Oberhausen. Rot-Weiß Oberhausen geht mit gleich vier neuen Teams in die Saison – sie sind weiblich. Warum RWO auf Frauen- und Mädchenfußball setzt.
In den späten 1970er-Jahren waren sie einer der ersten Vereine in der Umgebung, die sich auf die neue Erfahrung einließen. Nun, fast ein halbes Jahrhundert später, haben sie nach langer Planung und Vorbereitung einen Neustart hingelegt. „Endlich“, sagt Hajo Sommers.
„Vor fünf oder sechs Jahren haben wir schon das erste Mal über die Gründung einer Frauen- und Mädchenfußball-Abteilung nachgedacht“, berichtet Hajo Sommers und führt aus: „Damals waren aber sowohl die Stadt Oberhausen als auch wir noch nicht so weit.“
Der SC Rot-Weiß Oberhausen, früher mit den Herren in der Bundesliga am Ball und heute Regionalligist, hat eine Abteilung für Frauen- und Mädchenfußball gegründet. Zur Saison 2023/24 starten die ersten Frauen in der Landesliga, dies ist durch die Übernahme des Spielrechts des Ortsnachbarn SV Adler Osterfeld möglich, außerdem gibt es jeweils eine U17, U15 und U13, die unten in der Kreisliga anfangen.
Der 64-jährige Ex-Vorsitzende des Traditionsklubs aus dem Ruhrgebiet ist nach einer Neuverteilung der Ämter bei den „Kleeblättern“ nun unter anderem für die kickenden Mädels verantwortlich. Mit „noch nicht so weit“ meint der langjährige Betreiber des Ebertbads, einer Institution im Kulturbetrieb weit über Oberhausen hinaus, vor allem die fehlende Infrastruktur.
Gerangel um Trainingszeiten
Um Frauen- und Mädchenfußball bei einem so großen Verein wie RWO anzubieten, hätte es vor allem Trainings- und Spielfelder gebraucht. Diese stehen eigentlich bis heute nicht so zur Verfügung, wie sich das die Rot-Weißen gewünscht hätten, aber zumindest ist ein guter Kompromiss gefunden worden. Auf der Anlage an der Lindnerstraße, in Sichtweite des Niederrheinstadions, wo der Herren-Regionalligist seine Heimspiele austrägt, wird trainiert, allerdings muss sich RWO das Gelände mit der SG 92 Oberhausen teilen.
Auch wenn es um Trainingszeiten Gerangel gibt, war für die Oberhausener von vornherein klar, dass sie nicht nur eine erste Mannschaft in den Spielbetrieb schicken wollten. „Das hätte für uns keinen Sinn ergeben. Wir wollten mit mehreren Teams loslegen, im Frauen- und Mädchenfußball auch den Nachwuchs fördern“, erklärt Hajo Sommers und betont: „Damit wollen wir auch ein Stück weit zur Gleichberechtigung im Fußball beitragen.“
Es sei zwar wichtig, dass der Frauen- und Mädchenfußball seit dem Erfolg der Nationalmannschaft bei der EM im vorigen Jahr in England in ganz Deutschland einen ordentlichen Schub erlebe, aber: „Wir müssen das ganze Thema auch im Amateurfußball voranbringen.“
13:4 im ersten Testspiel
Komplett neu aufgebaut werden mussten dabei nur die Nachwuchsteams, sprich die U17, U15 und die von RWO zunächst nicht geplante U13. „Dann sind aber zu den Sichtungstrainings so viele begeisterte junge Fußballerinnen gekommen, dass wir uns dazu entschlossen haben, auch eine U13 anzubieten“, berichtet Hajo Sommers.
Der 26-köpfige Kader der Frauen 1 hingegen besteht zu einem großen Teil aus Spielerinnen aus Osterfeld. Die Adlerinnen spielten bis zu ihrem Wechsel zu Rot-Weiß in der Bezirksliga, schafften dort in der vorigen Saison den Aufstieg in die Landesliga und waren parallel dazu bereits im Futsal für RWO am Ball – mit Niklas Seeger als Coach. Neuzugänge kamen von den zweiten Mannschaften des MSV Duisburg und VfL Bochum sowie unter anderem von Adler Union Frintrop an die Lindnerstraße.
Nun geht es, endlich, auch draußen auf dem großen Platz um Tore. Zwei Testspiele absolvierte das Team von Trainer Niklas Seeger am vergangenen Wochenende – mit komplett unterschiedlichen Erfahrungen. Am Samstag gab es einen 13:4-Sieg bei der U17 von TuSA 06 Düsseldorf,, am Sonntag folgte eine 0:4-Niederlage bei den Landesliga-Frauen von Union Nettetal. „Wir hatten eine intensive Woche hinter uns, sodass uns im Spiel in Nettetal am Ende ein wenig die Kraft gefehlt hat“, resümiert Niklas Seeger.
Bis Ende August stehen sechs weitere Testpartien auf dem Programm, außerdem am ersten Sonntag im August ein Kreisturnier mit gleich drei Spielen an einem Tag. Danach müssen sich die RWO-Frauen in der Landesliga beweisen, und zwar gegen Vereine mit deutlich kleinerem Klang. „Uns ist bewusst, dass wir dort ganz genau beobachtet werden. Rot-Weiß Oberhausen ist ein recht großer Name im Fußball, aber daran möchten wir uns gerne messen lassen“, verrät Hajo Sommers.
Wohin die Reise am Ende hingehen soll? Wenn es nach dem Willen der Verantwortlichen gehen soll, dann möglichst weit nach oben. „Wir wollen in Oberhausen Spitzensport anbieten, das gilt letzten Endes auch für den Frauenfußball“, nickt Hajo Sommers.
Das Ziel ist die zweite Liga
Die großen Nachbarn Schalke 04 und Borussia Dortmund, die vor drei beziehungsweise zwei Jahren ganz unten in der Kreisliga angefangen haben und inzwischen in der Landesliga angekommen sind, haben die Bundesliga als Ziel ausgerufen. „Das dürfte für uns schwer zu erreichen sein, aber wenn wir es bis in die zweite Liga packen, hätten wir nichts dagegen“, kündigt Hajo Sommers an.
Für die RWO-Frauen geht es erst einmal in Rhede weiter. Gegen ganz große Namen, wie zum Beispiel den BVB, spielen vorerst nur die Herren – an diesem Mittwoch vor vollem Haus im Stadion Niederrhein.