Oberhausen. Vor dem EM-Start nehmen die Oberhausener Trainer-Asse Mike Terranova, Julian Berg und Marcel Landers die deutsche Mannschaft unter die Lupe.

Mit dem Eröffnungsspiel Türkei gegen Italien im Olympiastadion in Rom startet am Freitag (21 Uhr) die 16. Fußball-Europameisterschaft. Verteilt über elf Städte, kann am Ende nur eine der 24 teilnehmenden Nationen den Siegerpokal im Londoner Wembley-Stadion in den Händen halten.

Die deutsche Nationalmannschaft steigt am kommenden Dienstag (18 Uhr) ins Geschehen ein, und bekommt es zum Auftakt in der Münchner Allianz-Arena gleich mit dem amtierenden Weltmeister Frankreich zu tun. Daneben warten in der Gruppenphase Titelverteidiger Portugal und Ungarn auf das Team von Bundestrainer Joachim Löw. „Also ich habe mein Deutschland-Trikot schon griffbereit“, freut sich Julian Berg auf das Fußballfest.

Letztes Turnier für Bundestrainer Joachim Löw

Ist von einem guten Abschneiden der DFB-Elf bei der EM Überzeugt: Nord-Trainer Julian Berg.
Ist von einem guten Abschneiden der DFB-Elf bei der EM Überzeugt: Nord-Trainer Julian Berg. © FUNKE FotoServices | Kerstin Bögeholz

Der Trainer von Oberligist Sterkrade-Nord glaubt fest an eine erfolgreiche EM für „Die Mannschaft“. „Ich gehe immer mit dem Gefühl in ein solches Turnier, dass Deutschland am Ende gewinnt.“ Und das trotz des enttäuschenden Abschneidens bei der Weltmeisterschaft 2018, als die Löw-Elf bereits in der Vorrunde die Segel streichen musste. „Die Stimmung im Team scheint im Vergleich zur letzten WM deutlich besser zu sein. Auch Löw wirkt sehr entschlossen, mit diesem Turnier einen schönen Abschluss hinzubekommen“, so Berg.

Auch sein Trainerkollege Marcel Landers, Linienchef von Landesligist Arminia Klosterhardt, ist von den Qualitäten der deutschen Mannschaft überzeugt. Sein Haus hat der ehemalige Flügelflitzer bereits mit seinem Sohnemann in Schwarz-Rot-Gold gehüllt. Ob die Startelf der DFB-Elf derweil so aussehen wird, wie beim 7:1-Sieg im letzten Vorbereitungsspiel gegen Lettland, da hat der 36-Jährige so seine Zweifel. „Auf der einen oder anderen Position wird Jogi sicherlich noch was ändern.“

„Ohne die beiden hätte ich sonst Bauchschmerzen bekommen“

Er selbst würde gerne Emre Can in der Startelf sehen. „Das ist so ein Mentalitätsmonster, das du einfach in jeder Mannschaft brauchst.“ Ebenfalls unverzichtbar sind für Landers die Rückkehrer Mats Hummels und Thomas Müller. „Ohne die beiden hätte ich sonst Bauchschmerzen bekommen“, sagt er mit einem Lachen. Trainer-Kollege Berg derweil hätte gerne Lars Stindl von Borussia Mönchengladbach im Aufgebot gesehen. „Schade, dass so ein Mann quasi gar nicht zur Diskussion stand. Als hängende Spitze hätte er so manche offene Frage in Sachen Sturmreihe beantworten können.“

Größter Streitpunkt scheint die Diskussion zu sein, auf welcher Position Joshua Kimmich spielen soll. Wie gegen Lettland auf der rechten Seite oder doch als Sechser. „Kimmich muss auf rechts spielen“, macht Mike Terranova deutlich. Der Trainer von Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen erklärt: „Im zentralen Mittelfeld hat Deutschland mit Toni Kroos, Ilkay Gündogan und Leon Goretzka genügend Auswahl. Auf der rechten Seiten ist quasi nur Lukas Klostermann da. Und der verfügt noch nicht über die internationale Klasse wie Kimmich.“

Mike Terranova lobt Squadra Azzurra

Somit muss Kimmich quasi wie Philipp Lahm bei der WM 2014 „im Dienste der Mannschaft die etwas unbeliebtere Rolle übernehmen.“ Insgesamt zählt Terranova Deutschland naturgemäß zu den Turnierfavoriten. „Ja, die Gruppe ist alles andere als einfach. Aber so bist du eben von Anfang an gefordert und darfst dir keine Schwächen erlauben.“ Beim Oberhausener „Fußballgott“ selbst schlagen zwei Herzen in seiner Brust, drückt er doch neben Deutschland auch Italien fest die Daumen.

Bei RWO-Trainer Mike Terranova schlagen zwei Herzen in seiner Brust. Für Italien und für Deutschland.
Bei RWO-Trainer Mike Terranova schlagen zwei Herzen in seiner Brust. Für Italien und für Deutschland. © FUNKE Foto Services | Micha Korb

Dabei sieht Terranova die Squadra Azzurra „so stark, wie schon lange nicht mehr“. Kein Wunder, ist der Fußball, den Trainer Roberto Mancini spielen lässt, weit weg vom über Jahrzehnte hinweg praktizierten Catenaccio. „In der Offensive hat sich kaum ein Team in den letzten Jahren so konstant und gut gezeigt wie die Italiener. Sie verfügen über fantastische Offensivspieler, die den Unterschied ausmachen können“, schwärmt Terranova.

Zwar möchte sich der RWO-Trainer nicht auf einen Titelfavoriten festlegen, aber: „Gegen ein Finale Deutschland gegen Italien hätte ich nichts einzuwenden.“ Seine Trainerkollegen tippen derweil beide auf Deutschland, auch wenn die Konkurrenz „über enorme Qualitäten“ verfügt. „Belgien wäre mit dieser Truppe eigentlich mal reif für einen großen Titel. Ob Kevin de Bruyne, Romelu Lukaku, Yannick Carrasco und Eden Hazard. Viel besser geht es kaum“, hat Landers die belgischen „Roten Teufel“ ganz oben auf seinem Zettel.

Was ist mit Spanien?

Ein großes Fragezeichen steht derweil hinter den Spaniern und deren Titelambitionen. „Dass ein Sergio Ramos nicht mitgenommen wurde, hat mich schon überrascht“, ist Julian Berg gespannt, wie sich das Team von Trainer Luis Enrique schlagen wird. Ein Ausrufezeichen setzten die Spanier Ende 2020, als sie die deutsche Nationalmannschaft mit 6:0 aus dem Stadion schossen.

„Das war nicht schön, aber eben auch nur die Nations League“, sieht Berg Deutschland gut aufgestellt für einen erfolgreichen Start gegen Frankreich. „Warum sollte uns kein Auftaktsieg gelingen? Pessimismus ist hier fehl am Platz.“