Oberhausen. Der mehrfache Deutsche Box-Meister will es zu den Olympischen Spielen schaffen – und danach weiter sehen
Malek Semmo startet Samstag in die Box-Bundesliga. Der Oberhausener Kämpfer hätte auch zu einem Trainingslager des Deutschen Box-Verbandes geladen werden können. Doch so ist es auch gut, der 18-jährige Klosterhardter freut sich auf den Start ins Wettkampfjahr und Praxis beim Heimkampf seines Vereins MBR Hamm gegen BSK Hannover Seelze. Denn er hat einiges vor.
Semmo: „Mein großes Ziel ist Olympia. Ich weiß nicht, ob ich es bis Paris 2024 schaffe, aber spätestens 2028 will ich dabei sein.“ Dann wäre er 23 Jahre und immer noch ein junger Kämpfer. Erst danach würde er überlegen, eine Profi-Karriere einzuschlagen und um Titel zu kämpfen. „Aber die Olympischen Spiele sind für mich das Größte.“
Seine hohen Ziele stehen auf einer stabilen Basis, und das ist sein außergewöhnliches Talent. Die Anlagen hat er von Vater Bilal (44), der selbst ein erfolgreicher Faustkämpfer war. Bilal Semmo ist heute noch sein bester Vertrauter, Tippgeber und Förderer. Denn Semmo junior setzt beruflich voll auf die Karte Boxen, ist praktisch Profi unter Amateurkämpfern.
Aber die Chance ist da: Er begann in Bottrop bei der dortigen Trainerlegende Eduard Schwabe, wechselte dann nach Mülheim zu Abi Guettari und ist nun bei Boxing Duisburg, wo er von Salih Yildirim und Sven Hoffmann gecoacht wird. Die Szene ist überschaubar, Abis Bruder Momi etwa hat in Oberhausen einst den ganz jungen Abass Baraou entdeckt, gefördert und zum Deutschen Meister gemacht. Jetzt ist Baraou Profi und trainiert in London. „Wir schreiben uns regelmäßig“, sagt Semmo, „er gibt mir Tipps. Abass trainiert mit Weltklasseleuten und ist selbst Weltklasse.“ Natürlich tauscht er sich auch mit seinem Oberhausener Kumpel Malik Aksakal aus, der ebenfalls mit großen Zielen in Duisburg trainiert.
Semmo will auch einmal dort hin, wo Baraou jetzt ist, aber länger im Amateurlager bleiben.
Als bester Techniker ausgezeichnet
Er ist für beide Karrieren auf einem sehr guten Weg. Von der U13 an holte er sich in allen Klassen bis U19 den Deutschen Titel, wurde zuletzt bei einem internationalen Turnier in Serbien als Mittelgewichtler (-75) nach fünf Siegen in fünf Kämpfen als „bester Techniker“ ausgezeichnet – und ist folgerichtig festes Mitglied der Nationalmannschaft. „Ich hoffe, dass ich dieses Jahr in die Sportkompanie der Bundeswehr komme. Dann könnte ich mich weiter voll auf Boxen konzentrieren“, sind seine ersten Ziele dieses Jahr.
Sportlich wird er nun in der U22 gefordert und will zunächst lernen und die neuen Gegner lesen. Wobei: „Ich stehe in Deutschland jetzt schon an 1 in der neuen Altersklasse.“ Dies soll ihm im besten Fall den Weg zu den Olympischen Spielen ebnen.
Bis dahin sind Hürden zu nehmen und die größte steht relativ spät im Jahr bei der Europameisterschaft im November in Aserbaidschan auf dem Plan. Eigentlich war ein früherer Termin vorgesehen, doch der kam nicht zustande. So muss sich Semmo mit seinem Vater und seinen Trainern zusammensetzen, um einen Aufbau für 2023 hin zu bekommen, um im November ein Formhoch zu schaffen. Dazu gehört die Bundesliga mit sechs Kämpfen, dazu kommen DBV-Trainingslager und internationale Wettkämpfe.
Volles Programm also, um seinem Traum näher zu kommen. Dass es dabei Rückschläge geben kann, hat er auch bereits erfahren. So etwa im Kampf gegen seinen ärgsten Widersacher, den Kasachen Daulet Tulemissov im Viertelfinale der Weltmeisterschaft, das der Oberhausener mit 0:5 verlor. „Der war einfach besser drauf an diesem Tag“, sagt Semmo, „aber vom Prinzip her sind wir in einer Liga.“ Zwei Monate zuvor in Serbien sah Semmo noch deutlich besser aus gegen Tulemissov, sah sich nach offensiver Kampfführung als Sieger, wurde aber verloren gewertet.
„Wir werden uns auf unserem Weg noch häufig begegnen.“ 22 Kämpfe absolvierte er 2022 und verlor nur zwei – eben jene erwähnten. „Aber es war immer eng und ich werde dran bleiben.“
In Aserbaidschan will er es erneut wissen...