Am Niederrhein. Für Profi-Triathletin Mareen Hufe und Kirsten de Baey-Ruszin hätte der legendäre Ironman auf Hawaii nicht unterschiedlicher verlaufen können.
Die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii – vor ihr hat jeder Respekt, egal ob Profi oder Amateur. Wer das Ziel erreicht, den überwältigen meist die Emotionen. Oft auch mit Tränen verbunden. Kirsten de Baey-Ruszin hat dies erlebt. Nach den 3,8 Kilometern im Pazifik, dem 180 Kilometer langen Radfahren und dem Lauf über 42,195 Kilometer fällt bei der Athletin des Hamminkelner SV „eine ganze Last ab, so viel Druck, den man sich selbst gemacht hat“. Tränen fließen bei der 29-Jährigen im letzten Wettbewerb als Amateur – sie will es nun im Profibereich versuchen. Tränen des Glücks. Nicht nur, dass sie es nach 9:52,37 Stunden geschafft hat, auch ist sie in der Klasse der 25- bis 29-Jährigen Vizeweltmeisterin geworden. Ihre Tränen kann auch Mareen Hufe nicht zurückhalten, doch bei der Weselerin führen andere Gründe zum Gefühlsausbruch.
Die 41-jährige Profi-Sportlerin gehört zu den Routiniers in Kailua-Kona. Es ist ihr achter Wettbewerb bei den extremen Bedingungen mit hohen Wellen im Meer, Hitze, großer Luftfeuchtigkeit und böigen Winden. Sie hat im Training viel an ihrem Schwimmvermögen gearbeitet. Dies zahlt sich aus. Die Weselerin kommt nach 59:12 Minuten aus dem Meer. Sie befindet sich in einer größeren Gruppe, die aufs Rad klettert. Sonst war sie nach dem Schwimmen meist als Einzelkämpferin unterwegs.
Der Vorteil der großen Gruppe wird ihr jedoch zum Verhängnis. Im Windschatten zu fahren, dies ist strengstens verboten. Zwölf Meter muss der Abstand zu der Vorausfahrenden betragen. In ihrer Gruppe entsteht bei Kilometer 25 eine Lücke zwischen der Führenden und der Zweiten. Mareen Hufe will diese schließen, schert als Vierte zum Überholen aus. Doch die Idee hat zeitgleich auch die Drittplatzierte, Hufe bricht ab und fädelt wieder ein. Sie gerät in den Windschatten und wird prompt bestraft.
„Nicht mehr bereit, alles zu geben“
„Es war mein Fehler, ich hätte einfach nach ganz vorne durchfahren müssen“, erzählt die Profi-Sportlerin. Stattdessen muss sie in eine der vier auf der Strecke befindlichen sogenannten Penalty-Boxen und dort ihre Strafe von fünf Minuten abbrummen. „Da sind viele Tränen geflossen, im Endeffekt war da für mich das Rennen gelaufen.“ Die Enttäuschung ist riesig, die Strafe zieht Mareen Hufe auch mental runter. „Ich war nicht mehr bereit, alles zu geben.“ Vor dem Malheur sind es gut zweieinhalb Minuten Rückstand auf Platz zehn, anschließend ist sie chancenlos. Nach dem Radfahren (5:03,29 Stunden) und Marathonlauf (3:22,53) wird sie in 9:30,51 Stunden 21. bei den Profis. Beim Ironman in Arizona (24. November) wird ihr dieser Windschatten-Fauxpas sicherlich nicht unterlaufen.
Auf einer ganz anderen Gefühlsebene bewegt sich Kirsten de Baey-Ruszin nach dem Zieleinlauf. Es ist erst der vierte Langstrecken-Triathlon für die Europameisterin ihrer Altersklasse. Und der führt sie direkt nach Hawaii. „Ich hatte generell jede Menge Respekt vor dem Schwimmen und dem Mythos Hawaii“, sagt die 29-Jährige. Eine bestimmte Zeit hat sie sich nicht zum Ziel gesetzt. „Ich wollte einfach nur ins Ziel.“
Schwimmform hat Luft nach oben
Für die Schwimmdistanz benötigt die neue Vizeweltmeisterin 1:12,38 Stunden. „Ich muss noch viel an meiner Schwimmform arbeiten.“ Mit dem Rad (5:15,54) lässt sie es erst ein wenig ruhiger angehen. „So ab dem Kilometer 50 habe ich nur noch überholt, da fliegt man emotional gesehen“, erzählt Kirsten de Baey-Ruszin. Beim Marathon informiert sie Ehemann Adam Ruszin, dass es bei Kilometer 14 Rang vier in der Altersklassenwertung ist. Die Hamminkelnerin läuft in 3:15,17 Stunden noch zum WM-Vizetitel.
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„Ich hätte nicht gedacht, dass ich so viel Spaß bei dem Wettkampf haben könnte“, sagt de Baey-Ruszin nach ihrem Hawaii-Debüt. Für sie ist es nicht nur ein Erlebnis der besonderen Art. „Ich habe mich auch immer sehr gut gefühlt, besser als in Frankfurt.“ Und da wurde Kirsten de Baey-Ruszin Europameisterin.