Oberhausen. RWO testet mit Spiel der Team-12-Reserve sein professionelles Livestream-Angebot im Internet. Preise für die Heimspiele stehen fest.
14.50 Uhr, Stadion Niederrhein. RWO-Präsident Hajo Sommers steht mit seinen Vorstandskollegen Thorsten Binder und Klaus-Werner Conrad auf der Tartanbahn. Der Blick der drei geht immer wieder aufs Handy. „Noch läuft nix“, heißt es Richtung Pressesprecher Thorsten Sterna, der sofort Entwarnung gibt: „Fünf vor geht’s erst los.“
Gemeint ist der Testlauf des neuen Streaming-Angebots, das in Zusammenarbeit mit dem Stuttgarter Unternehmen Leagues künftig die Regionalliga-Heimspiele der Kleeblätter übertragen wird. Schließlich ist bedingt durch die Corona-Pandemie eine Rückkehr von mehr als lediglich 300 Zuschauern bis Jahresende nicht absehbar.
RWO-„Fußballgott“ Mike Terranova zunächst nur auf der Bank
Zur Premiere stand eigentlich das letzte Vorbereitungsspiel der Regionalligamannschaft von RWO und Ligakonkurrent Fortuna Köln auf der Agenda. Doch wegen eines Covid-19-Falls im Umfeld der Pappas-Elf wurde kurzerhand die Partie zwischen dem RWO-Team 12 und Westfalia Gemen IV ins Programm genommen. „Wir wollten den Testlauf nicht absagen, weil wir für den Saisonstart gerüstet sein wollen“, erklärt Sommers, für den es kurz vor 15 Uhr vor die Kamera geht.
Denn Kommentator Sebastian Messerschmidt bittet vor dem Anpfiff zum kurzen Plausch. „Mal schauen, ob wir ein gutes Bild zusammenkriegen“, hofft der RWO-Präsident auf einen reibungslosen Ablauf, während Team-12-Ersatzspieler Mike Terranova gut gelaunt Richtung Spielertunnel trabt. „Ihr braucht das Ding erst in der zweiten Halbzeit anmachen. Dann wird’s erst richtig spannend.“ Für den Kreisliga-A-Aufsteiger, aber auch für den Gegner aus Borken ist es dabei in zweierlei Hinsicht ein außergewöhnliches Testspiel.
Kommentator von RWO-Spiel ist um Neutralität bemüht
Normalerweise auf dem Kunstrasen des Nachwuchsleistungszentrums unterwegs, ist es nun das altehrwürdige Stadion Niederrhein, wo der Ball für das Team 12 des Trainerduos Sebastian Saß und Daniel Schilwa rollt.
Zudem sind gleich drei Kameras auf die Akteure gerichtet, die entweder aus der Totale oder per Nahaufnahme das Spielgeschehen für die Zuschauer einfangen.
Fünf Euro pro Spiel
Im Regionalliga-Alltag werden die Heimspiele von RWO einzeln mit fünf Euro berechnet. „Dauerkarten“ für den Stream kosten einmalig 35 Euro. Dafür kann der Zuschauer alle acht Heimspiele in der Hinrunde bis Jahresende verfolgen. Eine Partie ist somit gratis.
Das erste Heimspiel der Kleeblätter findet am 13. September um 14 Uhr gegen die U23 von Schalke 04 statt. Ob wegen des Covid-19-Falls im Umfeld des RWO-Teams das erste Saisonspiel kommenden Samstag beim FC Wegberg-Beck stattfinden kann, ist noch offen. Am Samstag wurden 27 Spieler, Trainer und Betreuer des Regionalligisten in die Corona-Teststation am Stadion geladen. Ergebnisse stehen noch aus.
Mit Anpfiff hat auch Messerschmidt seinen Platz im Pressebereich neben Bild-Regisseur Dennis Dudda eingenommen, der über seinen Bildschirm zwischen den Kamerapositionen schaltet. Knapp drei Stunden hatte zuvor der Aufbau gedauert. Aufgrund technischer Probleme können zunächst aber nicht alle Zuschauer den Stream verfolgen. „Wir waren für den Probelauf auf einem angemieteten Server unterwegs. Diesen Fehler haben wir aber noch während der Sendung behoben und wissen, was zu tun ist“, merkt Sterna an.
Messerschmidt bemüht sich derweil bei seiner Moderation trotz des Namen „RWO-TV“ um die nötige Neutralität. Denn die ist von den Vereinsverantwortlichen ausdrücklich gewünscht, sollen doch auch Nicht-Kleeblatt-Fans für das Streaming-Angebot gewonnen werden.
In der Wiederholung wird sich das 1:0 für die Platzherren durch Christopher Harder angeschaut, was manch einem entgeht. „Ich bin hier so fokussiert auf die Technik, dass ich fast gar nichts vom Spiel mitbekomme“, sagt Sterna, während sich zeitgleich Thorsten Binder, Sportlicher Leiter vom Team 12, im Halbzeittalk befindet.
Leerlauf soll es beim RWO-Streaming nicht geben
Denn Leerlauf soll es beim Kleeblatt-Streaming nicht geben. Mit Blick auf die sozialen Medien von RWO zeigt sich zudem, dass vom Fernseher im heimischen Wohnzimmer, übers Tablet auf dem Balkon oder übers Smartphone im Shuttlebus auf den Weg nach Rom die Zuschauerschaft weit verstreut ist.
Nach 63 Minuten gelingt Marcel Schmitz der Ausgleich für die Gäste, der bis in die Nachspielzeit Gültigkeit behält. Doch dann ist es erneut Harder, der nach einem feinen Spielzug mit seinem zweiten Treffer den 2:1-Erfolg perfekt macht.
Anders als jede Saison zuvor
Den Gästen scheint dieser später Knockout allerdings nur wenig anzuhaben. Im Gegenteil, wird nach Abpfiff doch noch ein gemeinsames Foto beider Teams geknipst. „So eine Gelegenheit kommt schließlich nicht so schnell wieder“, weiß Gästetrainer Jörg Rickert.
Nach den Spielerinterviews beginnt zeitnah der Technikabbau. „Man kann zufrieden nach Hause fahren“, zieht nicht nur Messerschmidt eine positive Bilanz. RWO scheint in Sachen Streamen für eine Saison gerüstet zu sein, die nicht nur für die Zuschauer anders sein wird, als jede zuvor. Doch wie wusste schon RWO-Legende Adi Preißler: „Grau is’ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is’ auf’m Platz.“