Hamminkeln. Der Hamminkelner SV besteht seit einem Jahrhundert. Im Jubiläumsjahr zählt der Verein 1700 Mitglieder, die Feierlichkeiten stehen auf der Kippe.

Spieltermine und Trainingsbetrieb fallen derzeit aus, das Vereinsleben ruht komplett. Für einen Geburtstag gilt das nicht. Dieser orientiert sich an keine Coronavirus-Pandemie, sondern ist schlichtweg an den Kalender gebunden. Und einen besonders runden Geburtstag feiert der Hamminkelner SV dieses Jahr. Der Sportverein darf sich über sein 100-jähriges Bestehen freuen, auch wenn die Feierlichkeiten noch auf sich warten lassen müssen.

Geplant war für den 25. April eigentlich ein Ehemaligentreffen im Zuge des Meisterschaftsspiels der Bezirksliga-Fußballer gegen die DJK Arminia Klosterhardt II. „Ich musste aufgrund der aktuellen Umstände leider allen eine Absage schicken“, bedauert Gottfried Bückmann, Vorsitzender des HSV. Für den 6. Juni haben die Verantwortlichen ein Familienturnier mit bunt gemischten Mannschaften organisiert, doch auch das droht auszufallen. „Theoretisch besteht die Möglichkeit noch, aber ich schätze das aktuell als sehr unwahrscheinlich ein“, meint Bückmann. In etwas weiterer Ferne liegt noch der 3. Oktober, an dem der Verein das Bürgerhaus in Hamminkeln gemietet hat. Dort soll bei Speis und Trank dann Geburtstag gefeiert und von alten Tagen erzählt werden.

Als erstes wird der Verein DJK Hamminkeln gegründet

Einen genauen Geburtstagstermin gibt es beim Hamminkelner SV gar nicht. Bekannt ist nur, dass die Anfänge des HSV bei der katholischen Kirche liegen. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bemühte sich eine Gruppe junger Hamminkelner, mit Unterstützung des damaligen Pastors Achtermann Fußball spielen zu können. Die allgemeine Begeisterung für Jugendsport war da und es wurde 1920 eine DJK Hamminkeln ins Leben gerufen – dies war die Geburtsstunde des späteren HSV. Fast parallel dazu fand sich eine Turngruppe in der evangelischen Volksschule ein. 1923 hieß der Verein dann offiziell Hamminkelner SV.

Eine starke HSV-Abteilung: Die Leichtathleten laden jährlich zum Citylauf ein – 41 Auflagen gab es bis jetzt.
Eine starke HSV-Abteilung: Die Leichtathleten laden jährlich zum Citylauf ein – 41 Auflagen gab es bis jetzt. © Markus Joosten/FFS

Als im September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, war an Sport nicht mehr zu denken. Doch nach dem Krieg dauerte es nicht lange, ehe das Vereinsleben wieder aktiv wurde. „1946 hat man sich in der Gaststätte ,van Nahmen’ getroffen und den Verein quasi erneut gegründet“, erzählt der heutige Vorsitzende Gottfried Bückmann. Die Teilnahme am Spielbetrieb folgte bereits zwölf Monat später.

Nach dem Krieg bildete sich auch schnell eine „Langlauf-Abteilung“, der Vorreiter der heutigen Leichtathletik-Abteilung. Gegründet wurde diese vom Hamminkelner Kurt Münder, der zu dieser Zeit begeisterter und erfolgreicher Läufer war. „Kurt Münder“, schmunzelt Bückmann, „hat den ehemaligen Helden von Augsburg, Ludwig Müller, bei einem Lauf um den Weseler Ring geschlagen und davon immer gerne erzählt.“ Erweitert wurde die Leichtathletik-Abteilung dann im Jahre 1965, als die Schillkaserne nach Wesel zog. Mit ihr kam auch Leutnant Erich Dinkelacker, der sich enorm im Verein engagierte. „Er konnte sehr gut Leute motivieren“, erinnert sich Bückmann. In den 1960er-Jahren folgten durch das Engagement von Gerda Möllenbeck auch Turngruppen für Frauen und Kinder im Breitensport.

Badminton gibt es schon seit vier Jahrzehnten

Im Zuge des Baus des Hamminkelner Hallenbades bemühte sich der HSV gleich um eine eigene Schwimmabteilung, die bis heute besteht. „Zwischenzeitlich“, so Bückmann, „hatten wir auch mal Wasserballer hier, aber die haben uns im Zuge des Umbaus dann Richtung Schermbeck verlassen.“

Seit mittlerweile 40 Jahren wird beim HSV zudem Badminton gespielt. Dort machen Bückmann vor allem die vergangenen drei Jahre Mut: „Wir haben bei den Jüngeren einen deutlichen Zuwachs bekommen und uns im Zuge der Inklusion auch Sport-Rollstühle besorgt, um Menschen mit Behinderung das Spielen zu ermöglichen.“

Spieler von RW Essen und das „frisch gezapfte Bier“

Einen wichtigen Grundstein beim Hamminkelner SV legte der ehemalige Leichtathletik-Trainer Roman Buhl. Während seiner Zeit in Hamminkeln zwischen 1989 und 1999 wuchs das Interesse am Triathlon stetig. Bis heute besitzt dieser Sport einen hohen Stellenwert. Ein gutes halbes Jahr ist es her, da sicherte sich Kirsten de Baey-Ruszin vom HSV den zweiten Platz bei der Ironman-WM auf Hawaii in ihrer Altersklasse. Zudem richten die Läufer seit Jahren den früheren Volkslauf und heutigen Citylauf aus.

Beim Bau der neuen Anlage an der Roßmühle 49 legten die Mitglieder des Hamminkelner SV auch sehr oft selbst Hand an.
Beim Bau der neuen Anlage an der Roßmühle 49 legten die Mitglieder des Hamminkelner SV auch sehr oft selbst Hand an. © HSV

Die Highlights der Fußball-Abteilung finden sich vor allem in der jüngeren Vergangenheit. Im Jahr 2009 gelang dem Bezirksligisten HSV der Sprung ins Achtelfinale des Niederrheinpokals, wo kein geringerer als Rot-Weiss Essen wartete. Vor rund 2000 Zuschauern im Weseler Auestadion verloren die Hamminkelner zwar mit 0:4, behalten den Abend aber bis heute in bester Erinnerung. „Die Essener sind damals noch lange bei uns geblieben. Frisch gezapftes Bier waren die Jungs da schon gar nicht mehr gewohnt“, lacht Bückmann rückblickend an den Pokalhit.

Der Bau der neuen Anlage an der Roßmühle (2010) eröffnete dem Verein neue Möglichkeiten. So wird seit 2014 Reha- und Fitnesssport beim HSV betrieben. „Der ausgewogene Plan bietet Angebote für zahlreiche Zielgruppen“, ist Bückmann stolz auf die Erweiterung. Das „jüngste Kind“ ist mit ungefähr einem Jahr die Kampfsport-Abteilung. „Da hatte ich erst so meine Bedenken“, gibt Bückmann zu und führt weiter aus: „Aber ich habe den Eindruck, dass das gut angenommen wird. Dort wird fairer Sport nach festen Regeln betrieben.“

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Die Mitgliederzahl ist beim Hamminkelner SV über viele Jahre gewachsen und liegt mittlerweile bei etwa 1700. Gottfried Bückmann weiß, warum es heutzutage schwerer ist, einen stetigen Zuwachs zu bekommen: „Früher hat man sich in einem Verein angemeldet und war da sein Leben lang. Heute ist das anders, da melden sich auch schnell wieder Leute ab, deshalb liegen wir immer rund um 1700 Mitglieder.“ Ähnlich wie die Mitgliederzahlen konnte der HSV in den vergangen Jahren auch seinen Gesamtumsatz deutlich steigern. Bei der ersten Aufzeichnung im Jahr 1974 lag dieser noch bei 16.112,27 Deutsche Mark (ca. 8238 Euro). Im vergangenen Jahr waren es bereits 267.620,87 Euro. Eine Zahl, die sich durchaus sehen lassen kann - und geht es nach den Verantwortlichen, auch weiter wachsen darf.