit die Kreise von Lothar Matthäus einengen. „Beide haben überragend gespielt“, so Feldkamp damals.
Beim 2:1-Sieg lieferte Buttgereit jeweils die Vorarbeit zu den Treffern von Horst Feilzer und Wolfgang Schäfer. „Das war mein bestes Spiel als Profi. Ich habe dem Lothar ständig auf den Füßen gestanden, so dass er sich immer mehr nach hinten zurückgezogen hat. Mir kam dabei auch entgegen, dass es an dem Tag unheimlich heiß war“, erinnert sich Buttgereit. Übrigens: Im Bankettsaal feierten dann die Uerdinger ihren größten Triumph bis in die frühen Morgenstunden.
„Vom Training waren die Jungs hellauf begeistert“
Beinahe wäre Werner Buttgereit auch noch beim FC Schalke 04 gelandet. In der Saison 1987/88 riss dem Dauerläufer, der 200 Pflichtspiele für Bayer Uerdingen absolvierte, beim Training das Innenband. Pech für Buttgereit, dass sein Vertrag in Uerdingen auslief und nicht verlängert wurde. Er hielt sich aber fit und trainierte einige Wochen bei den Königsblauen. Es gab auch eine Zusage für einen Vertrag, doch Trainer- und Vorstandswechsel im Klub verhinderten eine Verpflichtung.
So ging es für Werner Buttgereit in den Süden. Er schloss sich dem aufstrebenden Oberligisten Türk Gücü München an. Zwei Jahre später zog es Buttgereit, der mit seiner Familie in Niedermörmter wohnt, zurück in heimatliche Gefilde. Er kickte noch eine Saison für den 1. FC Bocholt, ehe er 1991 beim damaligen Emmericher Landesligisten SV Vrasselt als Spielertrainer anheuerte. Weitere Stationen als Coach folgten unter anderem bei Viktoria Goch, SV Sonsbeck, 1. FC Kleve und beim VfR Mehrhoog.
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Rund drei Spielzeiten zwischen 2005/06 und dem Ende der Saison 2007/08 coachte er damals als Ex-Profi die Mehrhooger Fußballer in der Kreisliga A und in der B-Liga. VfR-Vorsitzender Klaus Bleckmann hatte Werner Buttgereit gelockt. „Von seinem Training waren die Jungs hellauf begeistert“, erinnert sich Rainer Kalbertodt, der damalige 2. Vorsitzende des Vereins. Trotzdem trennten sich die Wege. Als ehemaliger Profi setzte Buttgereit als Coach Dinge voraus, die von A- und B-Liga-Kickern nicht immer so umgesetzt werden konnten.
„Ich habe alles richtig gemacht“, blickt Buttgereit auf 13 Jahre als Profi zurück. Vor seiner Sportkarriere hatte er eine Lehre zum Maschinenschlosser absolviert. Heute ist er seit mehr als zwei Jahrzehnten bei der Stadt Goch tätig.