Hamminkeln. Der Ironman in Frankfurt wird für Kirsten des Baey zum vollen Erfolg. Als Europameisterin löst sie das Hawaii-Ticket und ist beste Deutsche.
Kirsten de Baey hat ihren Traum erfüllt, auch wenn dieser schon ambitioniert war. Die Triathletin des Hamminkelner SV wollte Europameisterin der Altersklasse 25 bis 29 Jahre werden. Denn nur die Siegerin durfte sich beim Ironman in Frankfurt über das Ticket für die WM am 12. Oktober auf Hawaii freuen. „Das war mein Ziel in diesem Jahr“, erzählt die 29-Jährige. Bei dem von großer Hitze geprägten Wettbewerb in der Main-Metropole über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und dem abschließenden Marathonlauf erreichte sie nach 10:10,21 Stunden nicht nur als Klassenbeste, sondern mit Rang sieben sogar als beste deutsche Athletin den Frankfurter Römer.
Die Schattenseiten des Wettbewerbs mit Temperaturen nahe 40 Grad erfuhr de Baey erst etliche Zeit nach der Zielankunft. Im Duschbereich kam sie mit der ihr bestens bekannten US-Amerikanerin Sarah True ins Gespräch. Die 37-Jährige berichtete der Hamminkelnerin, dass sie als klar Führende auf den letzten 1000 Metern zusammengebrochen war und zur Aufgabe regelrecht gezwungen werden musste. „Da war ich ziemlich geschockt“, sagt Kirsten de Baey.
Wasser ist für Kirsten de Baey zu kalt
Während die 29-Jährige „mit der Hitze ganz gut klar kommt“, sorgte diese bei vielen Startern für Probleme. Für die Ausdauerspezialistin, der erstmals die Startberechtigung für Hawaii gelang, stellte hingegen das Schwimmen eine nicht erwartete Hürde dar. „Das Wasser war für mich einfach zu kalt, ich habe Krämpfe in den Unterarmen bekommen und musste teilweise zum Brustschwimmen übergehen“, erinnert sie sich. Bei ihrem vierten Ironman – zwei Mal verpasste de Baey in Frankfurt als Altersklassen-Dritte knapp die Hawaii-Qualifikation, in Zürich stieg sie 2017 aus – blieb sie mit 1:20,17 Stunden fast eine Viertelstunde unter ihren Möglichkeiten. Als Zwölfte ihrer Klasse und 101. bei den Frauen ging es aufs Rad.
Mehr als 54 Minuten Vorsprung auf die Zweite
„Da habe ich dann das Feld von hinten aufgerollt“, so die HSV-Athletin. Im Bewusstsein, auf dem Rad (5:15,15 Stunden) und beim Marathonlauf (3:25,31) richtig starke Leistungen abliefern zu können, schockten auch die 24 Minuten Rückstand nach dem Schwimmen nicht. Bei Rad-Kilometer 120 übernahm Kirsten des Baey die Führung. Und die sollte sie nicht mehr abgeben, baute diese noch gewaltig aus. Im Ziel waren es letztlich mehr als 54 Minuten. An der Laufstrecke empfiehl ihr ein Zuschauer, doch angesichts des Vorsprungs ruhig noch eine Tasse Kaffee trinken zu gehen. „Das habe ich mir dann aber doch erspart.“
Fokus liegt jetzt auf den 12. Oktober und Hawaii
Die nun mit einem Europameister-T-Shirt ausgestattete de Baey will sich nach Frankfurt („Dort ist es immer grandios!“) nun ganz auf Hawaii konzentrieren. „Darauf liegt jetzt mein Fokus.“ Sieben bis zehn Tage vor dem eigentlichen Wettbewerb soll die Anreise erfolgen, ein paar Tage möchte sie anschließend noch dranhängen. Mit ihrem Hawaii-Debüt hat sich Kirsten de Baey bereits kurz nach der Qualifikation beschäftigt: „Das große Ziel dort wird sein, zu finishen.“
Weitergehende Ambitionen besitzt die in Langenfeld in der Agrarberatung beschäftigte Kirsten de Baey, die dafür Agrarwissenschaften studiert hat, allerdings auch noch. Eine Karriere als Profi-Triathletin schließt sie nicht aus. Ganz im Gegenteil. „Die Überlegungen gibt es, das ist eine Option“, sagt sie. Allerdings sind dafür noch einige finanzielle Angelegenheiten zu klären, Sponsoren müssen gefunden werden. „Und dies ist schon eine ziemliche Hausnummer“, erläutert Kirsten de Baey.
Start als Profi möglicherweise im nächsten Jahr
Auf die lange Bank will sie diese Entscheidung jedoch nicht schieben. „Man müsste das jetzt angehen“, weiß sie. Dabei will das HSV-Mitglied ihren Entschluss nicht vom Abschneiden auf Hawaii abhängig machen. Den Umstieg zur Profi-Sportlerin strebt Kirsten de Baey, wenn denn die Voraussetzungen stimmen, für das kommende Jahr an. Eines ist für die Hamminkelnerin nach dem vierten Ironman ihrer Sportlerkarriere, den ersten absolvierte sie vor vier Jahren, auf jeden Fall klar: „Ich habe eine große Leidenschaft für diesen Sport.“ Und als Europameisterin auch die Klasse.