Hamminkeln. Nach den starken Ergebnisse 2019 wollte sich Kirsten de Baey-Ruszin als Profi-Triathletin versuchen. Bis jetzt stoppt das Coronavirus alles.
Europameisterin ihrer Altersklasse (25 bis 29 Jahre) in Frankfurt, Vizeweltmeisterin auf Hawaii – 2019 war das Jahr der Kirsten de Baey-Ruszin. Die Triathletin des Hamminkelner SV zählte bei den Ironman-Veranstaltungen (3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren, 42,195 Kilometer Laufen) zu den weltbesten Amateuren ihrer Klasse. Da lag es für die 29-Jährige nahe, den Schritt zu den Profis zu wagen. Die Hamminkelnerin erwarb für rund 1000 Euro die erforderliche Profilizenz für das Jahr 2020. Doch dann kam die Coronavirus-Pandemie. „Seitdem sitze ich in der Warteschleife“, erzählt Kirsten de Baey-Ruszin.
Dabei hatte das Jahr eigentlich vielversprechend begonnen. Beim ersten Marathon in Wesel siegte sie in 1:21,43 Stunden über die halbe Distanz. „Ich will nicht hoffen, dass es in diesem Jahr nur dabei bleibt“, sagt Kirsten de Baey-Ruszin. Den richtigen Einstieg in die Profi-Saison wollte sie am gestrigen Sonntag feiern. In Alsdorf bei Aachen war die Duathlon-Europameisterschaft geplant. Doch dieser Wettkampf aus Laufen, Radfahren und einem erneuten Lauf ist natürlich abgesagt worden.
Trainingslager fällt wegen Coronavirus aus
o heißt es für die Profi-Sportlerin weiterhin warten und trainieren. Dabei weiß sie ihre Situation schon richtig einzuschätzen gegenüber vielen, die durch das Coronavirus wesentlich härter betroffen sind. „Es ist blöd, aber es sind Luxusprobleme, mit denen ich mich beschäftige.“ Zumal Kirsten de Baey-Ruszin auf mögliche Einnahmen als Profisportlerin nicht angewiesen ist. Bei einer Futtermittelfirma hat sie eine Vollzeitstelle. Rund um diesen Job organisiert die Hamminkelnerin auch ihr Training.
Vorgesehen war Ende März ein einwöchiges Trainingslager in der spanischen Stadt Girona, im Nordosten Kataloniens gelegen und Wahlheimat des Deutschen Dreifachsiegers von Hawaii, Jan Frodeno. Die Corona-Krise machte einen Strich durch die Rechnung. Also geht es weiterhin in heimischen Breitengraden um die persönliche Fitness. Wöchentlich zwölf bis 15 Stunden stehen an, seit rund fünf Wochen komplett ohne die Disziplin Schwimmen. Als es noch möglich war, hatte die 29-Jährige ihren Trainingsschwerpunkt gerade darauf gelegt. Geschlossene Bäder machen nun einen Strich durch ihre Rechnung.
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Bei den Übungseinheiten muss sich Kirsten de Baey-Ruszin nicht umstellen, um die vorgeschrieben Distanz zu wahren. „Ich trainiere sowieso alleine, deshalb hat sich für mich in dem Punkt eigentlich nichts geändert“, so die Ausdauersportlerin. Neben den Lauf-Einheiten und denen auf dem Rad wird in den heimischen vier Wänden die Muskulatur gestärkt. Alles ist erst einmal auf Juli ausgerichtet. Der Ironman in der Schweiz am 12. Juli befindet sich weiterhin im Wettkampfplan, in Thun erhofft sich Kirsten de Baey-Ruszin ihren ersten Start als Profi auf der Langdistanz.
Kirsten de Baey-Ruszin gegen Hawaii nur für Profis
Allerdings hat die Hamminkelnerin bei allen Hoffnungen und Wünschen die Realität nicht aus den Augen verloren. „Ich glaube nicht, dass bis Ende Juli Veranstaltungen stattfinden“, sagt sie. Sollte dies so eintreffen, wird es auch für Hawaii (10. Oktober) langsam eng. „Einen Start dort hatte ich mir schon zum Ziel gesetzt“, erklärt Kirsten de Baey-Ruszin. Doch vor der WM im Mekka der Triathleten steht die Qualifikation, und die Frist endet am 30. August. „Deshalb kann ich zu Hawaii gar keine Aussage treffen.“
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Klar positioniert sie sich jedoch zu dem Vorschlag des zweimaligen Ironman-Weltmeisters Patrick Lange, wegen der Coronavirus-Pandemie nur Profis für den Klassiker zuzulassen. „Das hätte dann nicht mehr den Charme einer Weltmeisterschaft“, lehnt de Baey-Ruszin den Vorstoß des Kollegen ab. Eine derartige Veranstaltung kann sich die Vorjahres-Vizeweltmeisterin bei den Amateuren nicht vorstellen, auch wenn sie selbst mittlerweile zu den Profis zählt.
Keine spontanen Starts sind derzeit möglich
Dass ihre Wettbewerbe in Bonn (14. Juni) und in Belgien (27. Juni) bereits gestrichen sind, hat die 29-Jährige ebenso zur Kenntnis nehmen müssen, wie die derzeit nicht möglichen „spontanen Starts mal bei einem Zehn-Kilometer-Lauf in der Umgebung“. Der Halbmarathon in Flüren gehörte ebenfalls zur Saisonplanung, doch auch dieser ist bekanntlich abgesagt.
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„Damit kann ich leider überhaupt nicht zeigen, was ich kann“, bedauert Kirsten de Bay-Ruszin. Die Profi-Karriere liegt auf Eis, soll aber 2021 fortgesetzt werden. „Schließlich komme ich kaum zum Zuge.“ Sie sieht 2020 mittlerweile eher als ein Jahr, „in dem man viel mehr qualitatives Training machen kann. Dann ist man wieder richtig heiß auf Wettkämpfe.“ Statt wie derzeit die Inliner wieder rauszuholen oder auf einem Pferd des Vaters zu reiten – spätestens 2021 soll zum Triathlon-Jahr werden.