Oberhausen. Der Oberhausener Box-Profi Abass Baraou verliert sehenswerten Kampf um WM-Chance über zwölf Runden gegen Jack Culcay umstritten nach Punkten.
Axel Schulz, Sport1-Boxexperte, vergaß im Laufe des Kampfes zwischen Abass Baraou und Jack Culcay teilweise sogar das Kommentieren, so begeistert war er von dem Geschehen innerhalb der vier Ringecken. Die beiden Weltergewichtler lieferten einen spektakulären und hochklassigen Kampf, aus dem Culcay nicht ohne Widerspruch als Sieger hervorging. Für den Oberhausener Baraou bedeutete die knappe Punktniederlage im zehnten Kampf den ersten kleinen Makel.
Schon in Runde eins war beiden der gegenseitige Respekt anzumerken. Beide tänzelten viel und testeten erst einmal aus, was der Gegenüber so anzubieten hat. Culcay kam in den ersten Runden etwas besser in den Kampf und war tendenziell der etwas aktivere Boxer. Das änderte sich jedoch ab der vierten Runde. Da wollte der erfahrene Berliner nachlegen, doch Baraou durchschaute das Muster nun und nutzte immer wieder die Lücken im offenen Schlagabtausch für die besseren Treffer.
Trainer Booth fordert: Baraou soll Culcay keine Pausen gönnen
Culcay hatte auch in Runde fünf seine Probleme und kam durch die gute Deckung seines Herausforderers kaum hinaus. Baraou bewegte sich gewohnt viel und nahm Culcays Schlägen mit filigranen Bewegungen die Kraft. Hier ließ er allerdings ein paar Chancen ungenutzt und Culcay war in der sechsten Runde wieder auf Augenhöhe.
Folgen Sie den Sportredaktionen der NRZ am Niederrhein!Es sollte aber lange die letzte Zeit sein, denn auch wenn beide Boxer sich stark und auf hohem Niveau präsentierten: Culcay konnte das Tempo von Baraou nicht mehr ganz mitnehmen.
Der Oberhausener wurde von seinem Trainer Adam Booth auch immer wieder darauf hingewiesen, dass er Culcay die Pausen nicht geben dürfe. Denn ein paar Sequenzen in jeder Runde probierte dieser, seine Punkte zu sammeln, war ansonsten eigentlich nur noch im Rückwärtsgang unterwegs.
Culcay versuchte Baraou zu locken, doch der boxte souverän seinen Stiefel herunter. Die Pausen des Routiniers hingegen wurden länger und nach der neunten Runde durch lockeres Tape am Handgelenk noch einmal künstlich verlängert. Die zusätzliche Verschnaufpause tat dem Berliner gut, der in den letzten drei Runden wieder aktiver wurde.
Baraou ließ allerdings von seiner aktiven Marschroute nicht ab und ging weiter offensiv zu Werke. Das sorgte für atemberaubende Schlagabtäusche noch in der letzten Runde, nach der sich beide als sicherer Sieger fühlten.
Abass Baraou: „So etwas hält mich nicht auf“
Mehr Artikel zum Oberhausener Sport finden Sie hierDoch die Kampfrichter, die um den Ring verteilt sitzen und so unterschiedlichste Blickwinkel auf das Geschehen haben, entscheiden nun mal. Zwei (115:114, 115:113) stimmten für den Berliner Culcay, ein Unparteiischer (116:113) votierte für Baraou. „Das war Werbung für den Boxsport. Das Urteil nicht“, sagte Experte Jean-Marcel Nartz, einst Technischer Leiter bei Sauerland und Universum.
Sichtlich geknickt erklärte Baraou im Ring: „Ich fühle mich nicht besiegt, aber ich habe trotzdem verloren.“ Ein Unentschieden und ein damit zu erwartender Rückkampf, damit wären am Ende vielleicht alle zufrieden gewesen, der ist allerdings nun eher unwahrscheinlich.
Für Culcay ist die mit dem Sieg errungene Chance auf einen WM-Titelkampf der Höhepunkt im Herbst seiner Karriere. Baraou verspricht weiter zu arbeiten: „So etwas hält mich nicht auf, lenkt mich ab oder verändert mich irgendwie. Ich fühle mich gut, habe nichts verloren und werde weiter hart arbeiten.“