Wesel. Die SPD hat Viktoria Wesel ihre volle Unterstützung zugesagt. Der Verein soll seine Heimstätte Lippestadion so lange behalten wie er will.

Die politischen Hürden hat der Sportentwicklungsplan genommen. Allerdings wohl, ohne dass das umfangreiche Papier wirklich genau studiert wurde. Anders sind die Rückzieher kaum zu erklären. So versicherte gestern Ludger Hovest als Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion dem Verein Viktoria Wesel die volle Unterstützung in Sachen Erhalt des Lippestadions. „Hier wird es keinen Bebauungsplan geben, das wird die SPD verhindern. Viktoria Wesel kann im Lippestadion so lange den Spielbetrieb aufrecht erhalten, wie der Verein das will. Kein Verein wird gegen seinen Willen gezwungen, seine Anlage zu verlassen“, sagte Hovest.

Alarmiert wurden die Verantwortlichen von Viktoria Wesel durch die Empfehlung auf Seite 124 des Sportentwicklungsplans. „Nach der erfolgten Verlagerung von BSV Viktoria Wesel in die Aue soll das Lippestadion für den Vereinssport aufgegeben und ein Teil der Fläche in eine multifunktionale Sport-und Freizeitanlage umgebaut werden“, heißt es in dem Papier. Formulierungen, die bei Viktoria die Alarmglocken läuten ließen. „Die Kapazität reicht dort schon jetzt nicht“, sagte Jugendleiter Werner Bohm. Der Schwerpunkt im Auestadion liegt auf der Leichtathletik des Weseler TV, der Weseler SV kickt zudem dort – ein neuer Platz soll nicht entstehen.

Viktoria von Spaß-Sportanlage im Auestadion überrascht

Die Vorstandsmitglieder des 306 Mitglieder zählenden Fußballvereins Viktoria Wesel – fünf Senioren- und neun Jugendteams sind im Spielbetrieb – wurden nach eigenen Aussagen von der Entwicklung rund um das Lippestadion überrascht. „Wir wussten nicht, dass das Lippestadion eine Spaß-Sportanlage werden soll, da niemand von der Viktoria in den Arbeitskreisen anwesend war“, meinte der Vereinsvorsitzende Günter Kellendonk. Gegen die im Sportentwicklungsplan angeregten Empfehlungen „müssen wir uns wehren“, so Kellendonk.

Mit der SPD-Ratsfraktion gibt es dafür anscheinend einen Verbündeten. Dass die „Formulierungen natürlich Ängste wecken“, dies wunderte Ludger Hovest nicht. Er versprach dem Verein, „Verbündete im Rat zu finden, dass diese Sportanlage bleibt und weiterentwickelt wird“. Der Zeitpunkt der in Aussicht gestellten Weiterentwicklung stößt bei den Viktorianern aber auf Kritik.

Drei neue Kunstrasenplätze in den nächsten zwei Jahren

Der Zwei-Jahres-Plan in Sachen Bau eines Kunstrasenplatzes ist den Klub-Verantwortlichen aus dem Lippestadion ein Dorn im Auge. Finanzmittel für drei Plätze stehen zur Verfügung – einer soll im Auestadion erstellt werden, zwei auf der Anlage des PSV Lackhausen am Molkereiweg. „In unseren Augen ist dies eine absolut ungerechte Verteilung. Warum bekommt ein Verein zwei Kunstrasenplätze, und wir schauen ins Leere“, meinte Günter Kellendonk. „Dies ist schon eine Wettbewerbsverzerrung“, so Werner Bohm. Vereine mit einem Kunstrasenplatz könnten wesentlich einfacher Jugendliche anlocken als Klubs nur mit Rasen- oder Aschegeläuf. Diese Planung werde aber nicht mehr verändert, so Hovest. „Ab 2021 werden die Karten neu gemischt. Am Ende werden alle Vereine einen Kunstrasenplatz bekommen, die eine vernünftige Arbeit betreiben.“

„Doch nicht sklavisch gebunden“ an Sportentwicklungsplan

Apropos Arbeit: Die in den Sportentwicklungsplan investierte Arbeit, die rund 65.000 Euro für einen externen Dienstleister kostete, kam bei Ludger Hovest im Nachhinein weniger gut an. Beispiel multifunktionale Sport und Freizeitanlage Fusternberg: „Welcher Unsinn in solchen Gutachten steht – Fusternberg und ein neuer Sportplatz, das wird in 500 Jahren nicht passieren.“ Zudem sei die Politik an so einem Sportentwicklungsplan letztlich „doch nicht sklavisch gebunden“.